g. Weiblicher
Geschlechtsapparat
derselben^
Taf: IV.
Fig. iS.
fuhren und Ihnen von vorn herein anzeigen wollen, wohin die genetische Darstellung
führen wird, an die ich mich jetzt wende, nämlich zu den Resultaten:
1) dafs alle Säugethier-Eier schon vor der Befruchtung als kleine Dotterkugeln
da sind;
2) dafs alle ursprünglich mit einander in der Art ihrer Ausbildung und der Zahl
ihrer Theile übereinstimmen;
3) dafs diese Theile, nur mit gewissen Abweichungen, die durch den Frucht-
hälter bedingt werden, dieselben sind, wie im Ei der Yögel;
4) dafs aber in einigen Eiern gewisse Theile, in andern andere früh aufhören
zu wachsen und dadurch die spätere Differenz hervorgebracht wird;
5) dafs endlich diese verschiedene Beständigkeit der einzelnen Theile verbunden
mit der verschiedenen äufsern Gestalt, die wieder vom Fruchthälter abhängt,
die Verschiedenheiten der Säugethier - Eier erzeugt.
Der Geschlechtsapparat der spätgebärenden Säugethiere unterscheidet sich
von den bei Vögeln und Reptilien vorkommenden Formen vor allen Dingen, durch
vollständige Trennung von dem verdauenden Kanäle. Unter allen Säugethieren
zeigen nur die frühgebärenden Monotremen in einer Kloake ihre Verwandschaft
mit den niedern Thierklassen. Es kommt zwar auch bei einigen normalen Säugethieren
vor, -dafs von Aufsen gesehen Darm und Geschlechtswege nur eine gemeinschaftliche
Oeffnung zu haben scheinen, allein näher untersucht, zeigt es sich,
dafs in solchen Thieren blofs die Scheidewand zwischen beiden Wegen, wo sie
nach hinten ausläuft, nicht an der allgemeinen Behaarung Theil hat, keinesweges
aber eine gemeinschaftliche Höhle (Kloake) da ist. Dagegen sind die Harn- und
Geschlechtswege im Ausgange immer mit einander verbunden.
. Die Eier stoche der Säugethiere (und wir meinen, wenn nicht das Gegentheil
gesagt wird, hier immer die spätgebärenden oder normalen) sind auf beiden Seiten
entwickelt, sie sind wie bei Vögeln und Schildkröten solide (d. h. ohne innere
Höhlung), eben so aus einem Keimlager (Zellstoff) und eingesehkten Kapseln bestehend,
welche letztere hier (in Verbindung mit ihrem Inhalte) Graafsche Bläschen
genannt werden*). Die äufsere Haut des Eierstockes scheint uns nur ein
verdichtetes Keimlager und wird noch vom Bauchfelle überzogen. Sowohl das
Keimdung
des Cliorians und die Entwickelung des Harnsackes hatkeiner von beiden verfolgt. G uvier
stellt es sogar a. a. O. 5, 107. in Frage, ob der Harnsack der Säugethiere allmählig heranwachse,
oder vom Anfänge an die Form habe, die man später findet. So lang waren die Geburtswehen
für die Kenntnifs der Sängethier. Eier! Ich glaube in der That zuerst die Bildungsgeschichte des
Chorions und der Allantois gezeigt zu haben. Aber immer noch nennt man diese Darstellung fast
allgemein, , eine Hypothese.” Das Verständnifs mufs kommen, wenn auch langsam.
*) In Fig. 13. Taf. VH. stark vergrößert; a das Keimlager, b Ueberzug des Bauchfells, c d die
Kapsel.
Keimlager als die Kapseln sind, aber derber als in den genannten Thieren. Zum
Theil aus diesem Grunde und zum Theil weil die Kapseln kleiner sind, und ihr
Inhalt zur Zeit der Paarung lange nicht so sehr sich mehrt, als bei den Vögeln,
kommt es, dafs ein Eierstock von Säugethieren niemals ganz so das Ansehen einer
Traube hat, als der reife Eierstock eines Vogels. Die reifen Kapseln treten zwar
auch aus dem Keimlager, die Masse desselben zur Seite drängend, mehr hervor,
als die unreifen, nie aber ziehen sie das zu feste Keimlager in einen wirklichen
Stiel heraus. Sie haben also in dieser Hinsicht mehr das Ansehen von noch unentwickelten
Eierstöckeu von Vögeln und Reptilien. Indessen zeigen die Formen,
welche die Eierstöcke in den einzelnen Familien annehmnn, eine alhnählige Stufenfolge
bis zu der im Menschen vorkommenden Form, wo alle äufsere Unebenheiten
schwinden und das an Masse vorherrschende Keimlager einen länglich runden
etwas flach gedrückten Körper bildet. Bei Nagern und Insektenfressern ragen die
Kapseln noch weit genug vor, um dem Eierstocke die Form einer Maulbeere zu
geben. Etwas weniger sind sie in Schweinen vorragend, noch weniger in Raub-
thieren und Wiederkäuern, in denen nur die reifen Kapseln mit einem Theile
ihres Umfanges die Oberfläche des Keimlagers sich erheben. Am tiefsten sind
nächst dem Menschen die Kapseln in dem Eierstocke der Affen eingesenkt. Man
sieht, dafs auch die Zahl der vorräthigen Kapseln oder die Productionsfähigkeit
des Thiers auf die Form des Eierstockes Einflufs hat. ._ Wie das Keimlager, so
sind auch die Kapseln fester in dem Eierstöcke der Säugethiere als der Vögel. Sie
werden ebenfalls von einer doppelten Haut gebildet, einer äufsern, sehr dünnen,
aus flachgedrücktem Zellstoff bestehenden, und einer innern, dickem, die bei starker
Vergröfserung Unebenheiten und ein weiches Gewebe mit verdünnten Stellen
zeigt. In ihr endigen viele Blutgefäfse, wie feine Injectionen zeigen. So sind
also die Kapseln denen des Vogels ähnlich gebaut (§. 3. &.). Immer aber ist die
N arbe, durch welche eine solcheKapsel sich öffnet, sehr viel kürzer als in Vögeln
pnd Amphibien. Wenn man sie vor der Eröffung erkennt, so sieht sie wie ein
kleiner unregelmäfsiger Flecken aus. Nach der Eröffung ist der Eingang im mm-
sehr klein, meist gerissen, zuweilen etwas spaltförmig, doch immer kurz.
Wie bei den früher besprochenen Thierklassen sind auch bei den Säugethieren
die das Ei fortleitenden Organe von den Eierstöcken getrennt. Die beiden Eileiter
nämlich, hier gewöhnlich Muttertrompeten oder FallopischeRöhren genannt, münden
mit trichterförmigen Oeffnungen frei in die Bauchhöhle. Dies ist wenigstens die
Grundform, die freilich einige Variationen erleidet. Die Eileiter sind nämlich -
durch eine Falte des Bauchfelles, die sehr deutliche Muskelfasern enthält, an den
Fruchthälter befestigt und mehr von der.Bauchwand gesondert als dieselben Theile
■P z