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d. Spätgebä-
"rende Säuge-
thiere.
e. Was man
von ihrem
Eie seit Inniger
Zeit
wufste.
Embryonen von nur 21 Gran, und an kleineren Beutellhieren sogar von einem
Grane gefunden; allein zu glauben, dafs sie nie Eihüllen haben, wäre zu jetziger
Zeit wohl unpassend. G e o ffro y glaubt sogar eine Spur vom Fruchtkuchen
an Embryonen von 5 Linien Länge dicht am Bauche gesehen zu haben. Auch
die Nabelgefäfse, welche B la in v ille früher vergeblich gesucht hatte, erklärt
R u d o lp h i gefunden zu haben. An dem Daseyn solcher Gefäfse in früher Zeit
ist vernünftiger Weise nicht zu zweifeln, allein den Embryo wenigstens, welchen
ich im Berliner anatomischen Museum als von eiuem Didelphis aufgestellt
sah, konnte ich nicht für einen solchen erkennen, da er nicht die Fufsbildung
dieser Thiergattung hatte. Ob die Verwechselung vor oder nach der Untersuchung
Statt gefunden, weifs ich nicht *),
■Auf jeden Fall fehlt noch vieles, um die Entwickelungsgeschichte der Beu-
tellhiere, mit der anderer Thierformen vollständig zu vergleichen.
Wenden wir uns jetzt zu den spätgebärenden Säugethieren, die den eigentlichen
Stamm dieser Klasse bilden, während die frühgebärenden nur Uebergänge
zu andern därstellen, so finden wir in der äufsern Form und dem Baue des Eies
viel mehr Mannigfaltigkeit als in der Entwickelungsweise der Embryonen selbst.
Diese letztem stellen wir vorläufig zurück, um sie später kurz mit der Bildungsgeschichte
des Küchleins vergleichen zu können.
Die Geschichte des gesammten Eies und seiner verschiedenen Formen werden
wir aber ausführlicher zu untersuchen haben, wenn wir ein sicheres Ver-
ständnifs bei den widersprechenden Angaben und der abweichenden Benennungsart
einzelner Theile, wie wir sie in den Schriftstellern verschiedener Zeiten Enden
erlangen wollen. Ich halte es dabei für passend, dasjenige voranzuschicken,
was män seit Jahrhunderten und zum Theil seit Jahrtausenden weifs, dann zu
der Untersuchung übergehe, wie diese Theile, sich bilden und die Resultate der
neuesten Forschungen bei dieser Darstellung mitzutheilen. j Hierdurch erlange ich
den Vortheil ZUvörderst nur von Verhältnissen zu sprechen, .die den Medicinern
unter Ihnen völlig geläufig sind und auch den übrigen Herren.Zuhörern mehr oder
weniger bekannt seyn werden.
Die ältere Kepntnifs, wie sie z. B. in den gewöhnlichen anatomischen
Handbüchern des vorigen Jahrhunderts gegeben- w ird, bezieht sich nur auf den
spätem Zustand der Frucht. • ' • Man
R u d o lp h i hat diesen Embryo später in den Abhandlungen der Berliner Akademie 1828
abbilden lassen. Wer diese Abbildung aufmerksam betrachtet,'wird mit mir zweifeln, dafs bei
einem so weit entwickelten Beutelthiere der Daumen des Hinterfufses von den andern Zehen
sich noch nicht unterscheiden sollte. Den -Daumen sieht man doch ganz deutlich in viel wenir
ger entwickelten Embryonen von Beutelthieren.
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Man weifs vor allen Dingen seit langer Zeit, dafs die Jungen der gewöhnlichen
Säugethiere in dem Fmchthälter, der sogenannten Gebärmutter oder dem
Uterus des mütterlichen Körpers, sich entwickeln, dafs sie hier von weichen
blutreichen Hüllen, den Eihäuten umgeben sind, dafs der Embryo vermittelst
eines runden Stranges, der ans dem Nabel abgeht, und deshalb Naheistrang oder
Nabelschnur (F u n ic u lu s um b ilica lis ') heifst, mit diesen verbunden ist.
Im Nabelstrange sind bei allen Säugethieren zwei Nabelarterien und entweder nur
eine Nabelvene, wie im Eie des Menschen und der meisten andern Säugethiere^
oder zwei Nabelvenen, wie im Ei der Wiederkäuer, die aber auch hier gleich
beim Eintritte in den Leib sich zu einem Stamme vereinigen.
Vom fernsten Alterthume her unterschied man allgemein zwei Häute unter
den Hüllen des Säugethier - Eies, das Amnion und das Chorion. Jene Haut kannte
man als gefäfslos, aus einem Blatte bestehend, den Embryo in einem weiten, abstehenden
Sacke umgebend, doch so, dafs es sich auf der äufsern Fläche des Nabelstranges,
als Ueberzng nach dem Nabel des Embryo fortzieht, und in seine
Haut übergeht. In Verbindung mit der Haut des Embryo bildet also das Amnion
einen in sich selbst eingestülpten Sack, zu welchem der Embryo in demselben
Verhältnifs steht", wie das Herz zum Herzbeutel. Im Innern dieses Sackes
ist das Frucht- oder Schaafwasser.
Das Chorion dagegen soll als ein gefäfsreicher und einfacher, nicht eingestülpter
Sack das Amnion mit dem Embryo und der Nabelschnur umgeben. Die
Gefäfse des Chorions sind Verlängerungen der Nabelgefäfse. Allein die äufsere
Fläche des Chorions ist in keinem Säugthier-Ei völlig glatt. Entweder liegt,
wie beim Menschen und den Raubthieren, auf einem beschränkten Theile dieser
Haut eine dicke Masse auf, die die netzförmigen Enden der Nabelgefäfse in Zotten
oder Flocken vertbeilt enthält; einen solchen Theil nannte man einen Mutterkuchen,
P la c e n ta , in neuester Zeit Fruchthuchen-, — und ihm gegenüber ist
eine ähnliche Bildung an der innern Wand des Fruchtbälters. Oder man findet
auf sehr langen Eiern viele solche Mutterkuchen zerstreut, die man C o ty le -
dones nannte und denen gegenüber man immer entsprechende Wucherungen auf
der innern Fläche des Eruchthälters bemerkt. Es war leicht einzusehen, dafs
diese Cötyledonen nichts seyen, als die auch in dem einfachen Fruchtkuchen unterscheidbaren
lappigen Abtheilungen, von einander getrennt, und auf das lange Ei,
wie es bei Wiederkäuern immer ist, vertheilt. Eine dritte Form von Eiern, die
auch lang ist, und bei den Pferden, Schweinen und andern nicht wiederkäuenden
Hufthieren vorkommt, zeigte aber auch keine Cotyledonen, sondern man fand
das ganze Ei, mit Ausnahme seiner äufsersten Enden, mit kurzen, an Gefäfsnetzen
II. Y