1) Die Centrällinie aller einzelnen Fundämehtalorgane scheint im Allgemeinen*)
eben so wenig geneigt, irgend eine weitere Entwickelung zu erfahren, als
die Axe des gesammten:Thiers, oder die Wirbelsaite. In der Nervenröhre bleibt
sie unverändert, eben so in der Gefäfsbautröhre, wo ihr vorderster Theil nur
schwindet. So auch in der Schleimhautröhre. Dennoch bestimmt sie immer .die
Richtung der Entwifckelüng, denn alle fernere Entwickelung scheint immerfort
nach der Richtung der Pfeile in unsrer 5len Figur fortzugehen, woraus eine zweite
allgemeine Regel folgt :
2) Alles, was aus der Schlufslinie irgend einesEundamentalorganes hervor-
tritt, bleibt in der Mittelebene und theilt sich nicht wieder seitlieh. Wenn diese
Regel Wahrheit hat, so ist sie nur eine nothwendige Folge lies in unsrer Pig. 5.
abgebildeten Schemas der; Entwickelung und eben dadurch eine Bestätigung
desselben. Soll nämlich die Fortbildung nach den punktirten Linien dieser
5ten Figur fortschreiten, so kann etwas, das in dieser Richtung fortgeht, so bald
es die Mittelebene erreicht hat, diese nicht wieder verlassen. Da es hierauf sein
Gleichnamiges der andern Seite trifft, kann .es wohl, wenn die Entwickelung
stark ist, innerhalb der Mittelebene wachsen, aber nicht aus ihr heraus **).
Suchen wir einige Beweisgründe ä ü fb ’Der Athmungsapparat tritt aus der
Schleimhautröhre hervor, aber so, dafs die-Lungen aus den-Seitentheilen ausgestülpt
werden, der Luftröhrenstamm aus der untern Fläche oder der Schhiis-
linie. Jene verzweigen sich, diese nicht, die Luftröhrenäste nämlich sind schon
ursprünglich seitlich und die Stämme der Lungen. Der Harnsack tritt aus dar
Schlufslinie seines Fundamentalorganes hervor und bleibt ungetheilt. Die Dornfortsätze,
die Flossenträger, die Flossenstrählen, lauter Vertagungen der Mittelebene,
können eine ungeheure Länge erlangen, spalten sich aber nicht seitlich. Die sogenannten
untern Dornfortsätze, welche an der untern Fläche der Brust- und
*) Ich habe mich des Ausdruckes „119 A llg em ein en bedient, weil ein nicht seltenes Organ vielleicht
eine Ausnahme macht. Ich meine ^die Schwimmblase der Fische. Der Analbgie nach
sollte man yernmthen, dafs sie aus der Schleimhautröhre hervorwächst. Dann würde sie
freilich, wo sie einfach ist, aus der Centrällinie dieser Rohre hervortreten, und die allgemeine
Gültigkeit des Gesetzes auf heben. Allein, da auch Schwimmblasen Vorkommen
welche mit dem Speisekanal gar nicht in Verbindung stehen, so ist vielleicht ihre Bildungsweise
eine andere.' Stammen sie etwa ursprünglich aus der Lücke des Gekröses?
**) Das hindert aber nicht die Schlufslinie irgend eines Fundamentalorganes, statt bei weiterer
Entwickelung von der Centrällinie sich zu entfernen f Vielmehr derselben sich nähert. Dieses
Verhältiiifs mufs vielmehr eintreten, wenn in den Seitentheilen eines Fundamentalorganes
eine stärkere Entwickelung is t , als in den ursprünglich peripherischen Rändern, welche die
Schlufslinie bilden. In der ganzen Nervenröhre erzeugt ein solches Verhältnifs in späterer
Zeit die Einschnitte in der Mittelebene.
Bauchwirbel mehrerer Vögel her verstehen-, und bei einigen, wie in der Gattung
Colymbus, sehr lang und an der Spitzo in zwei seitliche Bogen gespalten sind,
machen keine Ausnahme,- denn sie liegen nicht, Wie die untern Dornfortsätze
des Schwanzes, in den Bauchplatten, gehören nicht zü der Rnöehenlage der
Bauchröhre and scheinen überhaupt nicht durch einéh Schlafs erzeugt, sondern
Wucherungen aus dem Stamme der Wirbelsäule nach innen zu von dieser Röhre.
Hiernach müssen sie’ bei weiterer Entwickelung nach unsérm Schéma’ in seitliche
Bogen auslaufen. -Die’ gespaltenett Dörnfortsätze der Halswirbel des Melïseh'en
könnten eher für eine Austiahriie» gelten, allein» sie sind nicht nur unbedeutend,
sondern auch dntch die Möskelu hervürgezögénund ihre Grundläge; die fibrose
Haut, ergänzt sie als Nackeöliandi Bedenklich kind freilich die Dornfortsätze der
Schildkröten, die oben in eitle Plätte sich äusdehnen. Allein das Entwickelungs-
schema mufs nothwendig bei den Schildkröten auf eine ganz eigene Weise modifient
seyn, welche auf nähere Untersuchung ihrer Entwickelung sehr begierig
macht. Vielleicht liegen 'die Rückeiïpiatten in diesen Embryonen sehr tief, so
dafs sie von den Baütihplatten überwachsen Wérden* Auf jeden Fall mufs es
erlaubt seyn, sie ganz unberücksichtigt zu:lassen, bis ihre Entwickelung untersucht
ist. S) Wenn irgend ein Organ» seine Stelle seitlich und symmetrisch verändert
(die Veränderung in»'der Dängenrichtung und» dié unsymmetrische Wanderung
nach der Seite lassen-Wir für jetzt unberücksichtigt), so geschieht dieses
nur von der Centrällinie in seinem Bilduhgsbogen -nach der Schlnfslinie derselben
hin*). »Nur in dieser Richtung, glaube ich, können Organe forfrücken, nicht
in der entgegengesetzten nach der Centrällinie hin. So rücken die Rippenknorpeln
mit ihrer ganzen Umgehung, den geraden Bauchmuskeln, den Brustwarzen der
Säugethiere, der Arteria rtiammaria u. s.'w. der Mittellinie dés Bauches immer
näher. So wissen wir ferner aus R a th k e ’s Untersuchungen, dafs die Ge-
schlechtstheile der Fische allmählig der Schlufslinie des BaUches znrücken.
(Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig, Bd. I. Heft 3.)
Von den Hoden und ESerstöcken der Sâtlgethieré ist es längst bekannt. Dagegen
rücken die Geschlechtstheile def Insecten nach der Mittellinie des Rückens, wie
H e ro ld gelehrt hal. In den-Insecten géhf aber die Entwickelung nur nach dem
Rücken hin, Worüber im! V. Scholion mehr. Sie haben ihre Schlufslinie oben.
*) Das hindert natürlich nicht, dars ein Theil hei» allseitiger Vergrößerung nicht mit einem Ende
auch der Centrällinie näher rückte, wie.die Kippen an die Wirhelkörper sich anlegen, doch
‘ scheint immer das ent£egehghsetzVe: »Ende' stärker Yii wachsen.
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