vielen Säugethieren der Dottergang mit den Gefafsen des Dottersackes früh abstirbt.
Der Nabelstrang ist offenbar am längsten beim Menschen, nächst diesem
bei den Affen, und so fort ziemlich nach dem Verhältnisse der Menschenähnlichkeit,
doch ist er bei Nagern kürzer zu nennen, als bei Hufthieren.
Der Nabelstrang ist mehr oder weniger gedreht, und diese Bemerkung nö-
thigt mich noch etwas von der Lage des Embryo Zu sagen , !was ich bisher absichtlich
vermieden habe-; um Ihnen die Vergleichung des Vögel-Eies mit dem
Ei der Säugethiere zu erleichtern.
nn. Lag« des Vor allen Dingen liegt der Embryo der Säugethiere im Mitteltheile oder
Embryo. Körper des Fruchthälters, wenn dieser ansehnlich ist; Ist dagegen der Mitteltheil
unbedeutend gegen die Hörner, so liegt der Embryo in einem Horney wie in
den Wiederkäuern, und die Eihäute gehen durch den MittelKÖfpèr tief in das andere
Horn hinein, oder> Was bei stark gefheiltèm Fiöchfhültèr vièï‘gëtrohnlicher
Statt findet, 'és bilden sich mehrere Früchte in den Hörnern; Das' ist nur allzu
bekannt. Dagegen scheint es mir. noch unberücksichtigt, dafs in Eiker Hiäsicht
alle Embryonen (mrt Ausnahmen) der frühesten Zeit normal so liëgên, dafs ihr
Rücken in der grofsen Curvatur des Fruchthälters und seiner Hörner liegt. Die
grofsfe Cüfvatur des Fruchthältüis ist aber der Bauchseite des Mütfcrthiers zugekehrt.
AI&' S'äügethief-Embryonen kehren also ihre Bückenseite “’gegen die
Bauchseite der Mütter. Eben 'sö der menschliche Embryo in normaler Lage', obgleich
dieser am meisten "seine Lage zu verändern im Stande ist. Damit stimmt
es, dafs bei allen Embryonen mit kurzem Nabelstrange und beschränktem Fruchtkuchen,
die ich untersuchen konnte, der Fruchtkuchen an der kleinen Curvatur,
wo äufserlich das Fruchthälter-Gekröse ansitzt, befestigt ist, es mag übrigens
dieser Fruchtkuchen getheilt seyn oder nicht.
Der Embryo liegt ferner, sobald er nicht mehr ganz klein ist, immer mit
seiner Längendimension in der Längendimension des Fruchthälters j allein man
würde sich irren, wenn man glaubte, dafs alle Embryonen von Säugethieren mit
dem Kopfe nach der Scheide gekehrt liegen, wie der Embryo des Menschen in
normaler Lage. Die Embryonen der übrigen Säugethiere sind bald mit dem Kopf
nach dem Eierstocke, bald nach der Scheide gekehrt.
Diese Lage ist jedoch nicht die ursprüngliche, sondern alle Embryonen der
Säugethiere, die ich in- sehr früher Zeit fand, lagen in der Queerachse des Eies,
und die Queerachse des Eies ist auch immer die Queerachse des Fruchthälters.
Sie drehen sich also später entweder mit dem Kopfe nach dem Eierstocke oder
nachdem Ausgange des Geschlechts-Apparates.
W as die Lage des Embryo im Verhältnifs zu den Eitheilen anlangt, so habe
ich bei der Demonstration des Eies und in der Darstellung desselben in unsern Abbildungen
angenommen, dafs der Dottersack immer nach links und der Harnsack
immer nach rechts vom Embryo liegt. Zu dieser Annahme hatte ich zweierlei
Gründe, zuvörderst weil nur dadnrch der Bau der Eier verschiedener Familien
unter einander und mit dem Ei der Vögel vergleichbar' gemacht werden konnte,
und zweitens weil ich allerdings die Ueberzeugung habe, dafs diese Lage die
normale ist. Doch mufs ich hier bemerken, dafs die Ausnahmen häufig genug
sind *), und zwar vorzüglich bei den Thieren. mit langem Ei und dünnem.Dottersacke
, weil hier der Dottersack seine ihm nach dem allgemeinen Typus zukommende
Lage nur mit sehr geringer Kraft behaupten kann **). Die abweichende
Lage kommt nicht etwa einzelnen Familien zu, sondern Individuen aus den verschiedensten
Familien.
Ueberblicken wir zum Schlüsse noch die Geschichte sämmtlicher Theile
des Eies , um zu erkennen, welche in den Embryo übergegangen sind und welche
nicht, so finden wir, da Chorion, Amnion, Dottersack, der gesammte Nabelstrang
mit dem Fruchtkuchen nach der Geburt absterben, dafs hier viel mehr von
den Eitheilen als unbrauchbar abgestofsen wird, als im Vogel; denn nicht nur gehen
alle Theile des Eies, welche der Vogel bei seiner Enthüllung zurückläfst,
auch beim Säugethier verloren, sondern überdiefs noch der Dottersack, so auch
ein Theil der Fruchtstoffe, da etwas Eiweifs in die Bildung des Chorions eingegangen
ist und bei einigen Familien wenigstens der Dottersack noch bei der Geburt
etwas Dottersubstanz erhält.
§. 10.
Mau u n d E n tw ic k e lu n g der E ie r der e in z e ln e n S ä u g e th ie r -F a m
ilie n und des Menschen inshesondere.
Wir haben bisher die Entwickelungsgeschichte der Säugethiere überhaupt
kennen zu lernen gesucht. Zwar habe ich, besonders bei der Demonstration der
Eihüllen, auf die einzelnen Formen oft verweisen müssen, weil eben dadurch nur
die Wesenheit jedes Theiles nachgewiesen werden konnte. Allein ich kann nicht
*) Viel häufiger als ich bei Abfassung dar Gratulationsschrift zu S o m m e r r i n g ’ s Jubelfeier
glaubte. So liegt bei dem T a f. IV. Fig. 17. abgebildeten Scliaafs - Embryo der Mitteltheil des
Dottersackes an der rächten Seite des Embryo.
**) Ob diese Abweichung in dem Lagenverhältnifs nicht ihre Bedeutung habe, «oll bei einer andern
Gelegenheit erörtert werden.
oo. Welche
Theile bei
der Geburt
verloren g e hen.
-
a . Vorbemerkung.