u. Verdauungsapparat.
V. Primordial
-Nieren.
Nieren und
Geschlechts-
Apparat.
Die Nerven kann man in dem Frosch-Embryo, 'wahrscheinlich weil seine
Substanz überhaupt consistenter ist als in andern Embryonen, viel früher sehen und
ausarbeiten, als in diesen. R u s c o n i stellte den Ne r v u s vagus vierTage nach
dem Aüsschlüpfen dar, allein ich glaube ihn und das fünfte Nervenpaar schon vor
dem Ausschlüpfen erkannt zu haben. Die Dicke und nicht scharf begrenzte Form,
welche sie um diese Zeit haben, überzeugten mich, dafs sie durch histologische
Sonderung sich bilden, was im Vogel-Embryo nur vermuthet werden kann. Sobald
man die Nerven blofs legen kann, findet man sie in Verbindung mit den Cen-
traltheilen.
Den Verdauungsapparat hatten wir in dem Momente verlassen, wo er, beim
Ausschlüpfen des Embryo aus dem Eie, blofs aus einer, grofsen Blase besteht, die
vorn nur eine Rachenhöhle und hinten ein ganz kurzes Mastdarm - Ende hat. Beide
Enden verlängern sich, und so wie der Embryo immer mehr sich ausgestreckt, wird
auch die mittlere Blase länger. So gewinnt also der Verdauungsapparat die Gestalt
eines Darmkanales, ohne dafs eine Abschnürung von Darm und Dottersack
Statt fände. Die erweiterte Mitte, welche den Vorrath von unaufgelöstem Dotter
bewahrt, vertritt in einiger Hinsicht die Stelle des Dottersackes, verdient aber
diesen Namen nicht ganz, da sich hier nie ein Darmnabel bildet*).
Dennoch fehlt die Analogie mit der gewöhnlichen Bildungsweise des Darmes
der Wirbelthiere nicht völlig.. Um die Zeit des Ausschlüpfens ist die Centrallinie
des gesammten Speisekanales in Form einer Kammer erhoben und der senkrechte
Durchschnitt läfst also zwei Hälften (<i. h.-zwei Darmplatten) unterscheiden. Freilich
geht dieses Ansehen bald verloren, denn bevor die Mitte noch in eine dünne
Röhre umgewandelt ist, beginnt der Kanal, für den die Bauchhöhle zu kurz ist,
sich in Windungen zu legen, wodurch ein ansehnliches Gekröse hervorgezogen
wird. Die Bildung der Leber, die früh eine Gallenblase erhält, und des Pankreas,
wird von der Bildungsweise in andern Thieren nicht verschieden seyn.
Schon sehr früh, nämlich wenn die Larve das Ei verläfst, sah J. M ü lle r
1 Organe, die er für die Primordial-Nieren hält, und denen man keine andere
Deutung zu geben weifs, obgleich sie in vieler Hinsicht von denselben Theilen in
andern Thieren sehr abweichen. Sie bestehen zwar aus länglichen Beutelchen,
die in einen langen zu der Kloake gehenden Ausführungsgang einmünden, allein
*) Ob diese Dottermassje, welche bei jeder Art von Erhärtung sehr fest wird, einen so yorzüglir
chen Beobachter, wie R u s c o n i , verleitet hat, den Darm in seiner ersten Bildung als einen so*
liden Stab zu beschreiben? Er ist nur allzuweit offen. ,Ich habe die Schleimhaut des Darmes
erkannt, wenn der Rücken des Embryo noch nicht geschlossen ist, und von diesem Augenblicke
an nie aus dem Auge verloren. Vergl. Taf. IV. Fig. 25.
das ganze Organ ist ungemein kurz und liegt sehr weit nach vorn. Es besteht bis
zum Schwinden des Schwanzes. Viel später als die Primordial - Nieren sieht man
die bleibenden Nieren entstehen.
Noch viel später bilden sich die zeugenden Geschlechtstheile, zurZeit, wenn
der Schwanz abzunehmen anfängt. Ihrer Entstehung geht die Anlage des Fettkörpers
voran.
Die Entwickelung der Fische ist in vieler Hinsicht mit der Entwickelung
der Batrachier übereinstimmend, da auch sie kein Amnion und keinen Harnsack
bekommen.
Doch ist auch die Ausbildungsgeschichte der Fische unter sich nicht ganz
gleich; diese Verschiedenheiten hängen zum Theil zwar von der gröfsern oder ge-
ringern Menge von Dotter und der Beschaffenheit des Eiweifes ab , welche der
mütterliche Körper erzeugt, zum Theil aber von der eigenthümlichen Bildung in
den einzelnen Familien. Am meisten weichen die Selachier (Rochen und Haye)
von andern Fischen ab.
In den gewöhnlichen Fischen sind die Eierstöcke auch hohl, wie in den Ba-
trachiern, allein sie bilden nur eine einzige Höhlung, in welcher das Keimlager in
Form von Blättern mehr oder weniger vorragt, und jeder dieser sackförmigen Eierstöcke
verlängert sich unmittelbar in einen, meist kurzen, Ausführungsgang, so
dafs also hier die Eileiter nicht frei in die Bauchhöhle sich münden, sondern ohne
Unterbrechung in die hohlen Eierstöcke gehen. Darin weicht also der Geschlechts
- Apparat der gewöhnlichen Knochenfische von dem Geschlechtsapparate
aller vorher betrachteten Wirbelthiere ab. Indessen ist das Verhältnifs der Eileiter
in den Selachiern ganz wie in den Batrachiern. In andern Knorpelfischen und
auch in einigen Knochenfischen (z. B. den Aalen, Lachsen) sieht man eine Mittelstufe
, indem die Eierstöcke nicht hohl sind; sondern jeder nur der Hälfte eines
Eierstockes der gewöhnlichen Knochenfische gleich sieht. Das Keimläger bildet
nämlich nun auf einer Seite Blätter, die in die Bauchhöhle hineinragen. Wenn
nun die Eier im diesen Blättern sich entwickeln, so fallen sie bei der Reife in die
Bauchhöhle, und die Bauchhöhle hat dann entweder zwei öder auch üur einen hohlen
Gang nach der Geschlechtsöffnung hin, als Eileiter, die nicht frei in der Bauchhöhle
an einem Gekröse hängen, sondern in der Bauchwand liegen, gleichsam
durch diese durch gegraben sind und nur mit dem hintern Ende der gewöhnlichen
Eileiter übereinstimmen.
Im Keimlager liegen die Dotterkügeln, grofse Keimbläschen enthaltend*),
von einer Kapsel umschlossen, wie bei allen übrigen Wirbelthieren. Bei der
Ich habe in der Schrift d e o v i m a m m a l iu m g e n e s i und in dem Commentar dazu in H eu s
in g e r ’ s Zeitschrift die Behauptung aufgestellt, dafs das Keimbläschen zuerst im Eie sich bilde
w. Ei im
Eierstocke.