Centralhöhle.
Fig. 2. d
finden, und seheü Vielmehr aus wie kleine Klümpchen Eiweifs. Eine vierte Art
von Körpern ist rund, kleiner als die erste Art und enthält im Innern ein einzelnes
kleineres rundes Körnchen oder Bläschen. Diese vierte Art von Körpern, finde
ich meist nur in der Umgegend der Centralhöhle und auch da nicht in allen
Eiern *)-. !
Im Innern des Dotters ist nämlich ein Raum, der nicht von gewöhnlicher
Dottermasse ausgefüllt ist, sondern nur eine eiweifshaltige Flüssigkeit mit einer
geringen Quantität einer sehr weichen, weifsen, kleinkörnigen Masse enthält.
Von dieser Centralhohle erhebt sieh ein hohler Gang nach dem Hahnentritte **).
Ich zweifle nicht, dafs in der Höhlung der Grund liegt, warum der Dotter sich
stets so dreht, dafs der Hahnentritt nach oben sieht. Zuvörderst schien mir die
Centralhöhle selbst, so unregelmäfsig auch ihre Form ist, ihren Mittelpunkt nicht
im Mittelpunkte der Dotterkugel, sondern dem Hahnentritte etwas näher zu haben.
Ferner macht aber auch der hohle Gang das Uebergewicht der entgegengesetzten
Seite entschieden. Diese, also sinkt nach unten und der Gang ist nach
oben 'gerichtet. Der Gang aber geht immer auf den Hahnentritt zu ; sogar in dem
oben (|jj. 2. e.) erwähnten Ei, wo der Hahnentritt so nahe an der einen Hagelschnur
sich befand, endete der Gang unter jenem, und dem entsprach die Stellung
des Dotters. Die Bildungsgeschichte des Eies macht es überdies wahrscheinlich,
dafs die Centralhöhle und der Hahnentritt in ihrer Entwickelung sich gegenseitig
bedingen, und schon hierdurch wird es einleuchtender, dafs sie auch in der
Stellung zunächst einander bestimmen ***). — Die Centralhöhle und der Itanal
sind von einer Lage kleinerer und weifserer Körnchen ausgekleidet, als die übrige
-Dottermasse enthält.
Pie Hauptbestandteile des Dotters sind Eiweifsstoif 0,17, Wasser 0,54,
und Oel oder flüssiges Fett 0j29. Wenn man ihn verbrennt, so bleibt etwas
*) Die verschiedenen Arten der Dotterkörnchen sind sehr gut abgebildet in G ru i tliu i s e n ’s
Beiträgen zur Physiognosie Tab. III. Die dritte Art von Körnchen, welche weifslich und un-
regelmäfsi'g i s t , fehlt aber.
**) Häufig'erreicht 'er den Hahnentritt niöht ganz.
***) Es ist auffallend, dafs P u r k i n j e , der zuerst die Centralhöhle in seiner Grätülations-
schrift an B'I u ni en b a c h ausführlich befchrieben h a t, nachdem man sie seit dem B e i l i n i -
sehen Problem (Comrnent Bononienses. Vol. II.) Yiemlich vergessen hatte, .dennoch dieStellung
der Dotterkugel von den Hagelschnüren äbleitet. Icli habe diesen Punkt so ausführlich behandelt,
weil er fast der einzige ist,'ih welchem ich von P u r k in j e abweiche, obgleich ich
auch in diesem Abschnitte das Vorgetragene nur nach eigener Untersuchung gebe, mit Ausnahme
der chemischen Notizen.
phösphorsaure- Kalkerde und Soda zurück nfebst einem i gallertartigen Stoffe und
einer Spur von freier Fhösphorsaure *).
Der wichtigste Theil der Dotterkugel endlich ist der schon öfters-erwähnte,
nach oben liegende weilse und runde Flecken, den man im gemeinen Leben den
Hahnentritt oder die Narbe **) (C i c a t r i c u l a ) zu nennen pflegt. Bei genauerer
Untersuchung läfst er zwei über einander 'liegende Theile erkennen, einen
oberflächlichem und einen tiefem. Jener ist in frischen, normal gebildeten
Eiern eine runde Scheibe von l j bis 2 Linien Durchmesser und etwa Linie
Dicke, die sich mit gehöriger Vorsicht abheben läfst. Aus ihr entwickelt sich
der Embryo. Unter ihr liegt noch eine zweite, mehr unregelmäfsige Masse , die
in den Dotter, tiefer eingesenkt und so unbestimmt gegen ihn begrenzt ist, dafs
man sie .dicht rein ausheben kann.
P a ti d e r nennt jenen ersten scheibenförmigen Theil seiner Dünne wegen
die „Keimhaut” oder das „Keimblatt” (B l a s t o d e rm a ) ***).- Ich habe ihn
Keim (B l a s to s ) genannt, weil aus ihm zwar das künftige Thier wird, er aber
jetzt nicht die Beschaffenheit hat, die uns sonst veranlafst, einen Theil mit dem
Worte Haut zu belegen f). Er hat nämlich so wenig Consistenz in sich, dafs er,
*) Die entfernteren Bestandteile des Dotters sind nach P r o u t a. a. O.:
Schwefelsäure - * 0,00006 — 0,00021
Phosphorsäure * * - j. 0,00350 — 0,00400
Chlor . - ' - - - - - 0,00028 — 0,00044
Kali und Natron (zum Theil-kohlensauer) - 0,00027 — 0,00051
Kalk und Talkerde (eben so) - • 0,00061 —0,00068
Fine geringe Menge Eisen.
NB. Schwefel und Phosphor kommen aber auch im ungesäuerten Zustande vor.
**) Ich werde den Ausdruck Narbe nicht weiter für diesen Theil gebrauchen, da ich die Stelle,
an welcher der Eierstock sich öffnet um den Dotter austreten zu lassen — das Stigma __
nicht anders zu benennen weifs, als Narbe. Den Ausdruck Hahnentritt behalte ich h e i, weil
er zu allgemein verbreitet ist, um ihn zu vermeiden.
Er umfafst-also Keim und Keimschicht, wie sie im Vogelei .erscheinen. In der That bedürfen
wir auch eines Wortes., welches die gesammte Ansicht dieses weifsen Fleckens ohne weitere
Bestimmung der Theile, die die Ansicht erzeugen, umfafst. Da3 fühle ich; sehr lebhaft
in diesem Augenblicke, wo ich über das verschiedene Aussehen derselben auf einige Bemerkungen
des Anhanges verweisen will.
Diese Stelle wird auch ,*cler Flecken” , Macula o v i> und von H a r v e y gemeinschaftlich
mit der über dem Hahnentritt gewölbten Dotterhaut Ovi oculus «genannt.
♦**) P a n d e r ’s Käimhaut ist neuerlich auch Membrana germinaiivä genannt.
1) Der Hauptgrund aber, der mich bestimmt, P a n d e r ’s Benennung Keimhaut mit einem andern
Worte-zn vertauschen., liegt .darin* «dafs ich einen Namen .zu wählen wünschte, der auf
denselben Theil in allen organischen Körpern pafst. Er ist in vielem Fischeiern sehr dick _
beim Hecht ist seine Mitte wie ein Berg erhoben, weshalb die Benennung Keimhaut nur auf
den Umfang angewendet werden kann. Der Ausdruck Keim dagegen palst für «alleThiere und
h. Hahnentritt,
Cicatricula.
Fig. 2. e.
i. Keim,
Blastos