d. Geschlechtsapparat.
Sm Harnapparat.
liegt, wenn ich nicht irre, die Speiseröhre immer, mit Ausnahme des hintersten
Endes, nach rechts. So fand ich seine Lage in Vögeln, in Schildkröten, im
Kameel, im Faulthier, und wahrscheinlich ist sie in vielen andern Säugethieren
eben so. Wenn sich in den Vögeln ein gesonderter Kropf bildet, so liegt auch
dieser nach rechts, Mithin hat die Bewegung vom Schlunde aus, die von den
kräftigen Schlingmuskeln beherrscht wird, ebenfalls im Allgemeinen die Rich-
tung nach rechts. Vergleiche den Pfeil 6. *)
Der Weg der Galle dürfte zwar in den meisten Fällen von rechts nach
links gehen, indessen kann man diese verkehrte Richtung als abhängig von der
Lage der Leber betrachten, welche von der vorherrschenden Strömung des Pfortaderblutes
nach rechts gestellt wird. In der That stellt sich die Leber, bei der
Entwickelung des Embryo um so mehr rechts, je mehr das Pfortadersystem sich
von den übrigen Gefäfsen scheidet.
Was die Geschlechtstheile anlangt, so sind sie bei engerer Verknüpfung
mit dem animalischen Leibe, welche auch aufser der Lagerung im erwachsenen
Zustande, besonders durch die Entwickelungsgeschichte klar wird, in der Regel
ziemlich symmetrisch. Wo aber die Symmetrie weniger hervortritt, wie z, B,
in dem weiblichen Vogel, da ist nur der linke Eingang entwickelt, das Ei wird
also auch von links nach rechts fortbewegt. Wir zeigen also die Richtung dieser
Bewegung durch den Pfeil 8 an.
Alle Pfeile nun, die wir nach diesen Betrachtungen in unsre Figur eingezeichnet
haben, zeigen ihre Spitzen nach rechts gerichtet. |jgj Nur die Harnwege
scheinen sich diesem Gesetze nicht fügen zu wollen. Wo die Nieren nicht
übereinstimmend auf beiden Seiten sind, wie in mehreren Ophidiern, ist die Niere
der rechten Seite länger und mehr nach vorn gelegen. Es scheint daher der Weg
des Harnes vorherrschend nach links zu gehen. Sollte die vorherrschende Thätig-
keit der Nieren darin bestehen, Venenblut anzuziehen, während sie den Harn
blos abfliefsen lassen: dann würden sie sich dem allgemeinen Gesetze fügen **).
*) Dafs der Uebergang von rechts nach links wieder einer bestimmten Norm unterworfen ist,
dafs also eine bestimmte Form von Spiralgängen sich nachweisen lasse, wenn die Richtung
nach rechts nicht fortgesetzt werden kann, ist wohl nicht zu bezweifeln. Doch sind hier die
Störungen so mannigfach, und die Auffindung dés Typus so schwierig, dafs dieser;Versuch
uns zu. weit führen möchte. Ohnehin halte ich die Strömung nach rechts für die vorherrschende
und allen Systemen gemeinsame, und sie genügt uns hier.
**)' Ueberhaiipt aber ist das Vorherrschen der rechten Niere auch in den Schlangen nicht allgemein.
Zuweilen wird die Länge derselben durch die grÖfsere Dicke der linken Niere aufgewogen
, wie ich in Vipera Berus sehe. In Tortrix Scyjale finde ich aber das Vorherrschen
der ^echten Niere nach M e c k e l und F in k e offenbar. Merkwürdig ist es, dafs das Harnsystem
das einzige ist, welches auch im peripherischen Typus abweicht.
Genug für den Beweis, dafs im'plastischen Theile der Wirbelthiere die
oiganische Strömung vorherrschend nach rechts geht, um zu erhärten, dafs die
Verhältnisse des Molluskentypus in dieser Hälfte des Wirbelthiers walten.
. - Wir sind nun die, vier Haupttypen durchgegangen, und es wird für ungern h- Untei*»-
Zweck hinlänglich seyn, nur noch kurz zu bemerken, dafs diese llaupttvpen in pen!"*6 f
untergeordneten Formen abändern, wie Variationen auf ein Thema. So sind die
Glieder der gegliederten Reihe bald mehr gleich unter sich, gleichsam an einen
Faden aufgereiht, bald mehr um einen Mittelpunkt gesammelt. Auf diese Weise
bilden sich Variationen der Haupttypen, die man sich als um ihn gelagert denken
kann und von denen einige ihm näher stehen, wenn sie den Character der Haupt- .
typen reiner darstellen, andere mehr von ihm abweichen. Diese untergeordneten
Typen, verbunden mit einem bestimmten Grade der Ausbildung, geben das, was
wir Thierklassen nennen. Dabei wird bald das eine, bald das andere Lebens-
verhältnifs mehr ausgebildet, oder richtiger: die Ausbildung des Lebens nach
dieser oder jener Richtung erzeugt eben die Variationen der Hanpttypen, wie diese
selbst wesentlich in ihren Lebenserscheinungen verschieden sind. So sind offenbar
unter den Wirbelthieren die Vögel diejenigen, in welchen die Beziehung zur
Luft vorherrschend ist. Sie durchzieht ihren ganzen Körper und für sie sind die
vordem Bewegungsorgane organisirt. Eben so die wahren geflügelten losecten
in der Reihe der gegliederten Thiere. Die Thierklassen theilen sich wieder in
L'eringere Variationen, die wir Familien nennen, welche nicht nur den Haupttypus
, sondern auch den Typus der Klasse mit besondern Mödificationen tragen,
wodurch sich der Character der Familie bildet. Modificationen geringem Grades
in diesem Familien-Character geben die Gattungen. So geht es fort bis zu
den Arten und Abarten.
Wenn es richtig ist, dafs alle gröfsern und kleinern Gruppen von Thieren
auf einem doppelten Verhältnifs beruhen, dem der höhern oder geringem Ausbildung
und der Variation der Haupttypen in Verschiedenheiten geringem Grades,
und dieser wieder weiter, so ist eine einreihige Fortbildung des Thiers im ganzen
Thierreiche eine unrichtige Vorstellung.
§. 4.
Anwendung dieser Darstellung a u f die Geschichte der individuellen Entwickelung.
° " fl. Der Em-
Machen wir nun von dieser Uebersicht der bleibenden Formverhältnisse aUmählSCht
unter den verschiedenen aasgebildeten Thieren auf die Bildungsgeschichte der
einzelnen Individuen die Anwendung! dduerri g.Ausbü- Ee 2