k. Hucken
platten.
glaublich, dafs diese Variationen auf einander folgen müssen als Stufen der fortschreitenden
Entwickelung, vielmehr ist wohl die hohe Auftreibung des Primitivstreifens
nur Abweichung von dem normalen Verlaufe; denn man sieht nicht recht
ein, wie sich diese beiden Formen des Primitivstreifens aus einander entwickeln
sollen. So viel ist aber geWifs, dafs vor dem Auftreten der Pander'schen Primitivfalten
der Stamm der Wirbelsäule immer zuerst durch einen mittlern unpaarigen
Streifen markirt wird.
Aus diesem Streifen erheben sich bald zu beiden Seiten die Erhabenheiten,
welche P an d e r Primitivfalten nennt, die aber einen andern Namen erhalten müssen,
indem sie weder das Erste des Embryo, noch wahre Falten sind. Sie sind
zuerst unregelmäfsige, rundliche, ziemlich dunkle Wülste. Der Raum zwischen
ihnen ist heller. Es scheint also, dafs die Körner aus dem Primitivstreifen nach
den Seiten weichen. Sie treten zwischen der löten und 18ten Stunde auf, und
erreichen einander beim ersten Auftreten weder am vordem noch am hintern
Ende. Ueberhaupt bilden sich die beiden Enden zuletzt, aber doch bald aus.
Mit dem obern Rande stehen sie etwas weiter von einander, als mit der Grundfläche
indem der obere noch zugerundete Rand über der Mitte der Grundfläche
liegt. (Fig. 2.) Aus diesen beiden Wülsten wird der Rücken (denn nicht an, sondern
in ihnen bilden sich, wie wir. zeigen Werden, die Rudimente der Wirbelbogen)
, weshalb sie Rückenplatten heifsen mögen.
Die Metamorphose der Rückenplatten ist verschieden, je nachdem der Primitivstreifen
mehr körnig und weniger gewölbt, oder mehr ein hohler Wulst ist.
Im erstem Falle nämlich erhebt sich unter fortgehender seitlicher Ausbreitung der
Basis die obere Kante dieser Platte in einen scharfen Kamm, dessen Schneide
zuerst gerade in die Höhe gerichtet ist, nach der innern Seite ganz senkrecht abschüssig
gegen die Furche *) (Spatium carinatum M a lp ig h i’s und Pamder’s),
nach aufsen aber allmählig herablaufend. Später sind die Schneiden gegen einander
gekehrt, und ragen also über die sie trennende Furche vor (Fig. 3.) Und erreichen
einander endlich, wodurch die Furche in einen geschlossenen Kanal verwandelt
wird. Sie verwachsen darauf mit einander. — Je mehr aber der Primitivstreifen
gewölbt ist, um desto mehr sind die Schneiden oder Kämme derRük-
kenplatten nach aufsen gekehrt. Ihre Vereinigung mufs daher später und langsamer
erfolgen. Ja, in einem Falle, wo die Erhebung des Primitivstreifens wohl
i Linie betrug, waren die Kanten der Rückenplatten so Aach aufsen gekehrt, dafs
diese fast horizontal lagen, wie man durch untergebrachte Sonden leicht fand;
*) Rilckenfurche oder Rückenspalte.
dennoch war schon der erste Anfang von 3 Wirbeln in jeder Platte zu erkennen,
so dafs ich nicht glauben kann, dafs sie sich jemals vereinigt hätten, sondern ver-
muthe, dafs hier sich eine Rückgratsspalte gebildet haben müfste, so selten auch
diese Krankheit in Vögeln vorzukommen scheint.
Mit den Rückenplatten bildet sich aber noch ein anderer Theil, den ich
die Rückensaite (Chorda dorsalis) nenne. Dies ist ein Streifen, der gerade in der
Achse der zukünftigen Wirbelsäule und also des ganzen Fötus verläuft. Er besteht
ursprünglich aus einer einfachen Reihe, dunkler Kügelchen, die nach dem
vordem Ende mehr zusammengedrängt, am hintern Ende mehr vereinzelt sind.
Man erkennt ihn in seiner ersten Bildung wegen seiner Dünne n u r, wenn das
Wasser, in welchem man den Keim untersucht, sehr rein von Dotterkügelchen
ist. Er nimmt darauf an Dicke und Festigkeit zu, indem die Zahl der Kügelchen
in ihm sich mehrt. Das vorderste Ende ist schon sehr früh in einen runden, viel
dickem Knopf ausgebildet, und die ganze Rückensaite gleicht daher schon vor
dem Ende des ersten Tages einer sehr dünnen Nadel mit einem zarten Knopfe.
Dieses Ansehn behält sie"auch ferner, indem sie allmählig stärker wird, und sich
.(freilich mit dem ganzen Embryo) krümmt. Diese Saite ist offenbar übereinstimmend
mit der Knorpelsäule, welche sich in der Wirbelsäule einiger Knorpelfische
während des ganzen Lebens findet. Wie bei jenen legen sich im Huhne die Wirbelkörper
um die Saite, aus denen man sie bis in die Hälfte der Entwickelung,
wo sie allmählig stärker wird , wie eine Schnur hervorziehen kann. Sie ist nicht
nur die Achse, um welche sich die ersten Theile des Fötus bilden, sondern der
wahre Maafsstab für den ganzen Leib und alle Hauptsysteme. -
. Ihre Entstehung scheint mir mit der Entstehung der Rückenplatte gleichzeitig.
Zwar sieht man, wenn die Rückenplatten zuerst deutlich werden, die
Rückensaite oft noch nicht; indessen liegen doch in der Mitte unter der Rücken-
furehe einzelne Kügelchen in einer geraden Linie, und diese Kugelreihe ist nichts
anders, als die werdende Rückensaite. Auch habe ich deutlich gesehen, dals bei
stark gewölbten Primitivstreifen die Rückensaite bestimmt schon da war, ohne
Spur von Rückenplatten. Die Norm der Entwickelung scheint also darin zu bestehen,
dafs der Primitivstreifen, bald nach seiner Entstehung, in zwei Seitenhälften,
dié Rückenplatten, und einen mittlern Streifen, die Rückensaite, sich scheidet,
und zwar so, dafs ziemlich zugleich beide Theile entstehen, aber zu Anfänge die
Entwickelung nach den Séitentheilen rascher geht, wenigstens deutlicher bemerkt
wird.
Die Rückensaite nun ist es, welche von allen Beobachtern, die das Rückenmark
sehr früh gesehen haben wollen, für dieses Organ gehalten worden ist; denn
l. Rücken
saite.