noch gar keine Blutbildung kenntlich. I Sie zeigt sich aber am zweiten Tage und
zwar, wie bemerkt wurde, nur in der Gefäfsschicht. Von der Gefäfsschicht ist
der gröfste Theil in der Keimhaut enthalten, nur ein kleiner liegt im Bereiche
des Embryo. Indem der vordere Theil des Embryo in der ersten Hälfte des zweiten
Tages sich schliefst, wird hier viel von der Gefäfsschicht znsammengedrängt.
Man sieht daher zwischen dem Yorderende der Bauchplatten zuvörderst zwei gebogene
längliche etwas dunkelkörnige Massen, die zuerst nur an der äufsersten
Spitze wie zwei gegen einander gekehrte S zusammenstofsen, dann vorn immer
mehr zusammenrücken, weil sich mehr vom Embryo schliefst, nach hinten aber
in zwei Schenkel auslaufen, in Form eines umgekehrten ^ *). Da die Continui-
tät der Gefäfsschicht nicht aufgehoben ist, so steigt von dieser verdickten Stelle
eine aus zwei Blättern der Gefäfsschicht gebildete Fortsetzung bis zu dem darüber
liegenden Munddarme hinauf und umschliefst ihn. Diese Fortsetzung ist die
nach unten vertagende Verlängerung der Gefäfsschicht, deren wir früher (§. 6.)
bei Untersuchung der Primitivorgane gedachten. Sie ist eine Art Gekröse für
das Herz, denn jene ^förmige Verdickung wird zum Herzen, indem die innere
Masse gegen die Mitte des zweiten Tages flüssig wird. Zugleich verlängert sich
dieser Theil und ist nun ein geschlängelter, nach hinten zweischenkliger Kanal,
der sich langsam zusammenzieht und seinen flüssigen, noch nicht gefärbten Inhalt
hin und her bewegt. Wir nennen ihn in diesem Zustande den Herzlanal,
weil er von der spätem Form des Herzens wesentlich verschieden ist und mehr
enthält als dieses. Der Stofs des Herzkanals geht nach vorn und treibt hier all-
mählig das Blut aus seiner vordem Spitze in zwei Bogen um das vorderste Ende
des Speisekanals herum, nach oben gegen denBoden desSchädels.. Von hier mufs
es nach hinten getrieben werden, wie der Erfolg lehrt**). Während nun der
im vordem Ende des Leibes zusammengedrängte Stoff der Gefäfsschicht flüssig
wird, sieht man dieselbe Verflüssigung im übrigen Umfange der Gefäfsschicht.
Alles so Verflüssigte strömt gegen den Embryo, und zwar gegen seinen vordem
Eingang, und weil die Strömung innerhalb der Gefäfsschicht sich befindet, so
gelangt sie m den Herzkanal. So ist also allerdings die venöse Strömung wohl
die ursprüngliche. Indessen besteht sie nur sehr kurze Zeit allein, und wenn man
häufig glaubt, dafs längere Zeit hindurch nur Venen im Embryo und seiner
Keimhaut seyen, so beruht diese Vorstellung auf einem Irrlhume von W o lff
der sämmtliche Gefafse des ersten ausgebildeten Kreislaufes, durch einen in der
That auffallenden Irrthum, für Venen hielt.
*) Theil I. S. 28.
Je
**) S. Sl. S2. SS,
Je weiter vom Embryo entfernt das erste Blut erzeugt wird, - um desto langsamer
scheint es zu fliefsen.' So sammelt es sich besonders am Rande der Gefäfsschicht
an und bildet hier einen tiefen Graben, den Blutireis, aus dem es nur
langsam ausfliefst. Im Gefäfshofe zeigt sich das Blut zuerst roth, denn während
man im Herzkanale noch ungefärbtes Blut sieht, ist es in dem Blutkreise und dem
Gefäfshofe schon etwas geröthet. Dagegen glaubte ich zu bemerken, dafs im
Herzkanale etwa,s früher die Verflüssigung sich findet, als in der Keimhaut, was
schon durch die stärkere Ansammlung desselben Stoffes begreiflich wird. Indessen
möchte ich hierauf auch kein Gewicht legen, da die erste Verflüssigung im
Gefäfshofe seiner Dunkelheit wegen kaum kenntlich seyn kann *). Durch den
Fruchthof, in welchem die Gefäfsschicht am dünnsten ist, scheint sich das von
aufsen kommende Blut nur langsam durchgraben zu können, denn die hintern
Zipfel des Herzkanales, gegen welche alle Strömung gerichtet ist, bleiben einige
Zeit noch dunkel und müssen also nur. wenig Blut aufnehmen. Bald aber werden
auch sie hell, und nun fliefst alles Blut aus den hintern Zipfeln in den Herzkanal
ein und aus dem vordem Ende desselben durch die zwei Bogen wieder
ab **). Diese zwei Bogen werden bald für den vermehrten Andrang zu schwach,
und da zugleich die Spitze des Herzens sich zurückzieht, überdies auch die Gefäfsschicht
, wie alle Primitivorgane die Einwirkung der Sonderung1 in die von
uns sogfenannten morphologischen Elemente erfährt, so entwickelt sich ein zweites
Paar von Bogen, gleichsam ein zweiter Wirbel für diese Sphäre, später ein
drittes Bogenpaar und endlich beim Uebergange des zweiten Tages in den dritteu
ein viertes. Alle diese Bogen laufen innerhalb der Gefäfsschicht um die Rachenhöhle
nach oben, die Bogen einer Seite gehen in einen Kanal zusammen und es
verbinden sich diese beiden Kanäle zu einem gemeinschaftlichen Stamme, der
nothwendig auch innerhalb der Gefäfsschicht seyn mufs, aber da liegt, wo die
Gefäfsschicht am Wirbelstamme anhaftet, d. h. über dem Darme. Jener Arterienstamm
nämlich ist die Aorta, die beiden Kanäle, die ihn bilden und die vier
Gefäfsbogen einer Seite aufnehmen, nennen wir die Aortenwurzeln. Dafs die
Aorta schon durch die ersten Gefäfsbogen erzeugt wird, braucht kaum bemerkt
Doch halte ich es entschieden für einen Irrthum, wenn man rothe isolirte Blutinseln im Ge-
fnfshofe zu erkennen glaubt. Sie sind nur Sqhein, indem durch Oeffnung des Eies die Blutbewegung
gestört ist und das Blut an einzelnen Stellen sicji sammelt. Immer haben solche rothe
Inseln Ableitungen, die m{in bei Untersuchung im warmen Wasser erkennt, und immer wird
men bei dem Anschein, von Blutinseln das Herz gefüllt und in Bewegung sehen. Dafs das Herzblut
einige Zeit ungefärbt erscheint, mag daher kommen , dafs aus dem Gefäfshofe ihm nur wenig
Blut, oder zuerst vielleicht mehr Serum zufliefst.