a. Gefäfs-
system.
Diese Bemerkungen werden durch die Anwendung, die sie sogleich finden
sollen, klarer werden.
Betrachten wir zuerst die Blutströmung, so finden wir freilich in den
Fischen den Hauptstrom des Blutes aus dem Herzen in der Mittelebene fortgehend,
ohne Zweifel aber nur wegen der Herrschaft des animalischen Theiles, in welcher
Hinsicht wir auf eine bei dem Athmungsapparate zu machende Bemerkung verweisen.
Und doch ist es auch hier, als wollte das Blut nach rechts, denn die
Herzkammer der Fische scheint in der -Regel nach der linken Seite mehr ausgedehnt,
und nach links hegt auch die Vorkammer. Die Richtung, die das Blut
dadurch erhält, geht also allerdings mehr nach rechts, allein der symmetrische
Bau der Kiemen hält sie in der Mittelebene zurück. In allen Thieren mit Lungen
geht aber der Strom des Blutes aus der linken Kammer deutlich mehr nach
rechts als nach links, so dafs zur Ernährung der linken Hälfte des Kopfes das Blut
oft von rechts herüber kommen mufs. Das giebt diesem Blute freilich wieder
eine Bewegung von rechts nach links, die wir als Folge der Symmetrie im animalischen
Theilc ansehen müssen. Die vorherrschende Kraft zur Bewegung des
Blutes giebt nämlich gewifs die linke Herzkammer, und diese sendet das Blut
immer nach rechts. In den Eidechsen, Schlangen und Schildkröten geht alles
Blut, welches zur Ernährung der vordem Hälfte des Körpers bestimmt ist, in
Einem Strome zuerst nach rechts, und von da vertheilt es sich erst. Das nach
vorn gehende Blut geht nun fast symmetrisch in zwei Strömen vorwärts, das für
die hintere Fläche des Körpers bestimmte Blut setzt in den Vögeln seine Richtung
ungetheilt nach rechts fort und mufs nun freilich, da die Symmetrie den Einflufs
der bewegenden Kraft alhnählig schwächt, sich nach links hinüber wénden, um
die Mitte zu erreichen. In den genannten Amphibien tritt die Herrschaft der
Symmetrie noch früher auf; der Blutstrom für die hintere Hälfte des Körpers ist
gleich anfangs gfetheilt, aber viel mehr Blut strömt nach rechts als nach links
und das letztere vertheilt sich früher, als ob es mit weniger Kraft fortgetrieben
wäre. In den-Fröschen ist die Vertheilung gleich anfangs ziemlich symmetrisch._
In den Säugethieren steigt die Aorta zwar an der linken Seite der Wirbelsäule
herab, bedenkt man aber, dafs die Stellung der Aorta immer von einem gröfsern
gemeinschaftlichen Stamme für die vordere und hintere Schlagader bestimmt ist,
dafs dieser gemeinschaftliche Stamm immer nach rechts gerichtet ist und sich erst
nach links wendet, nachdem er auf der rechten Seite die Arterien der vordem
Körperhälfte abgegeben hat, oder indem er sie auf der Umbeugung selbst abgiebt,
so läfst sich das Hinübergehen auf die linke Seite als Einflufs der Symmetrie betrachten
; denn der Bogen, den die Aorta bildet, ist um so weiter, je kürzer der
Hals ist. Das heilst mit andern Worten, die Aorta geht um so mehr nach der
linken Seite hinüber, je näher sie dem Kopfe steht, dessen Einflufs symmetri-
sirend ist. In den langhalsigen Säugethieren, wo aus dem gemeinschaftlichen
Stamme auf der rechten Seite der Stamm für die Kopf- und Schlüsselbeinschlagader
(die vordere Aorta) abgeht, beugt sich der nach hinten gehende Ast so
rasch um, dafs man kaum sagen kann, er ginge nach links. In solchen Betrachtungen
finden wir auch vielleicht die Erklärung, warum überhaupt die
Säugethiere in der Lage der absteigenden Aorta von den übrigen Lungenthieren
abweichen. Ich glaube, der Unterschied ist in dem gröfsern Blufbedürfnisse des
Hirnes begründet. Denken wir uns in einem ganz unbestimmten Wirbelthiere
den Blutstrom aus der linken Kammer nach rechts gehend. Ist das Blutbediirf-
nifs des Hirnes grols, so wird dieser gemeinschaftliche Blutstrom aufser der
Richtung nach rechts zugleich mehr die Richtung nach vorn haben, als bei
Thieren mit kleinem Hirne und Kopfe. In den letztem wird daher das Blut, das
für die hintere Hälfte des Leibes bestimmt ist, nach Abgabe des Blutes für die
vordere Hälfte unter kurzer Fortsetzung des Stromes nach rechts sogleich durch
Einflufs der Strömung nach hinten umgebogen. Ist aber die Strömung nach
vorn stärker, so wird die Strömung nach hinten erst allmählig diese Richtung
besiegen, und die Aorta mufste noch weiter nach rechts und vorn fortgehen, oder
wenn der Einflufs der Symmetrie das nicht zuläfst, allmählig nach links überbiegen
, um nach hinten zu kommen. Dafs aber wirklich das Blut in den Säugethieren
eine stärkere Strömung nach vorn hat , lehrt wohl die gröfsere Länge des
gemeinschaftlichen Stammes, und dafs der Bogen um so weiter ist, je länger diesel-
gemeinschaftliche Stamm wieder unter den Säugethieren selbst ist, bestätigt das
Gesagte. So kann man sich die Verschiedenheit in einer ungeformten Masse entstanden
denken. Wie sie aus dem symmetrischen Kiemenapparate der Säugethiere
hervorgebildet wird, bleibt noch künftigen Untersuchungen zu entscheiden
überlassen.
Auch wo das Herz in der Mittelebene des Körpers liegt, ist der Ursprung
der Aorta, so bald zwei Kammern da sind, immer so gelagert, dafs der Stofs,
den die linke Kammer dem Blute giebt, nach rechts geht. Wenn die Spitze des
Herzens nach links gerichtet ist, so wird dieses Verhältnifs noch stärker (Fig. 6.
Pfeil d.). Eine Richtung des Herzens nach rechts scheint nirgends normal. Ich
glaubte sie zuweilen bemerkt zu haben, überzeugte mich aber, dals diese
Lage nur vom Hin - und Hergleiten in dem für die Untersuchung umgekehrten
Thiere herrühre. Deshalb wird es erlaubt seyn,' in unsrer schematischen Abbildung
das Herz so zu stellen, wie es im Menschen und einigen andern