Keim,
skop sie zwar zu unterscheiden, nicht aber ihre Zahl genau zu bestimmen vermag.
Endlich ist die Theilung zu einem solchen Grade gestiegen, dafs die gesammte Dotterkugel
auch unter starker Vergröfserung völlig glatt erscheint. Nur bei der Zerstörung
der Dottermasse unter dem Mikroskope findet man kleine Dotterkörnchen
(ohne Zweifel durch vielfache Theilung der Gesammtmasse entstanden) in einem
zähen Eiweifs enthalten und hat also fast ein Verhältnifs, wie es ganz zu. Anfänge
w a r— mit dem Unterschiede jedoch, dafs die Masse der Dotterkugel nicht nur
unter sich, sondern mit dem unterdessen von aufsen eingedrungenen, mit männ-
lichem Zeugungsstoffe geschwängerten Wasser gemischt ist.
Die wichtigste Frage ist nun wohl: was ist bei diesen Theilungen aus der
Keimschicht geworden P Hat sie sich unversehrt erhalten oder nicht ? Nach vollendeter
Zertheilung sieht ebenfalls ein bedeutender Theil um der Oberfläche der Uot-
terkugel dunkel aus und bildet einen (freilich ziemlich dicken) Ueberzug. Dieser
Ueberzug sondert sich bald scharf von der unterliegenden Dottermasse, dehnt sich
aber aus und überzieht sie allmählig ganz. Bald, darauf wandelt er sich in den
Leib des Embryo um. Er ist also mit einem Worte ,der lebendige Keim. Auf
die Frage nun, ob dieser Keim eine unmittelbare Entwickelung der Keimschicht
sey? mufs ich mit „Nein” antworten. Die Spaltungen der;Dotterkugel gehen
nämlich auch durch dieKeimschicht, die also ihreContinuität nicht behält. Wenigstens
ist es nur eine continuirliche Schicht Eiweifs, was die Dottermassen verbindet
in den schwachen Säuren, die diese Substanz auflösen,, die Dottermassen
ganz von einander trennen. Da nun bei der fortgehenden Spaltung die in derselben
Gegend liegenden neu entstandenen Dotterlcörner, den Keim bilden , so darf man,
was in andern Thierklassen nicht so bestimmt nachgewiesen werden kann, behaupten,
dafs zwar die Substanz der Keimschicht für die Bildung des Keimes verwendet
werde, dafs aber, wenn man in der erstem selbstständiges Leben und Organisation
annehmen wollte, diese durch die Theilung aufgehoben wäre *).
Die Eier der Salamander theilen sich auf ähnliche Weise, die nur durch die
längliche Form der Eier etwas modificirt wird.
Sobald der Keim gebildet ist, dehnt er sich, wie gesagt, rasch über das Ei
aus. Nur ein ganz kleines Fleckchen des Dotters wird sehr langsam überwachsen,
während schon die erste Spur des Embryo kenntlich ist. Diese erste Spur erscheint
als ein verdicktes sehr breites Schild, das von dem übrigen Keime wenig verschieden
ist. Dennoch ist das vordere und hintere Ende des Embryo durch eine Ein-
') Ich habe die Metamorphose der Dotterkugel des Frosch-Eies ausführlich in einer Abhandlung
bearbeitet, die in M ü lle r 's Architr für Physiologie Jahrgang 1834 erscheinen wird.
Senkung bezeichnet, und man- kann daher auch im Keime des Frosches eine vorübergehende
Sonderung in Keimhaut und Embryo erkennen, allein diese Sonde- .
rung ist nur momentan, da das, was man Keimhaut nennen kann, sehr bald [selbst
zum Embryo wird, wie wir gleich hören werden.
Vorher ist zu bemerken, dafs das hintere Ende des Keimes an den Rest der
unbedeckten Stelle anstöfst und D u tro c h e t diese daher für den After hält, der
also vor allen andern Dingen da wäre. Ich kann diese Ueberzeugung, die auch
aller Analogie bei andern Thieren entbehrt, nicht zu der meinigen machen. Zuvörderst
wird gewöhnlich vor dem Schlüsse des Rückens und wenn der gesammte
Embryo noch flach genug ist, um darüber nicht in Zweifel zu lassen, ob der After
offen oder geschlossen ist, auch diese kleine Stelle bedeckt. Allein zuweilen
bleibt sie sehr lange unbedeckt, und grade dieses Zurückbleiben zeigt, dafs sie nicht
ein ursprünglich offener After ist, denn es kommen monströse Bildungen vor, von
welchen ich eine ganzeTafel mit Abbildungen vorzeigen kann, in vrelchen die unbedeckte
Stelle bald zwischen den Rückenwülsten, bald an der Seite eines Rük-
kenwulstes, ja sogar am Kopfe sich findet. Es wäre gegen alle Entwickelungsgeschichte
, zu glauben, dafs auch bei der ärgsten Monstrosität der After sich dahin
verirren könnte. Jene helle Stelle ist also wohl ganz einfach für eine langsam
sich überdeckende Stelle der Dotterkugel zu halten, die, wie ich glaube, dadurch
veranlafst wird, dafs der Keim, dessen Rand nicht ohne einige Dicke ist, die Dottermasse
vor sich herschiebt. Wenigstens sieht man diese in Durchschnitten wie
einen Pfropf vorragen.
DerKeim spaltet sich der Dicke nach in zweiLagen, eine äufsere animalische ƒ. Erste Bil-
und eine innere vegetative, die anfänglich nur durch Verschiedenheit in der desEm' .
Structur sich auszeichnen und also nur Schichten eines Blattes sind, dann aber
wirklich als zwei Blätter, die wenig an einander kleben, sich sondern. Während
dieser Zeit geht auch schon die Umwandlung in dem Embryo, nach demselben
-Schema vor sich , wie in den übrigen Wirbelthieren. Zuerst zwar sieht man nur
eine mittlere Furche und kann von aufsen wegen der Undurchsichtigkeit nicht erkennen,
dafs der Keim in dieser Furche verdickt ist. Allein der senkrechte Durchschnitt
eines erhärteten Eies läfst die Verdickung wahrnehmen, und so stehe ich
nicht an, auch im Frosch - Ei einen Primitivstreifen zu finden, der nur tiefer sich
einsenkt als im Vogel. Innerhalb des Primitivstreifens bildet sich hier eine Wirbelsaite,
die viel stärker ist, als in irgend einem andern Thiere und die man aus
erhärteten Frosch-Embryonen früherer Zeit ausschälen und mit den Fingern fassen
kann. Zu beiden Seiten des Primitivstreifens entwickeln sich die beiden
Rückenwülste, zuerst mit ungemeiner Breite, dann aber schmaler werdend, sich