k. Gelber
Körper.
C o rp u s lu
t e u m
Taf. IV.
Fig, 22.
des Eierstockes. Nach der Befrachtung vermehrt sich diese Wucherung rasch,
bis die Kapseln sich eröffnen, was bei einigen Säugethieren schon nach wenigen
Stunden (beim Schaaf), zuweilen aber, wie beim Hunde, besonders für die später
sich öffnenden Kapseln erst nach mehreren Tagen geschieht *). Diese Eröffnung
scheint besonders dadurch veranlafst, dafs die innere Schicht der Kapseln
stark wuchert, sich von der äufsern mehr löst und nun, im Raume beschränkt,
den Inhalt der Kapsel gegen die dem Drucke nachgebende Narbe drängt. Zugleich
aber veranlafst die Befruchtung eine Turgescenz des Eileiters mit vermehrtem
Blutandrange auf derjenigen Seite, wo eine Kapsel reift, oder auf beiden Seiten
, wenn in beiden Eierstöcken sich dergleichen finden. Die Eileiter krümmen
sich bei dieser Turgescenz noch mehr gegen die Eierstöcke, die Beutel vertiefen
sich und nähern sich der Form der umschliefsenden Säcke, wenn sie dieselbe
nicht schon früher hatten, und der Trichter umfalst, indem er sich in sich selbst
faltet, in der Regel wenigstens, den gesammten Eierstock, nicht eine einzelne
Kapsel, wie beim Yogel und den Reptilien; doch ist bei den durch einen Sack
umhüllten Eierstöcken die Oeffnung des Trichters zuweilen so eng, dafs man
glauben möchte, er ginge von einer Kapsel zur andern über, worin er von dem
Sacke leicht unterstützt wird. In diesen Thieren kann man natürlich das Umfassen
nicht sehen, allein bei andern ist es schon oft beobachtet, und ich kann nach
zahlreichen Erfahrungen versichern, dafs das Umfassen länger währt als man gewöhnlich
glaubt, in Schweinen bleibt der Eierstock in der Regel gegen vier Wochen
lang umfafst, in Schaafen fast eben so lange **).
Bei der Entleerung wird zuweilen in die Höhlung der Kapseln Blut ergos-
- sen. Immer wuchert die innere Haut derselben rasch fort, und indem sie sich
verdickt, füllt sie nicht nur den entstandenen leeren Raum aus, sondern, da sie
ein Sack ist, so drängt sich der die Narbe umgebende Theil über die Oberfläche
des Eierstockes hervor***). Sie ist in diesem Zustande stark geröthet, und der
vorragende Theil bildet daher ein blutrothes Knopfchen. Er behält einige Tage
hindurch die Oeffnung. Darauf vernarbt diese, es ist dann noch ein Rest der
innern Höhlung da, der sich aber auch bald füllt und statt des Graafsehen Bläs*)
Einmal fand ich in einem Hunde acht Tage nach der Befruchtung eine Kapsel noch nicht geöffnet
, aber doch im Reifen begriffen.
**) Ich habe daher dieses Umfassen bei Untersuchung jüngerer Embryonen sehr oft gesehen. Die
Oueerfalten, in welche sich der Eileiter legt, waren mir besonders merkwürdig. Sie zeigen,
dafs er sich wirklich an den Eierstock ansaugt.
***) Im Durchschnitte abgebildet Taf. IV. Fig. 12. ci. Die übrigen gelben Körper dieser .Abbildung
sind theils völlig ausgcbildel, theils schon verschrumpft.
chens hat man nun einen festen etwas vorragendeu Körper, den mau den gelben
Körper (Corpus lu te um ) genannt-hat, weil beim Menschen, auch in einigen
Säugethieren, wie in der Kuh, seine Farbe bald gelb wird. In vielen Säugethieren
bleiben diese Massen jedoch während der ganzen Tragezeit stark geröthet, im
Kaninchen sind sie nur weifslich. In der letzten Zeit der Schwangerschaft nehmen
sie ab und erst nach der Geburt werden sie klein und unansehnlich. Man
sieht leicht, dafs die Festigkeit des Keimlagers den geöffneten Kelch nicht zusammensinken
und verschrumpfen läfst, wie bei Vögeln und Reptilien, und deshalb
die Kapsel so lange wuchert, bis die Lücke ausgefüllt ist. In der Tliat nehmen
in den Vögeln die entleerten Kapseln zuweilen die Form des gelben Körpers der
Säugethiere an, besonders wenn die Narbe, wie zuweilen geschieht, wieder verwächst.
Aber auch wenn die Narbe nicht verwächst, zeigt der verschrumpfte
und ganz klein gewordene Kelch, indem er sich gelb färbt, eine auffallende
Aehnlichkeit mit einem nicht geschlossenen, in der Bildung begriffenen, aber
sehr kleinen, gelben Körper der Säugethiere. (Vergl. Taf. IIL Fig. l. No. 4.)
Bei Eröffnung der Kapsel zerreibst jedesmal die den Inhalt umschliefsende
allgemeine Körnerhaut, weil die Narbe zu eng ist, um das Ganze auszulassen.
Es gehen also Stücke derselben mit dem eiweifsähnlichen.Inhalte ab und nur die
kleine Dotterkugel kommt unversehrt in den Eileiter. Die letztere ist sogar noch
von ihrer Keimschicht umgeben, die sich nur langsam zu lösen scheint, denn ich
fand sie noch in dem Eileiter am Eie haften. Da die Keimschicht im Verhältnis .
zum Eie eine ansehnliche Ausdehnung hat, so ist das letztere mit dieser Umgebung
leichter kenntlich als ohne sie. Hierin liegt ohne Zweifel der Grund, warum
die Eier in den Eileitern einige Zeit nach dem Eintritte noch schwerer zu finden
sind, als gleich nach demselben, besonders wenn die Eier schon ursprünglich
wenig gefärbt waren. Dennoch ist es auf keine Weise zu bezweifeln, dafs
die Dotterkugeln, ohne aufgelöst zu werden, durch den Eileiter bis in den Frucht-
hälter geführt werden. Die Eier der Kaninchen haben G ra a f und C ru ik -
sh a n k mehrmals in den Eileitern gesehen. Die ziemlich gefärbten und deshalb
als dunkle Pünktchen kenntliehenEier des Hundes haben P r e v o s t, Dumas und
ich eben daselbst gesehen. Ich fand sie nur etwas vergröfsert und aufgelockert
gegen die Form, die sie im Eierstocke hatten. Eben so fand ich daä Ei eines
Schaafes vor dem Ende des ersten Tages. Die Keimschicht war sehr aufgelockert
und verringert.
Schon im Eileiter wird, während das Ei durchgeht, etwas mehr Feuchtigkeit
ergossen, als gewöhnlich.