n n . Fortlei-
tender Geschlechts
-
Apparat.
den Enden;derselben (V a sa e ff& re n tia ) gehen durch die äufsere Schicht der
Primordial-Nieren, und erreichen einen Ausführungsgang, der nach M ü lle r
nichts anders als der schon lange entstandene und noch in Thätigkeit begriffene
falsche Harnleiter, nach R a th k e aber ein ganz selbstständig anfgetretener Gang
ist, der demEileiter des Weibchens entspricht.
Man sieht nämlich schon sehr früh einen Gang fast in der Länge der ganzen
Bauchhöhle vom Herzen bis zur Kloake am äufsern Rande der Primordial-Nieren
zwischen ihr und dem Uebergange in die innere Fläche der Bauchplatten verlaufen.
Mir schien es, als ob dieserGang durch eine Art Abblätterung dieser Üeber-
gangsstelle auftrete, so nämlich, dafs ein schmaler Streifen sich von der Bauchwand
löst, aber doch mit seinen Rändern anhaftend bleibt, wodurch natürlich
ein Kanal entsteht. Dieser Kanal wäre daher anfänglich ganz angeheftet. All-
mählig aber löst er sich immer mehr und entfernt sich von der Bauchwand. Sein
vorderes Ende könnte nicht anders als unmittelbar in die Bauchhöhle übergehen,
wenn diese Darstellung der Entstehung richtig ist*). Anfänglich ist auf jeder
Seite ein solcher Kanal, bald aber bleibt der rechte in der Entwickelung zurück,
verschliefst sich später auch gegen die Kloake und nach vorn, wodurch denn zuletzt
ein geschlossener Sack übrig bleibt, der meist auf der rechten Seite in erwachsenen
Hühnern noch zu erkennen ist und das Ansehen einer Hydatide hat.
Allein der linke Kanal entfernt sich immer mehr von def Bauchwand und zieht
sich dadurch das Gekröse hervor, welches in der ganzen Länge des Eileiters ver^
läuft. Dieser linke Gang ist nämlich der Eileiter, seine Mündung wird der Trichter
(obgleich er nach R a th k e einige Zeit verschlossen ist). Am hintern Ende
erweitert sich schon im Embryonenleben eine Stelle, und wird zum Eihälter.
Es ist nun die Frage, ob ähnliche Kanäle auch im. männlichen Geschleckte
erscheinen und diese es sind, in welche die V a sa e ff e r e n t ia eingehen unter
alimähligem Schwinden der Primordial-Nieren, wie es bei Säugethieren sicher
der Fall ist, oder, wie M ü lle r nach sorgsamen Untersuchungen glaubt, der Kanal,
der im Männchen die V a sa e f f e r e n tia aufnimmt, kein andererer ist, als
der falsche Harnleiter, der hiernach im Männchen nicht schwände. R a th k e dagegenerwartet
(Meck el’.s Archiv 18 32) einen vom falschen Harnleiter verschiedenen
Saamenleiter. Ich glaube, nicht nur der Analogie wegen, sondern nach dem
was ich gesehen habe, mich für R a th k e ’s Ansicht entscheiden zu müssen**).
________ i Die
*) Ich will aber nicht b ehaupten, dafs er immer offen bleibt.
**) Obgleich ich, wie schon oben bemerkt wurde, noch nicht Zeit gewinnen konnte, um die Beobachtungen
R a t h k e ’s und M ü l l e r ’* vollständig durch eigene Ansicht zu verfolgen, so glaube ich
doch mich überzeugt zu haben, dafs auch im Männchen neben jeder-Primordjal - Niere nach aufsen
Die letzte, aber jährlich wiederkehrende Entwickelung im Geschlechts - Apparate
besteht endlich darip, dafs im Eierstocke die Dotterkugeln und im Hoden
der befruchtende Stoff sich ausbilden und zeugungsfähig werdén. '
I -Ueberblicken wir noch zum Schlüsse die ganze Lebensgeschichte des Vogels,
so finden wir, dafs diese in zwei ganz verschiedene Seiten zerfällt, in: die'Entwickelung
des Individuums für sich, und in die Entwickelung für das Geschlecht.
Die letztere wird zwar1 schön früh eingeleitet, allein sie schreitet,1 erst dann rasch
fort, wenn die Entwickelung des Individuums fast vollendet ist, oder kaum merklich
fortschreilet, erneut sich aber jährlich. Mit dem Aufhören des geschlechtlichen
Lehens ist auch das Individuum verblüht.
Da die Gehurt aus den Eihüllen sehr viel später erfolgt, als der Austritt des
Eies aus dem mütterlichen Körper, so müssen für die Entwickelung des Individuums
alle Lebensfunctionen wenigstens zwei der Zeit nach sehr ungleiche Perioden
zeigen, indem sie zuerst nur durch den Inhalt des Eies, also durch Das, was
der mütterliche Körper gegeben hat, bedingt werden, und erst nach der Enthüllung
die Wechselwirkung mit der Außenwelt eintritt.
In Bezug auf das sensorielle Lehen können: wir diese beiden Perioden als
Schlafen nnd Wachen bezeichnen, da während des Lebens im Eie nur die niederste
Form, die wir Gemeingefühl nennen, sich offenbart. Dieses Gemeingefühl
erzeugt zwar auch Bewegungen, aber nur bewußtlose, und scheint mit dem später
in täglicher Periodicität wiederkehrenden Schlafzüstande übereinzustimmen.
In der Verdauung lassen sich drei Perioden unterscheiden,: indem zuerst
nur Dottersubstanz, daun Fruchtwasser aufgenommen wird, und zuletzt erst Nahrung
aus der Aufsenwelt.
Ätlimung und Blutl>ewegung haben wir schon in vier Perioden dargestellt,
die man mit den Ausdrücken: Blutbildung, einfacher Kreislauf, unvollkommen
doppelter und vollkommen doppelter Kreislauf, bezeichnen kann.
1 -......Alle solche Perioden sind aber nicht absolut geschieden, Uondern in einander
Übergehend, und in der einen werden immer die Vorbereitungen für die folgende
kenntlich.
ein Kanal lieg t, «rer, verschieden vom falschen Harnleiter, zum Saamenleiter wird. Zuvörderst
sieht man in früherer Zeit, wo die Geschlechter noch nicht verschieden sind, in allen Individuen
r neben den Primordial; Nieren einen Kanal. Ich habe früher vorzüglich durch Queersqhnitte .von
seinem Daspyu mich überzeugt und darin die angegebene Entstehungsweise zu erkennen geglaubt.
■ Nun scheint mir;aber dieser Kanal derselbe, der später, wenn die Primordial-Niere sich Veir-
gröfsert liat^ J h r aufliegt und der falsche Harnleiter .mehr tief zu liegen. Da. ich endlich einmal
diesen Eand in die Druckerei schicken mufs, so habe ich mir für das nächste Jahr eine genauere
Untersuchung Vorbehalten , da ich , was dieses Jahr mir zeigte, nicht einnial unter sich in Harr
< monié bringen;kartn,
II. u
o o . Rückblick
auf die
Entwickelung
« - Geschichte
der
Vögel,