riode eine längliche, in fünf Abschnitte getheilte Erweiterung der Medullarröhre
ist. Alle Bläschen liegen ursprünglich ziemlich in einer Linie hinter einander,
machen jedoch vorn eine Krümmung, da das vorderste Ende des Embryo sehr
früh umgebogen ist. Auch stehen sie in so fern nicht in gleicher: Beziehung zu
einander, als das vorderste Doppelbläschen eine Erweiterung oder eine Art Aussackung,
nicht von dem ganzen Umfange der Medullarröhre, sondern nur von
der obern Wand ihres vordem Endes ist, woraus folgt, dafs das urfprüngliche
vorderste Ende der gesammten Medullarröhre hinter diesem Doppelbläschen zurückbleibt,
und eine unmittelbare Verlängerung des Zwischenhirnes nach unten
wird. Dieses Ende verengt sich später allmählig mehr, wird durch die allgemeine
Krümmung die das Hirn erfährt, nach dem Rückenmark hin zurückgebogen
und bildet sich zum Trichter und Hirnanhange *).
Die fünf Abtheilungen des Hirnes erleiden in der zweiten Periode der Entwickelung
eine mehrfache Veränderung, deren Verständnifs dadurch erschwert
wird, dafs sie gleichzeitig vor sich gehen. Zuvörderst erinnern wir uns, dafs,
nachdem in der gesammten Medullarröhre die äufsere Hülle sich.von den Markplatten
getrennt hat, die letztem in der ganzen Länge des Rückenmarkes in;einer
schmalen Spalte von einander klaifen. Im Hirne: ist die Umänderung nicht so
gleichmäfsig. Das Zwischenhirn öifnet sich mit einer kleinen Spalte int vordem
Theile seiner Decke **). Im Hinterhirne und Nachhirne liegen die Markplatten
aber so weit auseinander, dals eine grofse für beide Zellen gemeinschaftliche
Lücke in der Decke sich zeigt ***). Die Markplatten sind hier nicht wirklich
auseinander gewichen, sondern sie scheinen sich in dieser Form von der indifferenten
Medullarröhre gesondert zu haben, denn an der häutigen Decke bleibt
noch eine Lage von Nervenmasse zurück, welche mit den Markplatten des Hirnes
kein Continuum bildet, und allmählig schwindet. Im Vorderhirne und Mittelhirne
glauben andere Beobachter auch Längenspalten gesehen zu haben. Mir
wurden sie nicht deutlich, vielmehr schien es mir, dafs längliche Einsenkungen,
die in beiden Abtheilungen sich in der Mittellinie der Decke bilden, nur das Ansehen
von Spalten erzeugen ■)•). Gewifsistes, dafs die Uebergängevon Vorderhirne
zum Zwischenhirn und vom Zwischenhirne]zum Mittelhirn, so wie vom Mittelhirne
zum Hinterhirn, nicht aufgespalten sind, sondern auch nach def Sonderung
der Hülle geschlossene kurze Cjlinder bleiben.
*) Theil I. S. 30. 65. 86. 104.
**) Theil I. S. 75.
***) Theil I. S. 64. 75.
f ) Theil & S. 76. 85. 104-
Während das Hirn so in drei Zellen in der Decke sich öffnet und in zwei
Zellen eine mittlere Einsenkung erhält, krümmt sich der Embryo stärker; die
Reihe der Hirnbläschen bildet nun einen Bogen, dessen Mitte, das Mittelhirn einnimmt,
welches, in seiner Entwickelung allen übrigen voranschreitet. In Folge
dieses Bogens bekommt der Trichter öder das Vorderende, der gesammten Centralorgane
seine Richtung nach hinten. Der einfache Bogen bildet sehr bald
mehrere Winkel, indem das Hirn sich an einzelneirStellen gleichsam einknickt.
Nach oben bildet sich ein 'vorspringender Winkel zwischen idem Rückenmarke
und de.m .Nachhirne, und dieser Winkel ragt äufserlich als Nachenhöcker vor. In
entgegengesetzter Richtung bildet sich ein Winkel zwischen Naehhirn und Hinterhirn,
wieder in der ersten Richtung ein Winkel zwischen dem Mittelhirne und
Zwischenhirne. Der Winkel zwischen dem Vorderhirne und Zwischenhirne ist
nur an der Decke kenntlich, da der unterste Saum der Markblätter in das Vorderhirn
gar nicht eingeht, sondern im Trichter und Flirnanhange endet *).
Wir müssen nämlich immer gegenwärtig behalten, dafs das Hirn aus den -
selben Markplatten gebildet wird, aus denen auch das Rückenmark besteht.
Diese Platten sind nun absatzweise zu den Bläschen ausgebuchtet und sehr dünn.
Nur der untere Rand, eine Fortsetzung des untern Rückenmarkstranges, ist schon
sehr früh etwas dicker. Er nimmt dann allmählig an Dicke zu und gewinnt das
Ansehen eines Hirn Schenkels **). Man kann also nun zwei untere Stränge, die
Hirnschenkel, und von ihnen sich erhebende Blätter unterscheiden. Jede Abtheilung
des Hirnes hat ihren Antheil an dem Hirnschenkel mit seiner blattförmigen
Ausbreitung jeder Seite. So lange der Hirnschenkel nur noch, der kaum
unterscheidbare Saum der Markplatten ist, findet er in der hintern Wand des
Trichters sein Ende. So wie er sich verdickt, erreicht er auch die vordere Wand
desselben. Indem er noch mehr an Dicke zunimmt, geschieht dieses nur dadurch,
dafs immer mehr Substanz aus den Markplatten von der Centrallinie nach
der Schlufslinie hin eine Verdickung erfährt. Eine Folge davon ist, dafs nun
dey Hirnschenkel bis in das Vorderhirn reicht, da das letztere eine Entwickelung
des vordem Endes der Nervenröhre mit Ausnahme ihres untern Randes ist. Hierdurch
kann es Ihnen verständlich werden, in wiefern, wie die spätere Ausbildung
des Hirnes anzudeuten scheint, das Vorderhirn das Ende vom Centraltheile
des gesammten Nervensystems ist. Die untern Stränge des Rückenmarkes gehen
nämlich , sobald sie eine gewisse Ausbildung erlangt haben, allerdings in das Vorderhirn
über, nicht aber die Centrallinie der Medullarröhre und was ihr zunächst
*) Theil I. S. 85.
**) Theil I. S. 50. 65. 76.