Embryo nach unten neigt, um der Nabel zu werden, bleibt der gröfste Theil der
Keimhaut in der ursprünglichen Lage; da aber der gesammte Rand des Embryo
im ganzen Umfange ununterbrochen in die Keimhaut übergeht, kann doch, wenn
dieser Rand sich nach unten neigt, um sich zu verengern, nicht die ganze Keimhaut
in ihrer ursprünglichen Lage bleiben, sondern die nächste Umgebung von
jenem Rande des Embryo wird durch den sich herabbiegenden Rand des Embryo
auch nach unten gezogen * *), und der herabgezogene Theil, der nothwendig ein
länglicher (zugleich etwas breiter) Ring seyn mufs, weil auch der Rand dés Embryo
ein länglicher Ring is t, geht überall in einem ziemlich scharfen Winkel in
den Theil der Keimhaut über, der seine Lage nicht verändert hat. Dieser Winkel
mufs auch im ganzen Umfange sich finden und also ein länglicher Ring seyn,
in so fern man eine vorspringende Kante einen Ring nennen kann. Sie sehen
leicht ein, dais, wenn wir nun die Dotterhaut, die,jetzt noch da ist, wegnähmen,
und diese Metamorphose von oben betrachteten, wir in eine Grube hineinsehen
würden, deren Rand von jener Kante gebildet würde. Im Innern der Grube sähen
wir den Embryo , jedoch nicht frei umher schwimmend, sondern mit seinem
Rande unmittelbar nach allen Seiten mit dem Boden der Grube, durch diesen mittelbar
mit der Wand und durch diese Wand mit dem Rande der Grube Zusammenhängen;
denn der Embryo ist ja die umgewandelte Mitte des Keimes, und ein
Theil der Keimhaut bildet eben diese Grube **). Sie sehen ferner leicht ein, dafs,
wenn dieser Rand der Grube sich immer mehr verengern sollte, sie sich in eine
geschlossene Höhle, oder, da die Grube von einer Haut gebildet wird, in eine
geschlossene Blase verwandeln müfste; Diese Umwandlung erfolgt aber in der
T h at, und die neu entstandene Blase heifst das Amnion und enthält etwas Flüssigkeit,
das Fruchtwasser [L iq u o r amnii')***'), die sich allmählig in der Grube
angesammelt hat.
Aber
*) I c h mu fs h ie r b e so n d e rs b i t te n , b e i D u rch le su n g dieses Abschnittes die am R an d e ange zoge -
• n e n A b b ild u n g en w ie d e rh o lt zu v e rg le ich en .
**) -Von d ie s e r G ru b e z e igen u n s die F ig u re n 6 '6 " u n d 7 ' d e r zw e iten T a f e l Q u e e rd u rc h sc h n itte .
H ie r ist ƒ d e r R an d d e r G ru b e im v e g e ta tiv en u n d g im a n im a lisch e n Blatte.. D ie F ig u re n IV.
V. VI. z e ig en L ä n g sd u r c h s c h n itte d erse lb en G r u b e ; r is t d e r v o r d e r e , s d e r h in te re R a n d d e r
G ru b e im v e g e ta tiv e n > t u n d u im an im alisch e n B la tte . Wie die D o tte rh a u t, d ie h ie r d u rc h
e in e p u n k tir te L in ie a n g e d e u te t i s t , ü b e r die G ru b e wie e in sc h le c h t scfyliefscnd<?r D e c k e l
w e g g e h t, m a c h e n dieselben Abbild u n g en s e h r an sc h au lich .
A u s fü h rlic h e r s ie h e ü b e r B ild u n g des Amnions m it s te te r Hinwe isu n g a u f die, Abbildungen
im e rste n T h e ile S. 47 — 50 u n d S. 66.
***i Auch $ ch a afw asser.
Aber nicht beide1 Hauptblätter der Keimhaut bilden das Amnion, > Inr Anfangs
freilich, wenn der Rand des Embryo seine Wanderung nach Unten beginnt,
liegen das animalische und das vegetative Blatt noch ziemlich an einander, aber F;g. 5. 6'.
so wie es immer bestimmter nach unten rückt, trennen sich beide Blätter rasch 'S'
von einander und die Trennung schreitet von der Wirbelsäule des Embryo fort.
Das vegetative Blatt sinkt überall tiefer als das animalische., und würde, wenn
wir es ans dem Innern des Dotters betrachten könnten, puÖig auSsehen und wie
eine Blase den vordem und hintern Theil des Embryo verdecken ; nur seine. Mitte,
die Wirbelsäule nämlich mit Ausnahme ihrer Enden, würde sichtbar bleiben,
weil hier das vegetative Blatt am animalischen eng anliegt. Eine solche Ansicht
haben wir nun wirklich, wenn wir den Embryo in diesem Zustande im Wasser
liegend, so dafs nichts zerstört wird, von unten aus mit dem Microscope betrachten.
Diese Ansicht hat W o lff bewogen, die scheinbare Blase das falsche
Amnion zu nennen. Ich habe sie die Kappe [In vö lu c ru n i)! genannt, ans tn'
Gründen, die ich sogleich anführen werde. Vorher mache ich nur die Bemerkung
, dafs die Kappe, oder W o 1 ffs falsches Amnion, nach der ganzen gegebenen
Darstellung nichts ist als die oben beschriebene Grube, von unten angesehen
und nur in sö fern Verschieden, als das tiefere vegetative Blatt vom animalischen
Blatte später absteht, weshalb die Kappe stärker gewölbt erscheint, als die Grube,
von oben angesehen,' vertieft ist. Die Kappe ist, eben weil sie nur die tiefere
Schicht jener Grube ausmacht, nicht eine geschlossene Blase, sondern liefse sich
eher mit einer Muhle *) vergleichen, auf welcher die Dotterhaut wie ein über sie
■vVëggehender Deckel liegt. Nun hörten wir aber so eben, dafs die Grube sich oben
schliefst, um das Amnion zu bilden. An diesem Schlüsse hat jedoch die Kappe
keinen Antheil, denn dié Trennung zwischen dem animalischen und Vegetativen -
Blatte geht Vom Embryo fort bis an den Winkel, wo der herabgezogene Theil
der Keimhaut in den übrigen, nicht ans der Lage gezogenen übergeht, d. h. bis
an den Rand der Grube und endlich noch weiter. Von dem Augenblicke an näm- Fig. 6". 7\
lieh, wö’beide Blätter in diesen Winkel getrennt sind, wird der Winke! in dem V '
vegetativen Blatte schwächer und glättet sich allmählig ganz aus, so dafs der frii- Fig. 7 ". 8.
her herabgeneigte Theil ganz unmerklich in den jetzt mehr herabgesuhkenen ätl- “ • VIIli
fsern Theil übergeht. Die ganze Ansicht der muldenförmigen Käppe ist also nun
geschwunden, wenn wir den Embryo von unten betrachten. Das animalische
V i ) ie a b e r izi d e t M itte d e r Wölbung, e in e R in n e h a t ,, wenn wir, sie von u n te n b e tr a c h te n ,
... o d e r in ,d e r M itte d e r V e rtie fu n g eine E rh e b u n g , w enn w ir s ie , n ac h W e g n a hm e des a n im a lisc
h e n B la tte s , von o b e n ansehen. J e n e R in n e u n d d iese E rh e b u n g s in d 'n a tü rlic h ein e rle i
' 1 u iid n ic h ts als d ie A n h e ftu n g de* v eg e ta tiv en B la tte s an den S tamm d e r W irb e ls ä u le vom Embryo.
n. G