ungleiche Theile, einen kleinern, mittlern, den Embryo, und einen viel grö-
fsern, umgebenden, die Keimhaut, geschieden hat. DerTheil, welcher Embryo
werden soll, ist Anfangs kreisförmig, bald wie ein Schild erhoben, verdickt
und ganz durchsichtig, ohne weitere bemerkliche Organisation und sehr
früh kenntlich, beim Schwein am toten Tage, also lange vor der Verlängerung
der Dotterkugel, beim Hunde, sobald der Dotter genug verflüssigt ist, um den
Keim deutlich zu unterscheiden. Später wird er länglich und es bildet sich in
ihm ein Streifen aus etwas dunklerer Masse. Dieser Streifen, der das eine Ende des
Schildes fast völlig erreicht, vom andern aber bedeutend absteht, ist, wie der Erfolg
lehrt, dem Primitivstreifen im Vogel-Embryo analog. Wir werden die
Entwickelung des Embryo später von ihm aus untersuchen und wollen jetzt nur,
die Bildung der Eihüllen weiter verfolgend, bemerken, dafs er sich eben so wie
der Primitivstreifen des Vogels queer auf der Längenachse des Eies und also auch
des Fruchthälters zeigt.
Kaum hat der Embryo sich zu bilden arigefangen, so schnürt er sich von
der übrigen Keimhaut durch Einleitung einer Nabelbildung ab , und wir haben
also einen Embryo und einen Dottersack.
Da ich diese Entstehungsweise in Hunden, Kaninchen, Schweinen und
Schaafen verfolgt habe, so scheint es mir ganz überflüssig, noch zu erklären, dafs
der Dottersack mit dem Darme durch einen Dottergang in Verbindung steht. Dottersack
und Darm sind so gut wie im Vogel ursprünglich dasselbe, oder zwei, Abtheilungen
vom vegetativen Theile des Keims, die sich durch Abschnürung von
einander sondern, aber durch den Kanal der Abschnürung, den Dottergang,
noch längere Zeit mit einander in Verbindung bleiben. Es darf also nur die Frage
aufgeworfen werden, wie lange diese Verbindung besteht? Hierauf kann man
im allgemeinen antworten: um so länger, je gröfser der Dottersack in den verschiedenen
Familien wird; denn nach der allgemeinen Eigenthümlichkeit des
Säugethier-Eies, dafs es, je älter um so gröfser wird, wächst auch der Dottersack,
selbst im Menschen wenigstens einige Zeit. Bei keinem Säugethiere aber
ist der Dottergang im Augenblicke des Austrittes aus dem Ei offen wie beim Vogel,
weil in keinem der Dottersack in den Leib des Embryo tritt, sondern mit
den Eihäuten abgestofsen wird, wenn er nicht schon früher geschwunden war.
Wie im Vogel, besteht der Dottersack aus einer äüfsern Gefäfsschifeht und
einer innern Schleimhautschicht, die sich nie vollständig trennen. Die Zotten
der letztem sind zwar nie so grofs als im Vogel, doch bei Säugethieren mit ansehnlichem
Dottersacke ganz deutlich, ja sogar in dem Nabelbläschen des Menschen
kenntlich.
Im fiebrigen sind die Dottersäcke der verschiedenen Familien der Säugethiere
in der äufsern Form und in der Gröfse sehr ungleich, denn obgleich alle
Eier in Form von Kugeln aus dem Eierstocke treten, so werden sie doch als Dottersäcke
sehr verschieden. Wir haben schon bemerkt, dafs sie bei Hufthieren
in aufserordentlich lange Fäden mit etwas weiterer Mitte ausgezogen werden.
Nachdem sich die äufsere Eihaut gebildet und der Harnsack an diese angelegt hat,
sterben die dünnen Zipfel ab. Obgleich sie bei sorgfältiger Untersuchung, besonders
in Dickhäutern, noch einige Zeit auffindbar bleiben, so sieht man doch
bei Wiederkäuern sehr bald nur die Mitte thätig und mit Blutgefäfsen versehen,
und schnell ist auch von dieser nur noch die Spur zu sehen. Daher kommt es,
dafs man diesen Eiern die Erythrois abgespröchen hat. Bei Dickhäutern sind
nicht nur die äufsersten Zipfel längere Zeit (beim Schwein bis über vier Wochen)
als abgestorbene Enden zu erkennen, sondern die Mitte ist während der ersten
Hälfte des Embryonenlebens als ein zweizipfliger, von der enthaltenen Dottermasse
gelb erscheinender Sack, mit Blutgefäfsen überzogen, thätig.
Der Dottersack des Menschen, hier Nabelbläschen genannt, bildet in so
fern einen Gegensatz zu dem Dottersacke der Wiederkäuer, dafs er seine kugelige
Gestalt gar nicht verändert, oder höchstens, wenn er aufhört thätig zu seyn,
etwas länglich wird, aber darin stimmt er überein, dafs er auch klein bleibt,
und früh allen Antheil an der Ausbildung verliert.
Der Dottersack der Raubthiere verändert langsam seine Kugelform in eine
ellipsoidische und dann in eine spindelförmige. Allein dieser Dottersack saugt
immerfort Flüssigkeit ein und wird daher sehr grofs, wächst mit dem Eie, bleibt
durch den Dottergang mit dem Darme sehr lange in offener Communication und
behält sein reiches Gefäfsnetz bis zur Geburt. Es war daher unvermeidlich,
dafs man aus den Eiern dieser Thiere schon vor Jahrhunderten die Erythrois
kannte.
Noch anders ist es in den Nagern. Der Dottersack wächst so stark mit Tat. iv.
ganz flüssig gewordenem Dotter und hat so wenig Neigung sich in Zipfel zu ver- 's' °'
längern, dafs er bei weiterer Vergröfserung nicht an der Bauchseite des Embryo
bleibt, sondern zwischen Amnion und seröser Hülle um das erstere sich herumschlägt
und über den ganzen Rücken des Embryo fortgeht, bis er endlich wieder
auf der andern Seite am Bauche anlangt, ohne jedoch sich selbst zu erreichen,
woran ihn der zwischenliegende Fruchtkuchen hindert. Er erlangt also die
Form, die der Harnsack im Vogel annimmt, und ist auch bis zur Geburt
thätig.