bryonenlebens erkannt zu haben, und bei einigen war die Communication sehr
weit, ja ich sah sogar einmal deutlich Dottersubstanz im Afterdarme *).
Der Inhalt des Nabelbläschens ist nämlich Dottersubstanz, die man freilich
in sehr verschiedenem Grade, bald mehr bald weniger verdünnt findet. Zuweilen
ist sie ganz eben so dick und gelb als der Dotter des Yogel-Eies, und ich weifs
noch nicht, wovon diese Verschiedenheit abhängt. Es scheint keine regelmäfsige
Progression hierin Statt zu finden, denn zuweilen sieht man in sechs - bis sieben-
wöchentlichen Eiern diese Blase mit ganz gelbem Inhalt und dann ist sie meist
zusammengedrückt und länglich, in andern Fällen ist ihr Inhalt hell und dann
ist sie eine kugelförmige Blase. Diese Verschiedenheit, welche auch V e lp e a u
fand, läfst aber mit ziemlicher Sicherheit schliefsen, dafs das Nabelbläschen sehr
bald seine Wichtigkeit verliert. Ein wesentlich einwirkender Theil würde nicht
solchem Wechsel unterworfen seyn und in der That ist in früher Zeit der Dotter
eben so verflüssigt als bei andernSäugethieren. Ich glaube, dafs der wesentliche
Einflufs des Nabelbläschens sich auf den ersten Monat beschränkt, ja vielleicht
nur auf etwas mehr als die erste Hälfte desselben.
Da es ein Dottersack ist, so hat es dieselben Gefäfsfe, dié dem Dottersacke
aller Säugethiere, Amphibien und Vögel zukommen. Diese Gefäfse bilden ein
Gefafsnetz auf dem Nabelbläschen, welches schon von vielen Anatomen gesehen
und beschrieben ist. Doch hat noch keiner eine Grenzvene zu erkennen vermocht
**). Ich fand ein Gefafsnetz in einer etwa fünfwöchentlichen Frucht das
ganze Nabelbläschen umspinnend und auf der innern Fläche des Dottersackes
besonders an den Gefäfsen äufserst kleine Zotten, denen des Dottersackes der Vögel
ähnlich ***). Man nimmt gewöhnlich an, dafs das Näbelbläschen im dritten
Monate schwindet, doch scheint es, wenigens zuweilen, viel länger als ein überflüssig
gewordener Theil des Eies fortzubestehen, ohne ganz aufgelöst zu
werden.
q. Amnion. Dagegen wächst das Amnion ungemein rasch, viel rascher als in allen andern
Thieren. Nur in dem Ei von 14Tagen fand ich es so eng anliegend, wie ich
es bei andern Säugethieren, so lange der Leib noch offen ist, gesehen liabe f ) ,
in allen übrigen Eiern dagegen schon sehr grofs. Ja andere Beobachter, wie
-----------— V e l-
*)S tndren No. 6.
**) Freilich hat man diese auch auf den Eiern unserer Hauslhiêre, mit Ausnahme des Kaninchens,
übersehen.
***) Stud. N. 9. Taf. VII. Fig. 18.
10 Wie eng das Amnion in der ersten Zeit bei Saugetliieren ist, deren Leib noch der ganzen
Länge nach offen steht, kann man in der Ep is to la di,é o v i g e n e s i Fig. VIT. sehen.
V e lp e a u , haben es nur blasig aufgetrieben gesehen, oder, wie es mir wenigstens
scheint, eben deshalb es verkannt, dafs sie es nicht anders erwarteten als
eine weite Blase. So wären mir die jüngstens von P o c k e ls beschriebenen Eier
völlig unverständlich, wenn ich nicht annähme, dafs die Blase, welche P o c k e ls
für das Amnion ansah, entweder die Nabelblase oder die seröse Hülle war.
P o c k e ls nämlich glaubte gefunden zu haben, dafs das Amnion ursprünglich
eine nach allen Seiten ausgedehnte Blase sey, gegen welche der Embryo mit seinem
Rücken sich hineindrängt und auf diese Weise ein Verhältuifs zu ihr eingeht,
wie die mit serösen Häuten versehenen Organe zu ihren Bekleidungen, indem ein
Theil des Sackes sich an den Rücken des Embryo anklebe, ein anderer, von der
Nabelöffnung aus, in weiterem Umfange ihn umhülle. Hierfür aber spricht <mr
keine Analogie. Auch die seröse Bekleidung der einzelnen Organe, wie z. B. des
Herzens, entsteht nicht so, dafs das Organ in eine neben ihm liegende Blase sich
hineinsenkt, sondern der Raum, in welchem das Organ liegt, bekommt eine
Bekleidung nach allen Seiten. Mit dem Amnion ist es ganz anders. Ich habe
schon berichtet, dals ich in sehr verschiedenen Säugethieren deutlich gesehen
habe, dafs das Amnion sich ganz eben so bildet, als im ^ogel und Reptil, d. h.
durch Umschlagung des animalischen Blattes, und kann nur noch hinzufügen, dafs
dieser Vorgang zu denen gehört, über die man nicht den geringsten Zweifel hegen
darf, wenn man sie einmal gesehen hat. Er hann im Menschen nicht anders seyn.
Allein er pcjpeint anders, weil der Embryo sich so früh dreht, dafs er, wenn noch
der Bauch offen ist und das Amnion eng anliegt, schon den Rücken etwas gegen
den Dottersack kehrt. Wenn nun bald darauf das Amnion sich schnell blasi"
ausdehnt, so sieht es aus, als habe der Embryo sich mit dem Rücken in das Amnion
hineingedriickt.
Dafs das Amnion ein einfaches Blatt ist, dafs es Anfangs vom Chorion absteht,
aber bald früher, bald später das Chorion erreicht, ist zu bekannt, um
sich länger dabei aufzuhalten.
Statt dessen wollen wir jetzt zu dem streitigsten Gegenstände in der Ent- r . e iio r io n .
Wickelungsgeschichte des Menschen, nämlich zu der Frage übergehen, ob und
was für eine Allantojs er habe und wie die äufsere Eihaut sich zum Chorion ausbildet.
Ich werde- hier die einzelnen Fragepunkte noch mehr trennen müssen
da ich glaube, dafs nur noch einer der Entscheidung bedarf.
Allerdings ist es im Menschen äufserst schwer, durch unmittelbare Beobachtung
zu beweisen, dafs die äufsere Eihaut Anfangs ohne Blut ist, denn gestorbene
Schwangere können nicht gleich nach dem Tode untersucht werden
und Aborte, auch wenn sie gleich zur Untersuchung kommen, haben meist schon
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