ein Paar Tage nach dem Ausschlüpfen, wo die äußern Kiemen der Frösche in
der schönsten Blüthe sind, diese genau untersucht, so findet man, dafs die, äu-
fserlich wie kleine Hirschgeweihe vorragenden Kiemenspitzen nicht die einzigen,
sondern nur die letzten und gröfsten Spitzen von Reihen sind, welche an den
Wänden der Kiemenspalten ansitzen, so weit diese geöffnet sind. Es entstehen
nämlich allerdings die ersten Kiemenspitzen auf den Kiemenbogen, ja noch früher
als die Kiemenspalten sich öffnen. Sobald diese aber geöffnet sind, wachsen
Kiemenspitzen an der Seitenwand der Spalten, also in doppelten Reihen hervor,
die aber um so kürzer bleiben, je weiter nach unten sie hervortreten; nach oben
laufen beide Reihen in die zuerst auf den Kiemenbogen selbst entstandenen Spitzen
aus, welche kammförmig auf einer gekrümmten gemeinschaftlichen Basis
stehen. Diese hier sind wie die ganze Oberfläche des Frosches dunkel gefärbt
und mit derselben Haut bekleidet, welche den gesammten Frosch überzieht, allein
die untern in der Kiemenspalte befestigten,- aber auch etwas vorragenden
Spitzen sind hell, fast durchsichtig, von einer Schleimhaut bekleidet. Allmäh-
lig wird nun das vorderste Ende der Larve immer breiter; die Riemenspaltenj
die anfänglich mehr hinter einander lagen, werden dadurch sö gestellt, dafs die
vordem mehr nach aufsen, die hintern mehr nach innen zu stehen kommen.
Vor der ersten Kiemenspalte ist der Unterkiefer; dieser also ist es, der
durch sein Breitwerden die Lage der Kiemenbogen und damit das ganze äufsere
Ansehen der Larve verändert. Zugleich entwickelt sich vom hintern Rande des
Unterkiefers eine Haut nach hinten, die .in Form eines Kiemendeckels die Kiemenspalten
überwachst. Sie sehen leicht, dafs, wenn man diesen häutigen Kiemendeckel
nicht zurückschiebt, man jetzt äufserlich nur eine einzige Kiemenspalte
hat, Welche aber mehr nach innen durch vier verschiedene Kiemenspalten
in die Rachenhöhle geöffnet ist. Legt man dagegen gewaltsam den häutigen Kiemendeckel
zurück, so sieht man schon von aufsen die mehrfachen Kiemenspalten.
Es ist also ganz dasselbe Verhältnifs, wie in den gewöhnlichen Fischen.
Allein in den Frosch-Larven ist dieser Zustand vorübergehend, indem der häutige
Kiemendeckel über die Kiemenbogen mit ihren Kiemenblättchen fort bis gegen
den Rumpf wächst. Wenn beide Kiemendeckel dem Rumpfe sehr nahe gekommen
sind, so wächst ihnen von diesem aus eine gürtelförmige Queerfalte entgegen
, die bald sich an die Kiemendeckel anschliefst. Die Verwachsung erfolgt
zuerst auf der rechten Seite, dann auf der linken. Auf dieser wird sie aber nicht
ganz vollständig, vielmehr bleibt ein kleiner Schlitz ungeschlossen, der endlich
in Form einer kurzen Röhre mit schräger Mündung sich nach hinten verlängert.
Wir haben also jetzt eine Kiemenöffnung, die grofse Aehnlichkeit mit den engen
Kiemenlöchern einiger Fische, z. B. der Aale hat, und sich nur dadurch auszeichnet
, dafs sie nur auf Einer Seite, ist * *). Diese Eine Oeffnung führt aber in
eine Höhle, welche die Kiemen beider Seiten enthält. Die Kiemen, welche man
in der Höhle findet, sind also keine neuen, sondern nichts anders als die alten
Kiemen. Die obersten Kiemenspitzen, welche eine dunkle Bekleidung hatten,
zeigen diese noch einige Zeit in der Höhle, dann verbleicht die Farbe, und die Bekleidung
nimmt ebenfalls den Charakter einer Schleimhaut an. Auch schrumpfen
diese Spitzen, welche früher die andern so sehr an Gröfse übertrafen, zusammen.
Mit solchen innern Kiemen, die sich allmählig mehr verzweigen, lebt der
Frosch einige Zeit. Unterdessen wachsen aus der Rachenhöhle zwei Lungen in
Form von Bläschen heraus und werden zu länglichen Säcken.
Die Umänderung des Gefäfssystems während dieses Vorgangs läfst sich an
den Frosch-Larven nicht vollständig erkennen, wohl aber an den Salamander-
Larven , wo R u s c o n i sie verfolgt hat. Er sah vier Gefäfsbogen auf den vier
Kiemenbogen , die nach oben in zwei Aortenwurzeln übergehen. Die drei
vordem von diesen Gefafsbogen bilden Aeste für die Kiemenblättchen, die sich
dort in Netze auflösen, aus welchen rückführende Gefäfse in die Aorta gehen.
Doch lösen sich die Gefäfsbogen selbst nie ganz auf, sondern von einem Nebenaste
werden alle Kiemenblättchen versorgt, so dafs einiges Blut unmittelbar aus dem
Herzen, ohne in Kiemennetze vertheilt zu werden, in die Wurzeln der Aorta
geht. Sobald die Lungen hervorwachsen, geben die hintersten Gefäfsbogen Aeste
auf dieselben und werden zu Lungenarterien. Wenn die Kiemen verschrum-
pfen, so schwinden auch die Netze,auf ihnen, und die unmittelbaren Ueber-
gänge der Gefäfsbogen werden wieder stärker. Zuletzt schwinden die beiden
vordersten Bogen, nachdem sie, wie gewöhnlich, Arterien an den Kopf
abgegeben haben***), die man der (vordem) Wirbelarterie und der Carotis
gleichsetzen mufs, und für die erstere ohne Zweifel auch ein Theil der Aor-
*) Nur diese Eine Oeffnung habe ich an hiesigen Larven so wie an den grofsen ausländischen Larven
gesehen, die übrigens nicht alle Einer Art, der R a n a p a r a d o c p a , sondern wenigstens
zweien Arten angeboren, einem Frosqhe jind Kröte. p ie letztere kommt nach Angabe
des Verkäufers aus Java. Nach Cu v ie r sollen bei einigen Arten zweiOeffnungen seyn (ob beharrend?),
bei andern niir Eine, aber mittlere. (R e g n e a n im a l . Vol. II.)
+*) Man darf wohl vermuthen, dafs ein Gefäfsbogen längs den Unterkiefern schon unkenntlich
geworden war. Die Fische nicht nur? sondern auch die höhern Thjijere führen auf diese Verr
muthung.
***) Ich zweifle nicht, dafs scborj der erste Gefäfsbogen von der ersten Kiemenspalte sie abgegeben
hat. '