oder der Dottersack selbst, frei in einem hohlen Raume, dessen Bildungsgeschichte
noch keinem Beobachter klar geworden zu sejn scheint. Dieser Raum wird von
allen Seiten von dünnen Blattern umgeben (A, A), die an die benachbarten Umgebungen
sich anlegen. In altern Früchten findet man sie netzförmig durchbrochen,
in jüngern bilden sie continuirliche Flächen. Sie werden bei Vergleichung
mit Fig. 19. bald erkennen, dafs diese Blätter nur derjenige Rest der serösen Hülle
seyn können, der sich zuletzt von dem Dottersacke gelöst h at; denn allmählig
breitet sich der Gefiifshof über den ganzen Dottersack aus, wobei immer das animalische
Blatt sich löst, und der Harnsack mufs nothwendig immer die seröse
Hülle vor sich her treiben. Das wird Ihnen noch deutlicher werden, wenn Sie
Fig. 24. ansehen, wo das Ei der Säugethiere in dem frühen Zustande durchschnittlich
dargestellt ist, wenn die seröse Hülle in der Blüthe sich befindet. Das Ei ist
noch so jung, dafs das Amnion an der serösen Hülle haftet und der Harnsack entweder
noch gar nicht hervorgetreten oder noch sehr klein ist. Da er aber zwischen
animalischem und vegetativem Blatte hervorwächst, so glaube ich macht diese
Figur es sehr anschaulich, dafs er überall bei seiner Entwickelung die seröse Hülle
vor sich her drängen mufs und zuletzt den Theil, der sich zuletzt ablöst und in dieser
Figur noch anhaftet.
Doch verfolgen wir die Frucht der Raubthiere in ihrer Entwickelung! Das
Ei des Hundes möge als Beispiel dienen. Es kommt in sphärischer Gestalt in den
Fruchthälter und liegt in demselben zuvörderst ganz lose', so dafs 'es allmählig
weiter bewegt wird. Sobald der Dotter flüssig geworden ist, unterscheidet mau
deutlich zwei in einander liegende Säcke, einen innern, an welchem noch Häufchen
von Dotterkörnern anliegen und welcher aus der Keimhaut und einem kleinen
kreisförmigen Schilde, dem Embryo, besteht. Dieser Sack schwebt frei in dem
äufsern, den man für die Dotterhaut halten mufs, weil er dieselbe Haut ist, die
schon im Eierstocke den Dotter umgab. Auf der Dotterhaut liegt noch etwas unförmliche
Masse, welche allmählig geringer wird und die anhaftende Keimschicht
zu seyn scheint. Nun umschliefst aber bald der Fruchthälter das immer wachsende
Ei so eng, dafs es kaum möglich scheint, es unversehrt auszulösen. Man erkennt
das Daseyn des Eies, wenn man den Fruchthälter gegen das Licht hält. Schnitt
ich den Fruchthälter auch noch so behutsam auf, so fand ich doch wenigstens die
äufsere Haut zerrissen. Sie ist nun mit keulenförmigen durchaus blutlosen Zotten
besetzt, die in maschenförmige Vertiefungen, welche unterdessen im Fruchthälter
sich gebildet haben, tief eingreifen. Im Innern dieser Haut ist, durch flüssiges
Eiweifs getrennt, der früher gesehene, innere Sack, auf welchem die schildförmige
Erhebung desEmbryo unterdessen länglich geworden ist. Weil ich nur diese
beiden Häute finden konnte, so glaubte ich, die äufsere sey dieselbe, welche ich,
so lange das Ei lose warf auch äufserlicli gesehen hatte, und ich mufste also folgern,
sie wäre aus dem Eierstöcke mit herübergenommen, und schlofs nun weiter, die
Haut, die im Eierstock schon vor der Befruchtung gebildet ist, sey die äufrere
Eihaut und nicht die Dotterhaut*). Da ich aber später in andern Familien, namentlich
in Dickhäutern und Wiederkäuern, die Neubildung der äufsern Eihaut
vollständig verfolgen konnte, und die Haut, welche das Hunde-Ei nach seiner Befestigung
mir zeigte, offenbar die äufsere Eihaut ist, so wird es mir jetzt zweifelhaft,
ob nicht in der Zelle, welche der Fruchthälter um das Ei bildet, Eiweifs
sich sammelt , und dieses sieh mit einer Oberhaut bekleidet, Vorher aber die Dotterhaut
geschwunden ist, Indem nun das Ei wächst und dieZotten sich verlängern,
wird es länglich, der Embryo fängt an sich zu formen und liegt queer auf dem Dottersacke.
Es bilden sich Amnion und seröse Hülle auf die allgemeine Weise, Der
Embryo drängt, indem er sich krümmt, mit seinem Kopfe tief in den Dottfersack
hinein, wobei er aber immer vom Amnion umhüllt bleibt. — Wenn Darm und
Bauch gröfstentheils noch offen sind, im Dottersacke und im Embryo aber schon
längst Gefäfse sich erzeugt haben, wächst der Harnsack aus der Kloake hervor
(ungefähr am Schlüsse der dritten Woche). So wie dieser die äufsere Eihaut berührt,
was sehr bald geschieht, indem der Dottersack seiner Gröfse wegen nicht
weit von der äufsern Eihaut absteht, der Harnsack aber immer zwischen dem
Dottersacke und der äufsern Eihaut liegt, so schiebt er sich an ihr fort und umwächst
auf diese Weise den Embryo mit einer doppelten Hülle (seiner innern und
äufsern Hälfte), dasAmnion von aufsen und das Chorion von innen bedeckend, die
seröse Hülle aber vor sich herschiebend. Der Harnsack liegt, wie es scheint,
immer auf der rechten Seite des Embryo, so lange dieser noch keinen oder nur einen
sehr kurzen Nabelstrang hat und sich nicht drehen kann. Im ganzen Harnsacke
bleiben die Gefäfsschicht und die Schleimhautschicht eng an einander haften
, aber die Gefäfse der erstem wuchern in die Zotten, und so wird auch die
Schleimhautschicht eng, an die äufsere Eihaut angezogen. Da die äufsere Eihaut
in allen Eiern zerrifs, welche ich bald nach der ersten Bildung der Zotten untersuchte
(etwa vierzehn - bis zwanzigtägige**)Eier), so weifs ich nicht gewifs, ob
*) Diese Ansicht hatte ich auch hei Abfassung meiner frühem Darstellungen als fraglich aufgestellt.
Ich bemerke ausdrücklich, dafs sie noch nicht dnreh Beobachtung widerlegt, dafs sie
mir aber durch Vergleichung unwahrscheinlich geworden ist , und berufe mich auf § . 9. n .
* * ) Bei keinem Thiere, das ich untersuchte, läfst sich so wenig ein normales Zeitmeafs fü r die
Entwickelung feststellen als im Hunde. Meine Beobachtungen stimmen in dieser Hinsicht weder
unter sich, noch mit deh Beobachtungen Anderer. Entweder ist die Entwickelungsteil nach den
Jahreszeiten verschieden , oder nach den Hunde - Ragen, oder die ganze Zeit der Brunst wirkt gar
nicht auf die -Entwickelung der Eier. *