<las Rückenmark fehlt als gesonderter Körper durchaus vor der Verwachsung der
Rückenplatten. Die Lage der Rückensaite in der Mittellinie des Körpers konnte
zu dieser Verwechselung Veranlassung geben, indessen ist es immer merkwürdig,
wie man einen so haardünnen und dabei dunklen, vorn mit einfachem Knopfe endigenden
Körper, dessen Knopf zu den Hirnblasen in gar keiner Beziehung steht,
und welcher mit seiner Umgebung eng verwachsen ist, für das Rückenmark halten
konnte.
s h-ide Die Einfügung der Rückensaite ist nämlich ganz eigentümlich. So wie
der Rücken- durch eine einfache Reihe von dunklen Kügelchen die Rückensaite sich zu bilden
anfän«t, sieht man auch diese Linie von einem hellen Saum umgeben, und je
dunkler die Rückensaite wird, desto heller ist dieser Saum, bis er die Durchsichtigkeit
von Glas erhält. Da der Saum aber von allen Seiten erscheint, so ist. er
eigentlich eine Scheide für die Rückensaite. Er ist mit dieser letzten Ursprünge
lieh ein Ganzes, und in den beiden ersten Tagen so eng mit ihm verbunden, dafs
nur die allergrofste Geduld und die feinsten Nadeln im-Stande sind, die Saite von
der Scheide zu trennen, und am ersten Tage mag der Versuch wegen der Dünne
der Saite nie g a n z gelingen. Um diese Zeit sind beide Theile wirklich nur Eins,
das so in sich-gesondert wird, wie wir fast überall, wo im Embryo sich ein dunkler
Körper bildet, auch neben ihm einen Gegensatz von heller Masse ohne Kügelchen
werden sehen. Auffallend ist nur in dér Scheide für die Rückensaite die Festigkeit,
die diese glashelle Masse hat. Am dritten Tage läfst sich die Rückensaite
mit einiger Vorsicht aus der Scheide ziehen, und vom 4ten Tage an gelingt
der Versuch ziemlich leicht.
Umbeu- Die Scheide umgiebt auch den Knopf der Rückensaite. Hier ist es, wo
fïd e r” die vordem Enden der Rückenplatten zusammenstofsen, nicht unmittelbar an den
endes. Knopf, sondern durch die Scheide vonihm getrennt, indem alles, was gegen die
Rückensaite wächst, durch die Scheide von unmittelbarem Anstofsen an sie abgehalten
wird. Der Rücken ist also ursprünglich grade eben so lang, als der Stamm
der Wirbelsäule oder die Rückensaite. Allein da die Rückenplatten schneller
wachsen, als die Rückensaite, so krümmen sie sich, und besonders ihre obere
Kante. Beim ersten Auftreten der Rückenplatten sind sie nämlich nicht mehr gekrümmt,
als der Primitivstreifen war, und dieser ist in der Länge nur so viel gekrümmt,
als die Wölbung der Mitte der Keimhaut beträgt. Indem sie aber sich
vergröfsern, bilden sie nicht nur mit ihrer ganzen Masse einen Bogen, dessen
Krümmung nach oben gerichtet ist, sondern vorzüglich krümmt sich ihre obere
Kante an dem vordem Ende etwas um den Knopf der Rückensaite nach unten.
Die Folge davon ist, dafs, wenn man jetzt'den Fötus von oben betrachtet, er
vorn
vorn 2 Spitzen (die.-vorragenden Umbeugungen der Rückenplatten) hat. Diese
vordem Umbeugungen nehmen immer zu, und ziehen auch das vordere Ende der
Rückensaite mit sich. Es ist mithin der ganze; Stamm der Wirbelsäule, aber nur
am vordersten Ende, umgebogen, und diese Umbeugung wird zum Kopf in welchem
derKnopf der Rückensaite die Mitte der Schädelbasis einnimmt. (Fig. II.
und in späterer Form Fig. III.) Nach vorn grenzt diese Umbeugung mit halbmondförmigem
Rande an den: nicht umgewandelten Theil der Keimhaut, mit dem
sie einen Winkel bildet, der allmählig spitzer wird:
Wenn ich so eben die Umbiegung des Vorderendes vom Embryo als aus o.Abschnü-
dem Harken Wachsthum der Rückenplatten hervorgehend dargestellt habe, so ge- Embryo'Von
schah es mehr , um die Metamorphose anschaulicher zu machen; denn allerdings jj" Keim"
sieht man bald, dafs diese Veränderung von einem tiefem gemeinsamen Grunde
bedingt wird, der sich in. allen Theilen der Bildung als ein Streben offenbart, den
Embryo von dem umgebenden Theile des Keimes und des übrigen Eies zu scheiden
♦). Kaum hat sich nämlich das vordere Ende der Wirbelsäule umgekrümmt,
so zieht sich der benachbarte Theil der Reimhaut nach hinten an die untere Fläche
des Fötusrudimentes, indem die Stelle , wo der Umschlag der Keimhaut vom
vordem Ende des Fötus in die Fläche der übrigen Keimhaut abgeht, immer mehr
nach hinten rückt, und dadurch wirklich eine Leibeahöhle von vorn nach hinten
sich zu formen anfängt, deren untere Wand jetzt nur von der Keimhaut gebildet
ist. (Fig. III.)
Dieser Vorgang beruht also l) auf dem Wachsthum des Embryo , der sich
schneller vergröfsert als seine Basis, aufserdem 2) aber auch auf beginnender
Verengerung der Communication zwischen dem Embryo und der Keimhaut, welche
aber erst am zweiten Tage deutlich wird; denn die erste Umbeugung der
Rückenplatten erfolgt erst um die 2Oste Stunde, das weitere Zurückweichen von
der Umbeugung der Keimhaut am Ende des ersten Tages. Dadurch wird ein
Theil der vordem Hälfte des Fruchthofes aus der Ebene gezogen und er erscheint
nun nicht mehr bimförmig, sondern bisquitförmig.
Wir verfolgen nun jene Verengung der Verbindung zwischen dem Embryo p- Anlage
und der Keimhaut hier nicht weiter , sondern kehren vielmehr zu den Rücken-der Wlrlläl'
platten zurück. Während sich diese mit ihren obern Kanten einander nähern,
erscheinen in ihnen die Wirbel in zwei gegenüber liegenden Stücken für jeden
Wirbel. Sie bestehen, wie die Rückensaite, aus zusammengedrängten Körn-
) Denjenigen Theil des Keimes, welcher sich nicht zum Embryo umgeformt hat, werden wir in
Zu unft die Keimhaut nennen, und wir haben diesen Ausdruck schon angewendet für die Zeit,
in welcher schon ein Anfang vom Embryo da ist.
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