e. Stamm
der Wirbelsäule.
der Verknöcherung stimmt nicht ganz mit der Reihenfolge in der Verknorpelung,
denn die langen Knochen der Extremitäten verknöchern zuerst *3. Doch kann man
auch nicht sagen, dafs regelmäßig die von der Axe entfernten Knochen zuerst verknöcherten
, denn ich habe mit Bestimmtheit und gegen die gewöhnliche Meinung
gefunden , dafs in den Wirbelkörpern früher Verknöcherungen sieh finden als in
den Wirbelbogen**). Die erstem sind nur so versteckt, dafs sie schwerer .aufgefunden
werden. Vielmehr scheint das Gesetz für den Eortschritt der Verknöcherung
auf einem doppelten Verhältnisse zu beruhen, der Fortschritt der Verknorpelung
aber auf einem einfachen. Die Verknorpelung geht nämlich nach der jRichr
tung der Bildungsbogen oder der allgemeinen Richtung der Ausbildung im Stamme,
also von der Axe zur Peripherie und in den Extremitäten von dem Wurzplgelenke
in das Wurzelglied und in den vorragenden Theil. Die Verknöcherung, folgt eines
Theils demselben Gange, andern Theils verknöchern aber auch diejenigen
Knorpel rascher, die gerade in stärkerer Entwickelung begriffen sind, wenn die
Fähigkeit zu verknöchern nicht blofs von dem einzelnen Knorpel, sondern auch
von der ganzen Ausbildung, namentlich von der Menge des vorräthigen Blutes abhängt.
Nun geht aber dem Momente, wo die Verknöcherung eintrilt, die stärkste
Entwickelung der Mittelglieder der Extremitäten vorher, und zwar ist sie im
Vogel lebhafter in der Extremität als in der vordem, weshalb die erstere noch früher
verknöchert.
Die Wirbelsaite bildet sich, wie wir bemerkten, nicht zu dem gesummten
Stamme der Wirbelsäule aus. Zwar vergröfsern sich die beiden Hälften der Anlage
zu den Wirbelbogen auch nach unten***), doch scheinen sie nicht allein den
Wirbelkörper zu bilden. Vielmehr glaube ich erkannt zu haben, dafs hier unterhalb
der Wirbelsaite sich für jeden Wirbelkörper ein eigenes Körnerhäufchen
und also ein eigener, Verknorpelungspunbt erzeugt, der bald die obern Bogen erreicht.
Ich habe zwar diesen Vorgang noch nicht in allen einzelnen Momenten
verfolgen können, weil man die erste Verdunkelung nur in dünnen Schichten erkennt,
in dieser Gegend aber der Embryo nicht nur am dicksten ist, sondern auch
die Wirbelsaite die Ansicht verdeckt, die früheste Bildung der Wirbelkörper
sich also nur durch sehr sorgfältige Zerstörung und Aufopferung vieler Embryonen
der ersten Zeit beobachten liefse; indessen spricht schon die spätere Verknöche-
rungsweise für diesen Fortgang der Verknorpelung, freilich ohne ihn zu bewei*)
Theil I. S.110 u. S. 125.
**) Theil I. S. 125.
***) Theil. I. S. 74.
sen*). Dafs die Wirbelkörper ihren eigenen Verknöcherungspunkt haben, ist
schon oben bemerkt.
Die obern, oder schlechthin sogenannten Wirbelbogen bilden sich aus zwei
Hälften, indem in beiden Rückenplatten gegenüberliegende Häufchen von dunklen
Körnern entstehen, die eine ganz kurze Zeit hindurch unregelmäfsig sind, sehr
bald aber ziemlich regelmäfsig viereckig werden. Diese beiden Hälften der Wirbelbogen
erheben sich allmähh’g in die Kämme der Rückenplatten, erreichen einander
von beiden Seiten aber erst am fünften Tage, langé nachdem die Rückenplatten
sich vereinigt haben. Durch ihre Vereinigung wird der Wirbelbogen vollständig,
und nun erst wächst aus der Vereinigungsstelle für jeden Wirbel ein Domfortsatz
hervor, j Schon vor der Vereinigung nämlich ist der Wirbelbogen aus dem körnigen
Zustande in den knorpeligen übergegangen. Die Verknöcherung schreitet
eben so gegen die Dornfortsätze fort. Die Ausbildung des Schädels, als der Summe
der vordersten Wirbelbogep, ist im Allgemeinen dieselbe und wird nur durch die
starke Ausdehnung des Hirnes modificirt. Die gewöhnliche Angabe, dafs die
Schädeldecke lange häutig bleibe, ist nämlich dahin zu deuten, dafs der Theil,
Welcher in den Rückenwirbeln die Mitte des Bogens und den Dornfortsatz bildet,
hier sehr ausgedehnt und verdünnt ist. Die vollständige Durchsichtigkeit dieser
sogenannten Haut kommt eben von ihrer knorpeligen Beschaffenheit. Es scheint
wenigstens der gröfste Theil des Schädels in der innern Organisation ein Ganzes,
und nur durch Gestaltung äufserlich in morphologische Elemente getheilt. Dagegen
sind. die Wirbel des .Kreuzbeins anfänglich eben so getrennt wie die andern
Wirbel, und nur der Einflufs der hintern Extremität scheint ihre endliche Verwachsung
zu bedingen**).
In den untern Wirbelbogen (wir haben uns früher [§. 6. a.] über diesen Ausdruck
verständigt) scheinen Queerfortsätze und Rippen ein Ganzes zu seyn, so
lange sie nur aus körniger Masse bestehen, und erst später durch ein Gelenk sich
zu trennen, sobald der Knorpelzustand sich auszubildeip anfängt. Dafs dieRippen
sich stärker entwickeln als die unternBogen in andern Gegenden des Leibes, hängt
mit der allgemeinen Metarmorphose zusammen, welche den Leib in verschiedene
morphologische Abschnitte sondert, von denen einige stärker sich ausbilden als
andere; denn dafs die Entwickelung der Rippen nicht selbstständig ist, sondern
dem allgemeinen Wachsthume sich unterordnet, geht schon daraus hervor, dafs
die Bauchenden der Rippen, je jünger der Embryo ist, um so mehr nach vorn ge-
In den .Fischen ist; die Verknorpelung der Wirbelkörper über und unter der Wirbelsaite ganz
augenscheinlich und unläugbar.
, **) Vërgl. Theil I. S. 17. 64. 74. 84. 94,
N 2
d. Obere
Wirbelbogen.
e. Untere
Wirbelbogen.