Es ist einleuchtend, dafs das ausgebildete Ei der Kaninchen eine gewisse
Uebereinstimmung mit dem Ei der Raubthiere hat, mit dein Unterschiede jedoch,
. dafs die Lage und Ausbildung der Theile umgekehrt ist. Das Ei des Kaninchens
würde dem Ei des Hundes von vier Wochen ähnlich seyn, wenn wir anstatt des
Harnsackes den Dottersack und statt des Dottersackes den Harnsack setzen. Unter
diesen Umständen wird es vielleicht weniger auffallen, wenn ich berichte, dafs
in der ersten Zeit beide einander sehr ähnlich sind. —
So lange das Ei des Kaninchens noch lose im Fruchthälter sich befindet
oder anfängt befestigt zu werden, sah ich an ihm zwei in einander liegende kugelige
Blasen, wie überall. Nur, fiel es mir auf, dafs ich im innern Sacke um das
Schild herum, welches zum Embryo wird, im achttägigen Ei einen breiten dunklen
Hof erkannte. Entweder traf ich die Zeit, wo sich der Gefäfshof abgrenzt,
(doch war, noch kein länglicher Embryo da,) oder der ganze innere Sack ist doch
nicht der Keim, sondern dieser nur ein Theil des Sackes.
Wenn das Ei befestigt ist, so sieht man die äüfsere Eihaut mit langen keulenförmigen
Zotten rund um besetzt , wie das Ei des Hundes. In etwas mehr vorgeschrittenem
Zustande fand ich, wie früher erzählt wurde, immer den gröfsten
Theil der äufsern Eihaut lose aulliegend, ohne dafs es mir wahrscheinlich wurde,
dafs sie beim Oeffhen des Fruchthälters gerissen wäre. Auch schien dieses lose
grofse Stück nicht mehr fest in den Fruchthälter einzugreifen. Ich mufste- daher
auf die Yermuthung kommen, dafs die äufsere Eihaut so gesprengt werde, dafs
der gröfste Theil abgetrennt wird und nur ein kleiner in die Bildung des Fruchtkuchens
übergeht.
Eine so vollständige Reihe von diesen Eiern, wie von andern, habe ich nicht
untersuchen können, doch da ich die spätem ohne Zotten fand, so spricht dieser
Umstand für obige Vermuthung und C u v ie r ’s Angabe. Die dünne Haut, welche
von jetzt an das Ei zusammenhält, wäre dann die seröse Hülle.
Sobald der Harnsack die äufsere Eihaut erreicht hat, löst sich das Gefafs-
blatt vom Schleimblatte, die Gefafse wuchern in die, Zotten der äufsern Eihaut,
welche hier sitzen bleibt, und so bildet sich der Fruchtkuchen und ihm gegenüber
ein Mutterkuchen, und zwar immer auf der concaven Seite des Fruchtleiters,
der Anfügung des Fruchthälter - Gekröses gegenüber. Ob nun der hautförmige
Ueberzug, den man in späterer Zeit auf dem festem Blatte (der serösen Hülle)
aufliegen sieht und den man in kleinen zarten Lamellen abtrennen kann, derUe-
berzug des Eies ist oder noch ein Rest der äufsern Eihaut, wie Cu v ier glaubt,
kann ich nicht entscheiden. Bemerken will ich nur, dafs die zottentragende
Haut, die, ich bei ganz kleinen Eiern aufliegend fand, dunkler war, als wat man
später aufliegen sieht. Die Nabelschnur bleibt sehr kürz.
Das Ei der Faulthiere ist ein merkwürdiges Mittelglied zwischen sehr heterogenen
Formen, den Affen und Wiederkäuern. Es ist ein länglich runder
Fruchtkuchen da, in welchem man nach C a ru s nnd R u d o lp h i gesonderte,
aber einander genäherte Cotyledonen erkennt. Der Nabelstrang ist solang, als
in den Affen. Ich habe gesehen, dafs die Oberhaut sich hier, wie im Schweine,
als ein vollständiger Sack löst und wie ein zweites Amnion im Amnion aussieht,
dafs der Hamstrang sich nicht in den Gipfel der Blase wie gewöhnlich einsenkt,
sondern nach dem BJasenha'lse zu. R u d o lp h i, den ich hierauf aufmerksam
machte,- hat dieses1 Umstandes in den Abhandlungen der Berliner Akademie für
18 281 erwähnt und fügt hinzu, dafs auch in mehreren Zahnlosen, namentlich in
Myi mecophäg a subata und wahrscheinlich in Manis p ent adac'tyla
dasselbe Yerhältnifs vorkomme.
Von Das ypus hat er keinen Embryo zu untersuchen Gelegenheit gehabt,
allein da die Harnblase von Dasypus sexcinetus grade so aussieht , wie die vom
Ameisenfresser, so-vermuthet er dieselbe Einsenkung der Harnschnur auch in
diesem Geschlechte. Ich finde jedoch diese Vermuthung nicht bestätigt. In einem
ziemlich ausgetragenen Embryo des neungürteligen Armadills sehe ich eine
längliche zugespit-zte Harnblase. Aus der Spitze der Bläs'e geht ein Strang nach
dem Nabel , der zwar nicht mehr hohl ist , den ich aber nicht umhin kann für
den bereits geschlossenen Harngang zu- halten. Das Ei selbst de? Zahnlosen
scheint noch ganz unbekannt.
Das Ei des Affen ist dem Ei des Menschen sehr ähnlich, doch ist es nach
der Form des Fruchthälters mehr länglich. Der Fruchtkuchen ist beschränkt, und
es scheint, dafs die Zotten, die ihn zusammensetzen, fast so fein und zusammengedrängt
sind als im Menschen, Wodurch der Fruchtkuchen eine ansehnliche Festigkeit
erhält. Einige'Früchte, welche R u d o lp h i a. a. 0. beschrieben hat und
welche ich im Berliner Museum auch zu untersuchen Gelegenheit hatte, weisen
überhaupt die Annäherung an den Menschen sehr deutlich'nach. Der Dottersack
ist (wenigstens bei Hapale) gröfser und bleibt bis zur Geburt in nicht ganz unbedeutender
Grofse. Er ist fast eben so lang gestielt als im Menschen. Auch die
Länge des Nabelstranges, die bei Affen bedeutender ist als bei allen andern Säuge-
thieren mit Ausnahme des Menschen, zeigt diesen Uebergang. Dafs dem Fruchtkuchen
gegenüber ein Mutterkuchen, aus der Schleimhaut des Fruchthälters und
einem Ueberzuge des Fruchthälters bestehend, gefunden werde, versteht sich aus
dem von andern Thierformen Gesagten von selbst. Um so auffallender ist es,
g. Ei der
Faulthiere.
h. Ei „ der
Zahnlosen.
i. Ei der
Vierhänder.