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ginnt, mit steinern Räude eng an der Dottérhaut anliegt, so dafs man dièse als eine
Oberhaut des Keimes und also auch des Embryo betrachten kann, wodurch schon
jetzt angedeutet wird, wie die Dottermasse vom werdenden Thiere umschlossen
wird. Da ferner der Keim sich aus der Keimschicht, diese wieder aus dem Dotter
sondert,' so ist selbst die Dotterkugel vor- der Befruchtung nichts als die niedrigste
Form des Thiërs, aber eine so niedrige Form , dafs das Thier noch gar
keine Selbstständigkeit hat, sondern nur Theil des mütterlichen Körpers ist. Die
Zeugung der hohem, in Geschlechter getrennten Thiere, schont in der That aus
cwei Momenten zu bestehen. Zuerst wird die Möglichkeit eines neuen Thiers durch
unmittelbares Wachsthum des mütterlichen Körpers gegeben. Es bleibt aber nur
Theil. Durch die Befruchtung wird aus dem Theile ein Ganzes, ähnlich in seinem
Wesen’ den zeugenden Aelfern, zu deren Organisation es sich unter den erforderlichen
Verhältnissen herauf bildet. In den niedern Thieren, wo kein Gegensatz
von Geschlechtern ist und jedes Individuum also die1 Idee dieser Thierform
uanz enthält, bedarf es nur der Reife, um zu zeugen. Zeugen ist hier unmittelbare
Verlängerung des’Wachsthums über die Grenzen des Individuums hinaus und
Fortpflanzung nichts als ein Fortwachsen über sieh selbst* In solchen Thieren
hingegen, welche entweder doppeltes Geschlecht besitzen, oder getrennten Geschlechtes
sind, erzeugt das-Wachsthum in dem einen Geschlechtsapparate die
Anlage zu dem neuen Keime als einen Theil von sich, und die Einwirkung des
entiegengesetzten Geschlechtes hebt die Herrschaft’des ersteren auf.
Corol lct r ium über die Paarung.
Man mufs,‘ wie es' scheint, in der Paarung oder der gegenseitigen Einwirkung
beider Geschlechtèr wieder einen doppelten Act, die Begattung und die Befruchtung,
so wie eine doppelte Wirkung unterscheiden ; die erste besteht darin,
die Frücht der Herrschaft des wèiblicheü Eiierstoekës ZU entziehen, die zweite
darin, ihr ein individuelles Leben zu geben. Für die erstere scheint das- männliche
Geschlecht nur in so fern thätig, als es den weiblichen Geschlechtsapparat
zu einer höhern aussondernden Thätigkeit üufregt. Dem aufbewahrendeä. weiblichen
Characfer wird die männliche, aussondernde Richtung mitgetheiltv ;Eben
deshalb kann das Aussondern des Eies Zuweilen aubh ohne Paarung erfölgen, indem
die Jiinwirkung des Männchens durch andere Verhältnisse èréetzt wird.
Dieses geschieht jedoch um so seltener, je höher das Leben der Thierförm'entwickelt
ist.' Die Graaffschen Bläschen der Säugethiere scheinen nifeht ohrie Bét&
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güttung oder, ihr analoge Reizung des weiblichen Geschlechtsapparates sich zu öffnen.
Häufiger kommt dieses schon in Vögeln vor , und es ist sogar Regel bei dem
pröductivsten derselben, dem Haushuhne; jedoch erfolgt auch hier der Austritt
des Eies erst wenn der Eierstock:überfüllt ist.' In den Fröschen gehen zwerMte
Eiöf stets vor der Befiruchtübg ab, allein ich habe mehrmals beobachtet, dafs. die
Eier viele Wochen, ja zuweilen vielleicht ganz zurückgehalten werden, wenn
mandie Weibchen allein hält. Das Abgehen der Eier scheint also durch das Umfassen
des Männchens; wö nicht allein bedingt, doch gar sehr beschleunigt zu
werden, und dieses Umfassen ist in der That eine Begattung *j). öl aehtseh metter-
linge legen nicht selten 1 gleich nach dem Ansfcrieöhfen aus der Puppenhülle Eier,
vorzüglich aber,)) wenn man sie aufspièfsty oder wenü sie in ganz: engen Behältnissen
gehalten, oder sonst belästigt werden. Aus Allem geht hervor , dals das
Heräustreiben des Eies allerdings durch den weiblichen Geschlechtsapparat bewirkt
wird , dafs dieses aber in der Regel durch die Einwirkung--des männlichen
Geschlechtes dazu aufgeregtwird, dafs aber auch wohl andere Aufregungein eien
Einflufs des männlichen Geschlechtes ersetzen können.
Was die zweite Wirkung der PäaErung anlangt, oder die1 Begründung eines
selbstständigen Lebens, so scheint- hierzu! die Einwirkung des männlichen Geschlechtes
und zwar durch seinen Zeugungsstoff viel nothwendiger, als zur Lösung
des Eies, und im Allgemeinen um so nothwendiger, je höher das Leben entwickelt
ist und vielleicht je mehr die Differenz der Geschlechter ausgebildet ist. Wenigstens
kennt man in den Wirbelthieren keine sichere Beobachtung der Entwickelung
von Jungen ohne Befruchtung. Die Erfahrungen, die man von Salamandern
anführt, sind nicht beweisend. Blume n b a ch sah einen Salamander nach fünfmonatlicher
Einsamkeit Junge zur Welt bringen, (Kleine Schriften S.136). Da
er aber die Jahreszeit nicht angiebt, so darf man hieraus nicht auf eine Zeugung
ohne vorhergegangene Befruchtung schliefsen, Was Blume n b a ch auch nicht
thut. Wu r f b a i n (Salamandrologia p. 83) machte eine ähnliche Beobachtung,
da aber die Jungen nach fünfmonatlicher Einsperrung der Mutter im März reif zur
*) Für die'Fisch- Weibchen mag die Nähe des Männchens auch ohne Berührung doch nicht ohne
Einflufs seyn, und es wäre nicht überflüssig, genaue Beobachtungen anzustellen, ob einzeln
gehaltene Weibchen, immerund eben so früh laichen, als andere. Ich vermuthe dieien Einflufs,
weil ich erfahren habe, dafs Froschweibchen, die in einem grofsen Blechkasten mit vielen andern
Fröschen gehalten wurden', laichten, obgleich ich nicht bemerken konnte, dafs sie von
Männchen umfafst waren, denn- jeden Abend nahm ich die gepaarten Frösche heraus und doch
fand ich zuweilen am Morgen Laich, der sich nicht entwickelte. Eiper solchen Einwirkung-
des Geschlechtes aus der Entfernung fehlt es auch nicht an Analogie, wenn wir uns erinnern,
welchen Einflufs die Nähe der Bienenkönigin auf das Leben des ganzen Stockes ausübt.