aber die Un- wenn die Differenz bis auf einen gewissen Grad gestiegen ist. Das gilt besonders
heitderFor- von der Trennung der ersten Anlage in über einander liegende Blätter und der
"eitrige Con- einzelnen Organe in constituirende Elemente. So sind gewifs die Nervenfäden
sistenz. .sehr viel früher d a , als wir sie unterscheiden, nicht wegen ihrer Dünne, aber
wohl wegen ihrer Zartheit, Durchsichtigkeit und Uebereinstimmung mit der
umgebenden Masse für uns unkenntlich. Angenommen, die Nerven wären schon
gesondert, aber Linie im Durchmesser, wach und durchsichtig: durch
welche Mittel wollten wir sie von der umgebenden Masse der Bauchplatten unterscheiden?
Wären sie dunkel, so würde ein solcher Durchmesser schon von einer
scharfen Linse erreicht werden; wären sie starr, so-würden sie zwar, wenn sie
zugleich hell wären, auch nicht ohne Zerreifsung des Leibes sichtbar seyn, diese
aber würde sie blofslegen und deutlich zeigen, wie die Fasern eines zerrissenen
Papiers. Glücklicher Weise läfst aber das grobe Gefüge, das der früheste Embryo
in allen leicht zu unterscheidenden Theilen offenbart, mit Sicherheit schliefseif,
dafs die Nerven : schon bei der ersten Sonderung eine viel ansehnlichere Dicke
haben, immer aber bleibt es gewifs, dafs sie in ihrem Entstehen nicht zu beobachten
sind. Ueberhaupt können wir alle Ausbildung im Innern eines Theiles erst
gewahr weiden , wenn sie schon eine Zeitlang fortgeschritten ist. Dagegen läfst
sich jede Veränderung des äußern Umrisses sowohl am ganzen Embryo, als an seinen
einzelnen Theilen sogleich erkennen, weil die Kleinheit an sieh kein Hindernifs wird.
«. Was Aus diesen Gründen ist für die Untersuchung'der* Embryonen 9 , wenigstens
die Methode der Embryonen höherer Thiere, fest nie eine sehr starke Vergrößerung erforder-
suchungter" •ich. Eine solche verwischt die geringen Unterschiede In der Textur und yer-
dünnt die Schatten, an denen man oft ganz allein die Lagerung,' so wie die Gestaltung
innerer Theile e rk en n tzu sehr. Ein gröfseres Bedürfnils als die starke
Vergröfserung ist es, die verschiedenen Schatten, die sichioft decken, mitBestimmt-
heit zu unterscheiden und den Embryo nach allen Seiten wönden und ihn unter
schwacher Vergröfserung zergliedern zu können. Meine' Untersuchungen haben
mich viel rascher weiter geführt , nachdem ich angefangen hatte unter einer Linse
von etwa 5 Linien Brennweite zu beobachten, unter welcher ich mit beiden Händen
an dem iii einem mit Wasser gefüllten Uhrglase liegenden Embryo arbeiten konnte.
Ich habe mich hierzu eines, von Ada m s in London verfertigten Taschenmicroscopes
bedient, welches, nicht nur als einfaches Mieroscpp mit: 1 bis 3 Linsen, sondern auch
nachBedürfnifs als zusammengesetztes gebraucht werden kann. Nicht oft habe ich
eine oder zwei Linsen zu der ersten hinzugefügt, seltener den Tubus des zusammengesetzten
Mieroscopes angewendet und nur sehr selten zu einem stärkemMicroscope
meine Zuflucht genommen, und auch dann meist ohne den gehofften Erfolg,
S c h o 1 i o n II.
Die Ausbildung des Individuums im Verhältnifs zu seiner Umgebung.
Die obigen Bemerkungen über die rohen Formen und das grobe Gefüge
des Embryonenleibes können für die Erkenn tnifs des Wesens der Entwickelung
benutzt werden. Wenn es nämlich auch an sich klar ist, dafs, obgleich jeder
Fortschritt in der Entwickelung nur möglich gemacht wird durch den vorhergehenden
Zustand, dennoch die ganze Entwickelung von.der gesammten Wesenheit
des Thiers, welches werden soll, beherrscht und geleitet wird, und nicht der
jedesmalige Zustand das allein und absolut Bedingende für die Zukunft wird, so
ist es doch nicht ohne Interesse, dieses Verhältnifs aus der Beobachtung erweisen
zu können. Ich glaube aber, dafs sich ein solcher Beweis fuhren läfst.
Wenn wir eine Anzahl ausgewachsener Hühner ganz genau mit ihrer äulsern
und innern Gestaltung auf eine Tafel zeichnen wollten, so würden wir zwar
einige Unterschiede erkennen, aber doch nur unwesentliche, die auf die Lebensverhältnisse
wenig Einflufs ansüben können, wie etwa längere und kürzere Hälse,
stärkere und schwächere Füfse nnd dergleichen mehr. Je jünger die Embryonen
aber sind, um desto mehr Unterschiede und im Verhältnifs zur geringen Ausbildung
um desto bedeutender scheinende, würden wir gewahr werden. Das wird
für die erste Bildung sehr auffallend, und alle Beobachter machen diese Bemerkung.
Würden Embryonen von der Bildungsstufe, wo der Rücken sich schliefst,
eben so, aber bisizn dem Maafse der Erwachsenen vergröfsert, anfeine Tafel neben
einander gezeichnet, so würde man, ganz abgesehen von dem raschem oder
langsamem Fortsehreiten der gesammten Entwickelung , die'größten Unterschiede
erkennen, nnd glauben, diese Embryonen könnten nicht zu derselben Form sich
ansbilden. Bald ist das Verhältnifs des Kopfes zum Rumpfe in einem Individuum
viel größer als im andern; bald sind die Embryonen mit Ausnahme1 der Wirbelsaite
und der Anlage der Wirbel durchsichtig wie Glas, bald sind sie viel dunkler.
Einige sind stärker gekrümmt oder mehr aus der Keimhaut erhoben, als andere.
In einigen wird man die Wirbelsaite nicht bis zum Ende des Leibes reichen
sehen’, in andern werden die Bauchplatten schon im ganzen Umfange kenntlich
seyn. Noch gröfser sind die Verschiedenheiten, wenn wir-weiter zurück-
T 2
a. Die We-
senheit des
Thiers beherrscht
die
Ausbildung.