krösplatte erfährt, um zur Primordial - Niere zu werden, kann ioli nicht mit Sicherheit
angeben , und obgleich sehr ausgezeichnete Beobachter*) in neuerer Zeit
grade diese Theife zum Gegenstände ihrer, genauen Untersuchungen gemacht haben,
so ist meine Ungewifsheit über die ernte Bildungsweise nicht gehoben**)
Diese Organe sind Drüsen, und man sieht bald der ganzen Länge nach für jede
Primordial-Niere einen langen Äusfiihrungsgäng, der in die Kloake mündet. Man
pflegt ihm den Namen des falschen Harnleiters zu geben. Da ich nun von andern
Drüsen am Darmkanale deutlich erkannt hatte, dafs ihre Ausführungsgänge Ausstülpungen
der innern Fläche des Darmes , so wie die ganzen Drüsen Wucherungen
der Darm wand sind, "so lag die Vermnthung nahe, dafs auch der Ausführungsgang
der Primordial - Nieren aus der Kloake nach vorn gestülpt werde, allein
man sieht ihn nicht Tön hinten nach vorn sich verlängern, sondern man findet ihn
entweder gar nicht, oder in seiner ganzen Länge. Man mufs daher glauben, dafs
er durch histologische Sonderung entsteht, indem die Substanz am obern Winkel
der Gekrösplatten in einem Streifen zu einem zarten Rohre sich verflüssigt. Die
Fische, wo dieser Kanal nie mit dem Darme in Verbindung steht, machen eine
solche Bildungsweise noch wahrscheinlicher. Aber diese Verflüssigung Scheint
durch ein anderes Verhältnifs eingeleitet zu werden, durch eine Metamorphose
in den Blutgefafsen, deren Art ich freilich im Einzelnen nicht mit Sicherheit angeben
kann.
*) R a th k e , M ü ll fei-, JaCbbsoh', -
**) Ich habe in der Vorrede zum ersten Thëilè dieses Werkes schon erklärt, dafs meine Untersuchungen
aus der spätem Zeit des Embryonen-Lebens nicht beendet waren. Es leuchtet jedem
kundigen Leser ein, dafs diese Bemerkung besonders von der .Darstellung der vorübergehenden
und bleibenden Nieren, sowie des Geschlechtsapparates galt. Auch später habe ich diese Lücke
nicht nach Wunsch ausfüllen können, wozu ich um so weniger Nöthigung fand, da ich R a th k e
und J. M ü lle r mit diesen Untersuchungen beschäftigt wufste. Leider aber stimmen beide
Beobachter in manchen wesentlichen Punkten nicht überein. Im laufenden Jahte habe ich als
ich den vorliegenden Bänd vollendete, - einige Zeit dieser Untersuchung gewidmet, allein indem
ich mein Augenmerk vorzüglich auf die erste Bildung richtete, mufs ich bekennen,, dafs meine
Hoffnungen nicht befriedigt wurden. Was aber meine Ansicht-von der ersten Ausbildung durch
Verzweigung von Gefäfsen anlangt, so glaube ich sie nicht aufgeben zu dürfen , so hoch ich auch
M ü ll er’s Widerspruch (Entwickelung\derGenitalien) achte. Es ist nämlich offenbar, dafs, wenn
das animalische Blatt sich vom vegetativen löst, zwei Arterien (wir haben sie die hintern Wirbelarterien
genannt) grade da liegen, wo gleich nach erfolgter Trennung die Primordial - Nieren
sich zeigen. Perner habe ich in. etwas späterer Zeit, fti welcher die Primordial-Nieren ganz
roth erscheinen, wénn ich durch äufgegossenen Weingeist oder Salz das Blut zum Gerinnen
brachte, dasselbe nicht im Bildungsstoffe ergossen gefunden, wie M ü lle r zu rermüthen
scheint, sondern in eigenen Kanälen. In jungen Embryonen von^Säugethieren sieht man sie
noch viel deutlicher. Allein diese Kanäle sind verschieden von den secernirenden Gängen. Noch
etwas später glaubte ich deutlich zu erkennen, dafs die queerlaufenden Blutgefäfse mit den secernirenden
Beutelchen wechseln. Diese Bemerkung in Verbindung mit dem sehr raschen Auftreten
der hintern Wirbelvéhe bestimmt mich zu der im Texte gegebenen Darstellung.
