liegen, wo die Wolffisehen Körper sich erzeugen, so ist es möglich, dafs diese
aus ihnen hervorwachsen, und der Stamm der Aorta zwischen ihnen sich festsetzt.
Ferner haben wir gesehen, dafs vom fünften Tage an deutlich aus dem
vordem Ende des Wolffischen Körpers eine starke Vene hervortritt, die mit der
benachbarten sich zu einem Stamme verbindet, der in die Höhlvene geht, oder
vielmehr jetzt den Stamm der.hintern Hohlveheeben so ausmacht, wie in späterer
Zeit die beiden Hauptwurzeln der hintern Hohlvene aus den Nieren hervortreten.
Es ist daher glaublich, dafs das Verhältnifs der Blutgefafse, wenigstens
der Venen, jetzt im Wolffischen Körper eben so ist, wie später in den Nierem
Darnach könnte man vermuthen, dafs der dünne Faden, der aus dem hintern
Ende desWolffischen Körpers zum Mastdarm-Ende geht, auch eine Vene sey, da
eine eben solche Vene später in die Nieren tritt. Dann würden die Wolffischen
Körper früher im Verhältnisse der Nieren stehen, jedoch ohne Ausführungsgang
und ohne Secretion seyn. Ist der Faden ein Ausführungsgang, so ist die Aehn-
lichkeit mit den Fischnieren noch gröfser.
Ich führe diese Vermuthung nur an, um zu zeigen', dafs die Bildungsweise
des Wolffischen Körpers mir durchaus nicht klar ist, und unterdrücke mehrere
andere, wodurch der früheste Zustand mit dem spätem in Verbindung gebracht
werden könnte. Es mufs hier etwas Wesentliche» noch unentdeckt, oder von
mir nicht richtig gesehen seyn. Auch von der Niere weifs ich nur zu sagen, dafs
sie am Ende des fünften oder Anfänge des sechsten Tages als eine dünne, fast un-
geformte Masse an der obern Fläche des Wolffischen Körpers entsteht.
Ini Herzen sind die einzelnen Abschnitte mehr zusammengerückt. Die
Vorkammer schiebt sich aus ihrer linken Stellung allniählig über die Kammern.
Beide Herzohren liegen in einer Ebene, das linke ist noch das gröfsere. Der gemeinschaftliche
Venensack hat nicht mehr blos die GefäfsWand, sondern die Wandung
der ursprünglichen Herzohren, hat sich in diese.hinein verlängert, und nni-
giebt sie Schön* ganz. Im Innern scheint die Spur einer unvollständigen Scheidewand
zu1 steyii, als Folge der äufseru Einschnürung. Indem sich der Venensack
ausuebildet hat, werden die Ursprünglichen Theile der Vorkammern immer mehr
nach unten geschoben, und zeigen sich nun deutlich in der Lage als die Herz-
ohreu. Der Ohrkänäl Haller’s wird bald unkenntlich, indem er sich in die Kammern
hineinschiebt, zugleich aber von der Muskelmasse der Kammern überwachsen
wird. Dieser Ohrkanal scheint also die von der nervösen Oeffnung jeder Kammer
in ihre Höhlung hinein ragende Verdoppelung der innern Haut des Herzens
zn bilden. Die Herzkammer hat nicht nur ihre Gestalt und Lage verändert, sondern
erscheint sfchon ääfserlieh als eine doppelte. Man sieht nämlich an der untern
Fläche eine Furche, welche eine kleinere rechte, bei weitem nicht bis zur Spitze
reichende Kammer von der linken bis zur Spitze gehenden sondert. Die Aortenzwiebel
ist in einen Bogen ausgezogen, und hat am Ende des sechsten Tages, wenn
man das Herz von der Bauchseite betrachtet, ganz das Ansehn, als ob sie nur
aus der rechten Kammer entspränge, denn sie sitzt rechts von der Furche auf,
welche beide Kammern abgrenzt. Bei Eröffnung des Herzens findet man auf dieser
Furche die Scheidewand, welche bis an die Aortenzwiebel reicht, diese hat
weniger das Ansehn eines Knollen, als früher. In ihr sind jetzt zwei weit getrennte
Kanäle enthalten. Der mehr nach der Bauchseite liegende kommt aus der
rechten Kammer, und bedeckt, von dieser Fläche angesehen, ganz den andern
Gang, und eben aus diesem Grunde scheint, von unten gesehen, die Aortenzwiebel
aus der rechten Kammer zu kommen. Sie kommt aber aus beiden zugleich.
So viel zum allgemeinen-Verständnifs. Das Ansehn des Herzens verändert
sich indessen in diesen beiden Tagen so sehr, dafs wir noch mehr die einzelnen
Veränderungen nach der Zeitfolge durchgehen müssen.
Wir erinnern, dafs die rechte Kammer im Grunde schon lange da war,
aber mit der linken offene Gemeinschaft hatte, und mehr nach der Rückenseite
lag. Indem nun mit dem Schlüsse des fünften Tages die Vorkammern von links
nach der Mitte sich bewegen, werden aUch die Herzkammern etwas um ihre Axe
gedreht. Es erscheint daher die rechte Kammer auch an der untern oder Bauchfläche,
aber nur mit dem vordersten Ende, sieht deshalb, wenn man das Herz
nicht umdreht , wie eine kleine seitliche Blase aus. Die Aortenzwiebel sitzt auf
der Scheidewand, und scheint noch um diese Zeit mehr der linken Kammer anzugehören,
"weil die rechte überhaupt nur am . Rande sich zeigt und man den
Uebergang aus der linken Kammer in die Aortenzwiebel an der linken Seite derselben
deutlich sieht. Dieses Ansehn gewinnt das Herz gegen Ende des fünften
Tages; sie ist entwickelter in der ersten Hälfte des sechsten. — Es ist merkwürdig,
wie schnell nun die rechte Kammer theils wirklich wächst, theils zu
w achsen scheint. Indem nämlich die Drehung fortschreitet, kommt nicht nur
mehr von der rechten Kammer an der Bauchfläche zum Vorschein, sondern da
das Blut jetzt aus der rechten Hälfte der Vorkammern von vorn nach hinten hineinschiefst,
und dann wieder nach vorn und links umkehren mufs, wird die
Wand der Kammer immer mehr von der Scheidewand abgehoben, daher dies rasche
Deutlichwerden der abgrenzenden Furche. Dazu kommt noch, dafs die
linke Kammer eben auch durch die Drehung sich immer mehr in einen Kegel verwandelt,
die nun geschlossene Scheidewand also immer mehr gewölbt w ird, und
daher das Blut, das in die rechte Kammer tritt, nothwendig die Wand derselben
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