befinden, so sehen Sie leicht, dafs diese nur früher gebärende sind. Sie werden
sich dann nicht wundern, wenn ich hinzufüge, dafs in der Entwickelungsweise
der Embryonen keine Verschiedenheit bemerkt wird.
Wohl ist aber in der Bildung der äufsern Eihüllen ein sehr auffallender Unterschied.
Die Eier der lebendig gebärenden Schlangen und Eidechsen sind von
einer ganz dünnen Oberhaut umgeben, von der ich nicht weifs, ob sie Ursprünge
lieh einfach ist, oder erst aus zwei Blättern (einem Repräsentanten der Schaalen-
haut und einem Repräsentanten der Schaale]) verwächst. Das erstere ist wahrscheinlicher,
und so läfst sich denn schliefsen, dafs das ganze Secretum der Eileiter
immerfort und ohne Niederschlag von den Eiern aufgenommen wird. Auch
nehmen diese sehr auffallend an Grölse zu. In den eierlegenden Reptilien gerinnt
dagegen ein Theil des Secretums zu einer weicheu, ziemlich dicken Schaale und
zwar geht die Schaalenbildung bis zur Geburt fort, so dafs. die Eier unserer Nattern
sogar bei der Geburt an einander kleben. Eine Folge dieser Schaalenbildung
ist, dafs die Frucht durch eine dicke leblose Schicht von dem Eileiter der Mutter
abgeschieden ist, wie ein fremder Körper auf sie wirkt und als solcher ausgestofsen
wird, wogegen die andern Früchte mit der Mutter in lebendiger Wechselwirkung
bleiben und zuletzt vielleicht nur ausgestofsen werden, weil der Nabel der Embryonen
sich schliefst, die Eihäute leblos werden,. und die Eier nun auch hier als
fremde Körper wirken.
Da man überhaupt durch die ganze Thierreihe hindurch erkennt, dafs dick-
schaalige Eier niemals im Leibe der Mutter vollständig entwickelt werden, und
alle Eier, welche im Leibe der Mutter .zur Reife kommen, einen sehr zarten
Ueberzug haben, so läfst sich wohl daraus schliefsen, dafs die Athmung vermittelst
des Harusackes, die im Hühnchen durch die verschiedene Färbung des Blutes
in den Nabelarterien nur zu deutlich und in den Reptilien wegen der Ueberein-
stimmung aller Verhältnisse des Harnsackes mehr als wahrscheinlich ist, bei dick-
schaaligen Eiern den freien Zutritt der atmosphärischen Luft fordert, dafs aber,
wenn das Ei nur eine dünne Oberhaut hat, die nothwendige Umänderung des Blutes
im Embryo durch die dicht anliegenden Gefäfse des mütterlichen Körpers bewirkt
werde. So sieht man in der Tliat in den Eileitern der Vipern die Blutge-
fäfse zunehmen, wenn der Harnsack der Eier sich ausdehnt.
Noch mufs ich bemerken, dafs ungeachtet der Uebereinstimmung im übrigen
Baue in den Eierstöcken derjenigen lebendig gebärenden Eidechsen und
Schlangen, welche ich untersuchen konnte, das Keimbläschen vor der Befruchtung
sich anders zeigte, als in den eierlegenden. Es enthält schon in den letztem
viel mehr, dunklere und gröfsere Körnchen, als in den Keimbläschen der Vögel.
Allein diese Körnchen sind noch ‘sehr viel zahlreicher und dunkler in dem Keimbläschen
der lebendig gebärenden Reptilien. Sie bilden hier in der That eine
dünne gelbliche Dotterschicht, welche unter der Oberhaut des Keimbläschens
liegt*).
. Ich zweifle nicht, dals man unter den sogenannten lebendig gebärenden
und eierlegenden Reptilien mancherlei Abstufungen in früher und später Gebärende
finden wird, und dafs nicht alle eierlegenden Reptilien diese Eier bei derselben
Ausbildung des Harnsackes von sich geben werden. Aber ich glaube, dafs die
Dicke der Schaale hiermit in Uebereinstimmung gefunden werden wird, und ich
zweifle, dafs dickschaalige Eier im Leibe der Mutter die enthaltenen Embryonen
zur Reife bringen können, besonders wenn sie keinen eingeschlosseneu Luftraum
haben, .wie die Hühnereier, und der Luftraum kann sich wieder nicht ohne Verdünstung
bilden. Geo ffro y glaubt**), dafs man eierlegende Schlangen künstlich
in lebendig gebärende verwandeln könne. Er erzählt, das Herr F lo r e n t P r é v
o st es dahin gebracht habe, das Eierlegen der Schlangen nach Willkühr zu beschleunigen
und zu verzögern. Die Verzögerung sçy dadurch bewirkt worden
dafs man die Schlangen gehindert habe, sich im Wasser zu baden. Durch das
Baden im Wasser werde die abgehende Haut! macerirt. Jene trocken gehaltenen
Schlangen hätten sich daher nicht häuten können, seyen dadurch in ihren Bewegungen
gehindert gewesen und hätten deshalb ihre Eier nicht legen können So
sey.es an Coluber IjJatrix unter drei Versuchen einmal, und an Coluber la e-
v is immer gelungen, die Eier so lange im Leibe zurück zu behalten, dafs diese
Schlangen endlich lebendige (d. h. wohl völlig ausgebildete)' Junge zur Welt Gebracht
hätten.
Ich gestehe, dafs mir diese Angaben sehr verdächtig Vorkommen. Zuvörderst
sehen wir aus den Beobachtungen von L e u c k a r t und Andern (a. a. 0 )
dafs Coluber la e v is im natürlichen Zustande lebendig gebärend ist Es
bliebe also.nur das Eine Exemplar von Coluber N a t r i x übrjg. Sollte hier kein
Irrthum sjeh. eingeschlichen haben, so würde ich glauben, dafs die Entziehung
des Wassers die Sécrétion im Eileiter vermindert hat und dadurch die Schaalen
der,Eier dünner geblieben sind als gewöhnlich***). Denn, wie durch die dicke
Schaale im Leibe der Mutter die Athmung lange unterhalten werden könnte ist
'*) Abgebildet in meinem Sendschreiben : De ovi mammaliitm et hominis genesi — und zwar im
zusammengefallenen Zustande.
**) Mémoires du Museum d'histoire naturelle Vol. IX. p. 3.
. ***) So hätten die Eier, welche R o s s i durch Verstopfung des Eileiters im Leibe von H ühnern und
| Puterri einige Zeit.sich entwickeln liefs, keine Schaalen , sondern nur dünneHäute S M
de Turin Vol, VI.
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