form, Weiui nun das Becken nur eine Wiederholung-der>Rippen ist j sö imüfste
diels auch für die Schulter gelten.
Wir geben vor allen Dingen zu, dafs die Schulter oder der Knöchengür-
tel des Rumpfgliedes der vordem Extremität, und das Becken oder der Knochengürtel
des Rumpfgliedes der hintern Extremität nach' derselben Grundgestalt gebildet
sind/ Dieser Satz ist so allgemein anerkannt, dafs er keines Beweises bedarf.
Wir erinnern nur, wie übereinstimmend beide Theile in den kriechenden
Amphibien sind, und dafs sie ihre gröfste Verschiedenheit in den Fischen, in den
Vögeln und einigen Säugethieren zeigen.
Nun liegt aber die Schulter immer nach aufsen von den untern Knochen-
bogen des Rumpfes, nie innerhalb der Knochenröhre (wenn wir diese Knochenbogen
nämlich durch die verbindende Knochenhaut als zusammenhängend uns
denken}, das Becken nimmt zwar häufig Theil an dieser Röhre, aber doch nicht
immer. In den Fischen ist sehr häufig der obere Theil des Beckens gar nicht ausgebildet.
Wo er sich findet, bedeckt er die Knochenxinge des Rumpfes. So .sehen
wir ihn in denjenigen Rochen und'Haien, .wo er länger, ist, mit seinem obern
Ende sich über die Wirbelkörper erheben. In diesen Ersehen sind.freilich die
Rippen wenig ausgebildet. In einigen Knochenfischen, wie in Gasterosteus acu-
leatus und Exocetus volitans *), sieht man ihn aber deutlich auf den Rippen aufliegen.
Wir können daraus schliefsen, dafs, wenn er in höhern Thieren, wo seine
Stelle bestimmt am hintern Ende des Rumpfes ist, keine Rippen bedeckt, der
Grund darin liegt, dafs die Rippenbildung in allen Thieren, wie selbst die Fische
zeigen, am hintern Ende des Rumpfes erlischt."
In den drei obern Thierklassen legt sich der Beckengürtel an einen Theil
der Wirbelsäule (die Beckenwirbel) an und scheint dadurch wesentlich vom Schultergürtel
verschieden. Wenn wir nun glauben, dafs eine solche Anlagerung schon
eine Umbildung aus einer allgemeinem Grundform ist, der dieses Verhältnifs nicht
zukommt, so mufs nachgewiesen werden, wodurch sie begründet wird.
Ich glaube zwei Einflüsse zu erkennen, welche diese Anordnung bewirken.
Den ersten spricht der oben aufgefundene Satz aus, dafs je mehr der feste
Punkt der Bewegung in die Gegend fä llt, welche einer Extremität ihrem Ursprünge
liehen Character nach angehört, um so mehr diese'Extremität mit der Wirbelsäule
verbunden ist. In höhern Thieren fällt aber der feste Punkt der Bewegung in das
hintere Ende des Rumpfes. Das Bedingende dieses Verhältnisses ist] tief in der
Organisation begründet. Am auffallendsten scheint es mit der Bildung des Cen-
*) Wie ic h , aufmerksam gemacht durch M e c k e l ’s v e rg le ic h e n d e A n a to m i e , ßd. II. S. 3 0 8 ., sehe.
traltheiles vom Nervensystem übereinzustimmen, denn wir finden,, dafs je mehr
das Hirn das Rückenmark beherrscht, um so mehr im Allgemeinen der feste Punkt
der Bewegung in dem entgegengesetzten Ende des Rumpfes fixirt ist. Wird nun
aber aus irgend einem Grunde der feste Punkt der Bewegung in die Beckengegend
versetzt, so mufs nach unserni aufgefundenen Satze die dahin gehörige Extremität
eine festere Anheftung gewinnen. In der That finden wir, dafs in den Amphibien,
wo dieser feste Punkt weniger bestimmt am hintern Ende, überhaupt
weniger fixirt ist, die Anheftung nur lose bleibt. Man denke an Salamander,
Schildkröten, Chamäleonen und andre Eidechsen. In den springenden Fröschen
ist natürlich die Anheftung stärker. Am stärksten ist sie aber in den Vögeln, wo
im Alter nicht selten eine wirkliche Verwachsung ist.
Ein zweiter Grund für die Besonderheit der hintern Extremität scheint mir
darin zu liegen, dafs sie die hintere ist. Eine Verschiedenheit in Bezug auf die
Bewegung geht nämlich für beide Extremitäten schon aus den ihnen ursprünglich
zukommenden Stellen hervor, im Verhältnifs zu der Richtung der Bewegung.
Der Wille des Thiers richtet die Bewegung nach vorn, und vorn ist für das Thier
eben nichts als die Gegend, nach welchen sein Wille die Bewegung richtej. , Nun
ist aber die eine_ Extremität vor dem Rumpfe, die andere hinter dem Rumpfe befestigt.
Die vordere Extremität hat daher die Aufgabe, den Rumpf, den wir uns
als Last im Schwerpunkte concentrirt denken können, zu ziehen, oder in mehr
aufrechter Stellung, ihn zu heben, die hinter dem Schwerpunkt liegende, ihn
zu schieben und in aufrechter Stellung, (also auch im.Sprunge) zu stützen und
zu tragen. Dafs beide Extremitäten in Beziehung auf den Schwerpunkt des Leibes
ein entgegengesetztes Verhältnifs haben, scheint schon dargestellt durch die
Lagerung der Wurzelglieder. Das vordere bildet einen Gürtel, der (mit Ausnahme
der Fisohe) schief von hinten nach vorn niedersteigt, das hintere, steigt in
entgege.ngesetzterRichtung von vorn nach hinten nieder*).. Aus diesem ursprünglichen
Unterschiede scheint es mir heryorzngehen, dafs die hintere Extremität,
wenn sie sich an das Rumpfskelet anlegt, ihre, Anlagerung an dem Stamme der
Wirbelsäule, der Stütze des ganzen Leibes sucht. Nur dadurch kann sie selbst
wieder die Stütze des Leibes werden. Diese Anlagerung erfolgt aber nicht ganz
üiifnitfelhar am Stamme, indem der Beckengurtel seiner ursprünglichen Form
nach nicht eine(Entwickelnng aus deoi Sfapme.der.Wirbelsäule und noch weniger
aus dessen unterer Hälfte ist, sondern dadurch, dafs ihr der Stamm der Wirj*
. Hieraus,schon is t ef .ersichtlich , ,dafs.die Änmpfglieder der Extremitäten nicht einem einzelnen
Ringe des Leibes entsprechen, sondern mehreren. , tn r .
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