die Entwickeluugsweise dieselbe und der Unterschied nur relativ. Solche isolirte
Umbildungen der allgemeinen Röhren haben etwas Gemeinsames und man hat
■ schon1 im Alterthume diese Uebereinstimmung erkannt, indem man sie Organe
nannte. Ich nenne diese Differenzirung die morphologische Sonderung. Die
histologische Sonderung, von der wir so eben sprachen, ist davon verschieden,
und tritt in jedem Organe noch besonders auf, weshalb jedes Organ auch Verlängerungen
der allgemeinen Systeme, des Nerven - und Gefafssystemes nämlich,
enthält. In vielen erscheinen auch Muskelfasern, nur in wenigen Knorpel (oder
Knochen), wie in der Luftröhre und dem Kehlkopfe, aufser der Fleischschicht,
wo diese histologischen Elemente vorherrschend sind.
i. Nirgends So bildet sich durch eine dreifache Differenzirung die Heterogenität des
"ung1, 6son- Körpers aus, und jedes einzelne Organ, so wie jeder gröfsere Inbegriff von
Umbildung. Organen zeigt eine zunehmende Selbstständigkeit, wie wir wohl die Besonderheit
eines jeden einfachen Organes oder eines Inbegriffes von Organen nennen können.
Je weiter wir zurückgehen, um desto mehr finden wir nicht nur die einzelnen
Organe, sondern auch die histologischen Elemente mit einander verbunden. Die
Beobachtung selbst,zeigt mehr als es irgend die Darstellung kann, dafs alles
Einzelne früher in einem Allgemeinen mit enthalten war, Es ist in der That
leichter sich hiervon zu überzeugen, als den Beweis zu führen, wenn es nicht an
sich klar scheint. Nur gegen die roheste Ansicht der Neubildung mag Folgendes
bemerkt werden:
1) Wenn durch innere Differenzirung ein Theil sich bildet, war nicht
vorher eine Lücke da. Wo z. B. sich ein Nerve öder die Grundlage eines Knorpels
erzeugt, war nicht vorher eine Lücke, sondern eine gemeinsame Masse, die
sich in Nerv und Nichtnerv scheidet. Am deutlichsten für das Auge ist unter
den Vorgängen der histologischen Sonderung wohl die Bildung der Knorpel.
Ueberall, wo zur Bildung der Anlage eines Knorpels sich dunkle Körnerhäufchen
sammeln, sieht man um ihnen herum die Masse ganz hell werden. Dieser Vorgang
zeigt die histologische Sonderung augenscheinlich. Ueberhaupt scheint die
histologische Sonderung im Vergleich zu der morphologischen, mehr eine
plastische zu seyn, Gegensätze hervorrufend.
2) Dafs nirgends ein Neues sich bildet, das mit einem schon früher Gebildeten
nicht zusammenhinge, sondern im Gegentheile sich ihm erst anfiigte.
Nichts also schwimmt frei umher, sich hier oder da anfügend, wie man es sonst
wohl vom ganzen Embryo und noch neuerlich vom Rückenmarke sich gedacht
und gelehrt hat. Vielmehr ist die morphologische Sonderung eben so wohl Hervorbildung
eines Besondern aus einem Allgemeinen, wie die histologische Sonderung,
mit dem Unterschiede nur, dafs die morphologische Sonderung auf
einem modificirten Wachsthume beruht, und also relative Differenzen giebt, die
histologische Sonderung aber, wie eben bemerkt wurde, antagonistische. Ein
jedes Organ ist also ein modificirter Theil eines allgemeinem Organes, und in
dieser Hinsicht kann man sagen, dafs jedes Organ schon in den Fundamentalorganen
enthalten ist, und zwar mit seinem ganzen Umfange. Ich glaube mich
deutlicher .zu machen, wenn ich mich auf ein besonderes Beispiel berufe. Der
Athmungsapparat ist ein besonders hervorgewachsener ursprünglich nur sehr
kleiner Theil der Schleimhautröhre. Er war also schon in der Schleimhautröhre
enthalten, und zwar mit seinem ganzen Inbegriffe; denn wenn man auch zuerst
nur die Lungen deutlich als seitliche Ausstülpungen hervortreten sieht, so ist
doch zwischen ihnen an der untern Fläche_eine Stelle, welche bald eine ganz
schwache Erhebung bildet. Diese ist die künftige Luftröhre, und wenn sich die
Lungen so weit gelöst haben, dafs ihre Verbindung mit der Schleimhautröhre nur
noch eng ist, so verlängert sich unter fortwährendem Hervortreten der Lungen
diese Stelle in die Luftröhre. Es fehlt also genau genommen die Luftröhre nie
ganz, sondern sie entwickelt sich nur langsamer und später als die Lungen.
Dasselbe Verhältnifs scheint mir überall, jedoch in verschiedenem Grade. So ist
die Ausbildung der Extremitäten offenbar ein Theilen in besondere Abschnitte,
allein das erste Hervortreten der Extremitäten könnte man, nach der blofsen
Ansicht, fast eine hinzutretende Neubildung nennen, so wenig war ihre Entwickelung
vorbereitet, wenn nicht die schon gesonderte Hautschicht ununterbrochen
von den Rücken- und Bauchplatten aus über die erste Anlage der Extremitäten
wegginge. _
In der Bildung der einzelnen Organe wiederholt sich also das Verhältnifs,
welches zwischen dem Embryo und seiner nächsten Umgebung Statt findet es
besteht in einer fortgehenden Sonderung, mit dem Unterschiede nur, dafs die
Organe sich nicht lösen, weil sie nie ein Ganzes werden, sondern Theile bleiben.
Daher auch nicht ein Organ das andere in sich aufnimmt und nur wenige Theile
durch die andern völlig vernichtet werden.
Ganz entgegengesetzt dieser Darstellung ist die Lehre von S e rre s . Nach
ihm soll der ganze Organismus entstehen durch Zusammenwachsen ursprünglich «t^ der ^ Angetrennter
Elemente, so dafs auch die einfachsten Theile wenigstens aus zwei ganjsc!levi
Hälften zusammengesetzt würden. Sie beruht nicht auf genauer Beobachtung.
S e r r e s führt diese Ansicht so consequent durch, dafs er sogar behauptet, die
Vorstellung, die man von dem organischen Wachsen habe, sey eine ganz verkehrte,
alle Vergröfserung eines Organes bestehe vielmehr in einer Anlagerung