andere Strom kommt aus der rechten Kammer und vertheilt sich in den vierten
Bogen der linken und den fünften Bogen der rechten Seite. Der fünfte Bogen der
linken Seite schwindet. Zugleich ziehen sich dié Bogen von der Rachenhöhle
nach hinten zurück. Endlich sind im jetzigen Zeitabschnitte beide Ströme auch
äufserlich geschieden. Die Aorta entspringt noch aus zwei Wurzeln, welche
verhältnifsmäfsig kürzer sind, als früher. Die réchte Wurzel'wird vom dritten,
vierten und fünften Bogen ihrer Seite gespeist, die linke schwächere vom dritten
und vierten Bogen ihrer Seite. Die Aorta bekommt also noch das Blut aus beiden
Kammern, und zwar erhält jede Wurzel einen Bogen aus dér rechten Kammer,
und aufserdem nimmt die rechte Wurzel zwei Bogen aus der linken Kammer, die
linke nur einen aus derselben auf. Der fünfte Bogen der rechten Seite hat seine
Lage etwas verändert, da er über dem aus der linken Kammer kommenden Ursprünge
der Aorta weggeht. Den Grund dieser Umänderung kann man in der
Richtung des Blutstromes aus der rechten Kammer suchen.
Die fünf jetzt bestehenden Bogen bleiben für immer, verändern aber ihre
Bedeutung. Die beiden dritten Bogen gehen noch mit ziemlich starkem Strome
in die Aortenwurzel ihrer Seite über. Man denke sich aber diese Uebergänge
schwächer werdend, wie später erzählt werden soll, dagegen den Uebergang in
die Kopfschlagader und Armschlagader stärker, wodurch diese als unmittelbare
Verzweigungen der Bogen sich zeigen, so erscheinen beide Bogen als die Trunci
anonymi, wie wir sie schon benannt haben. Der fünfte Bogen der rechten und
der vierte Bogen der linken Seite schicken jetzt schon kleine Zweige in die Lunge.
Der Hauptstrom dieser Bogen geht dagegen in die Aorta. Man denke sich die
Verzweigung in die Lunge so verstärkt, dafs sie d ie fortsetzung dér Rogen bildet,
den Uebergang in die, Aorta aber schwächer werdend, so haben wir aus beiden
Bogen die Lungenarterien und aus jeder einen communicirenden öder Botalli’schen
Gang in die Aorta.I Wenn nach der Geburt auch diese schwinden, so hat sich
also der ganze Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer in die Lungenschlagadern
umgewandelt. Während alle übrigen Uebergänge in die Aorta schwächer
werden, verstärkt sich der vierte Bogen der rechten Seite immer mehr und bildet
vor dem Auskriechen des Hühnchens die Hauptwurzel der absteigenden Aorta,
bald nach demselben aber die einzige.
Ich habe der folgenden Darstellung vorgegriffen, um von nun an die verschiedenen
Bogen nach der Bedeutung, .die sie allmählig annehmen, benennen
zu können. Es sollen also in Zukunft die jetzt bestehenden ersten Bogen
(d. h. die dritten nach der ersten Bildung) die ungenannten Stämme (Trunci
annonymi), oder, da diese Bezeichnung ungeschickt ist, die vordem Schlagaderetämme,
die hintersten Bogen (oder der rechte fünfte und linke vierte Bogen der
ersten Bildung) die Lungenschlagadern, und endlich der vorletzte Bogen der
rechten Seite die absteigende Aorta oder der hintere Schlagader stamm heifsen.
Wie die beiden Körper, welche man bald als Schilddrüsen, bald als
Thymusdrüsen des Vogels angesehen hat, die Ueberbleibsel der Kiemenbogen
seyn sollen, wofür H u s c h k e sie hält (Isis Bd. XX. S. 40S), ist nicht recht einzusehen.
Die Kiemenbogen gehen in die Wand des Halses über, und die Masse,
die sie bildet, weicht nie bis dahin zurück, wo jetzt die Gefafsbogen liegen.
Auch fand ich diese Körper nicht an den vordem Schlagaderstämmen, sondern
auf jeder Seite als zwei kleine blutreiche Körperchen nahe an der Ürsprungsstelb
der Kopfschlagader, aus welcher jedes Körperchen einen kleinen Ast erhielt.
Gerade diese Lage könnte aber, da der hinterste Theil der Kopfschlagader ursprünglich
zur Wurzel der Aorta gehört hat, darauf hinführen, dafs diese kleinen
Körper den geschwundenen ersten Gefäfsbogen (nicht Kiemenbogen) ihren Ursprung
verdankten. Allein ich habe von der Umbildung nichts wahrgenommeu.
Beide Körperchen haben eine auffallende Aehnlichkeit mit der Milz und, wenn ich
nicht irre, mit dem ersten Zustande der Wolffischen Körper. Sie hängen noch
inniger mit den Drosselvenen zusammen, als mit der Kopfschlagader, und scheinen,
unter dem Microscope betrachtet, aus verästelten und verwickelten Gefäfsen zu
bestehen. Wenn ich diese Gefäfsdrüsen, wie man sie nennen könnte, am Halse
deutlich sah, waren auch immer die-Nervenknoten im Vagus und Sympatliicus
deutlich.' Unter dem Microscope hatten die Nervenknoten und die Gefäfsdrüsen
grofse Aehnlichkeit, da man in den ersten eben so die Vertheilung der Nerven-
faden, die in der Mitte-der Körperchen sich zu verwickeln schienen, bemerkte.
Nur die dunklere Farbe der Gefäfsdrüsen unterschied sie von den Nervenknoten.
Das erste Auftreten beider Theile habe ich noch nicht verfolgen können.
Im Rückenmarke sondern sich die Anschwellungen, aus denen die Nerven
der Extremitäten entspringen. Während nämlich früher das Rückenmark (§. 9. u.)
im ganzen Rumpfe verdickt erschien, verdünnt sich jetzt verhältnifsmäfsig die
Mitte desselben, und die Anschwellungen weichen nach vorn und hinten aus einander.
Uebrigens hat jede Eintrittsstelle eines Nerven eine kleine Anschwellung
für sich. Die Blätter des Rückenmarkes klaffen jetzt deutlich aus einander, besonders
im Halse;' die untern Stränge des Rückenmarkes sind an der Austrittsstelle
der Nerven für die Extremität viel stärker, als die oberen.
. Das Hirn verändert seine Gesammtform während dieser drei Tage gar sehr. Gesammt'
Die Vierhügel, die schon am siebenten Tage weniger wuchsen, bleiben im form.
Wachsthum so zurück, dafs sie niederzusinken scheinen, und zwar um so mehr,