So viel ist gewifs, dafs so lange das vegetative Blatt noch an dem animalischen
haftet und die Sonderung erst eingeleitet ist, ein Blutgefäfs, der nach hinten
laufende Zweig jedes Hanptastes der Aorta (die hintere Wirbelarterie) jederseits
griade in der Gegend verläuft, in der bald darauf die Primordial - Niere sich zeigt;
jetzt aber noch nichts von jenem Organe zu erkennen ist. Es ist ferner gewifs,
dafs bald nach dem Erscheinen der Primordial - Nieren, Wenn die Gekrösplatten
sich herabgebogen haben, fast an derselben Stelle, nur wenig mehr nach anfsen,
die hintern Wirbelvenen liegen. Es ist ferner augenscheinlich j- dafs Während
des ganzen Bestehens der Priipordial - Nieren sie nicht nur sehr reich an Blutgefäßen
sind, sondern auch die auffallenden Veränderungen dieser letztem in ihnen
sich ereignen, von denen wir bei Gelegenheit des=Gefäfssystems gesprochen;habeil;
Es sind ferner die Kanäle, welche das Blut enthalten, ‘ grade in der ersteh Zeit
(wenige Tage nach dem Auftreten der Organe) verhältnifsmäfsig sehr weit. Ich
glaube daher, dafs eine Veränderung in den Gefäfsen das Ursprüngliche ist, und
dafs auf diese die Bildung der secernirenden Kanäle folgt. Es wäre dann die Bil-
dungsWeise der Primordial-Nieren der Bildung der Visceraldrüsen grade entgegengesetzt,
da in diesen die Ausführungsgänge sich zuerst bilden, dann sich verzweigen
und allmählig die verzweigte Drüse mit dem erforderlichen Gefäfsnetze
versehen wird, in den Gekrösplatten aber zur Erzeugung von Drüsen (wenn nämlich
der falsche Harnleiter nicht aus der Kloake frervorgestülpt wird), schon wegen
Mangel der Schleimhaut, die im Darmkanale überall das Bedingende ist, ein
entgegengesetzter Weg eingeschlagen wird. —
Dafs die hier liegenden hintern Wirbelarterien bald'schwinden, und dagegen
die Aorta in der Mitte unter der Wirbelsäule sich ungetlieilt verlängert und
den Primordial-Nieren nur Seitenäste giebt, scheint offenbar. Allein auf welche
Weise dies geschehe^ ob die Arterien über dem Gekröse zusammenrücken und da
ihre Wände noch aufserordentlich zart sind, zu Einem Kanäle verschmelzen, oder
ob der mittlere Kanal eine unmittelbare Verlängerung des Stammes der Aorta ist,
wurde mir, wie ich schon früher sagte, nicht deutlich, und eben deshalb kann
ich nicht genau bestimmen , durch welche Metamorphose die Entstehung der Primordial
Nieren eingeleitet wird. Beides fällt gewifs ganz zusammen.
Es wäre möglich, dafs jede der genannten Arterien in kurzen Absätzen
Aeste abgiebt, welche rasch umbiegend zu Venen werden und dann einen Venenstamm
mit eben solchen zahlreichen Aesten bilden. Damit hätten wir die einfachste
Art von der Bildung der hintern Wirbelvene, und-das rasche Schwinden der
hintern Wirbelarterien wäre vielleicht mehr scheinbar, indem sie von den Primordial
Nieren überdeckt würden. Wenn nun unter jedem solchen Uebergaugs