y . Ernährung
des Eies.
ehern das Blut in venösen Kanälen zurückkehrt, nachdem es in diesen Netzen
einige Zeit an den GefäfsnetZen des Eies vorbeigeströmt ist. Ich habe sogar deutlich
gesehen, dafs Blutgefafse der Mutter bei Wiederkäuern in die Zotten des Eies,
so lange diese noch jung sind, eingehen, an der Oberfläche der Zotten einige Zeit
verlaufen, dann aber umkehren, ohne durch das Bildungsgewebe der Zotten bis
zu deren Blutgefafse vorgedrungen zu seyn.
Dafs aber sonst die Blutgefafse des Fruchthälters die Fähigkeit haben, in Bildungsgewebe,
das nicht unmittelbar zur Substanz dieses Organes gehört, einzudringen,
haben wir bei Gelegenheit der sogenannten hinfälligen Haut gesehen.
Das eben Gesagte aber lehrt, dafs diese Fähigkeit weiter zu dringen' sogleich aufhört
, wenn das mütterliche Blut ganz nah an das Blut des Embryo gekommen ist.
Erinnern wir uns nun, dafs auch die Zotten des Eies nur da Blutnetze in sich ausbilden,
wo sie eng an der innern Wand des Fruchthälters anliegen, so können
wir wohl aus der so eben gegebenen Darstellung den Schlufs ziehen, dafs das Blut
des Embryo und des Fruchthälters sich gegenseitig anzieht, dafs aber jedes, so wie
es in die Nähe des andern gekommen ist, sich in dieser Nähe fortbewegt und bald
zurückgestofsen wird. Es mufs also wohl mit beiderlei Blut eine Veränderung
vorgegangen seyn, und diese Veränderung ist eine Athmung zu nennen, mag nun
das Embryonenblut entkohlt werden, was immer das Wahrscheinlichste ist, oder
nicht.
Als gewifs kann man also ansehen, dafs die Nabelgefäfse und ihre Entwik-
kelungen im Fruchtkuchen die Athmung des Embryo der Säugethiere bewirken,
wie denn auch der Augenschein an dem Eie der Vögel lehrt, dafs die Nabelvene
helleres Blut zurückführt als die Nabelarterien aus dem Embryo geführt haben.
Ein solcher Unterschied ist in der Färbung des Bluts der Säugethier-Embryonen
nicht zu bemerken. Es hat sogar das Ansehen, als ob das Blut in den Arterien
dunkler wäre. Doch rührt dieses dunklere Ansehen wohl von den viel dickem
Wänden der Arterien her.
Allein, ob auf demselben Wege auch der Nahrungsstoff aufgenommen wird,
ist eine Frage, die sich nicht mit solcher Zuversicht beantworten läfst, — Zuvörderst
ist unläugbar, dafs das Ei rasch wächst, noch ehe es Blutgefafse auf seiner
Oberfläche hat. Es dringt also die Feuchtigkeit des Fruchthälters durch die
äufsere Eihant hindurch. Eben so dringt die Flüssigkeit, welche unter die äufsere
Eihaut gelangt, weiter unter die seröse Hülle, die in kurzer Zeit sich weit von
dem eigentlichen Dottersacke abhebt. Bis hierher trifft die thierische Flüssigkeit
gar keineKanäle, welche fortleiten könnten. Es dringt aber die Flüssigkeit olfen-
bar anch in den Dotter, da die Quantität desselben sich mehrt und er flüssiger
wird, bei einigen Thieren diese Vermehrung sogar sehr lange fortbesteht. In der
Wand des Dottersackes sind freilich Blutgefäfse. Allein was in sie aufgenommen
wird, mufs offenbar sogleich in den Leib des Embryo geführt werden, ‘und es hat
wenig Wahrscheinlichkeit, dafs sie die vermehrte Flüssigkeit des Dotters aussondern
, da man die unaufgelösten Dotterkörner am längsten auf der innern Wand
des Dottersackes da anhaftend findet, wo in der Wand dieGefäfse verlaufen. Diese
Gefäfse scheinen also vielmehr ans dem Dottersacke flüssigen Stoff aufzunehmen,
statt ihn dahin abzusetzen.
Soviel ist also offenbar, dafs die Häute der Säugethier-Eier in früherer Zeit
eben so fähig sind, Feuchtigkeiten ohne Hülfe der Gefäfse oder sichtbarer offener
Mündungen aufzunehmen und durch sich hindurchgehen zu lassen, wie in den
Eiern vieler niedern Thiere das'Eiweifs Wasser aufnimmt und in den Dotter durch
déssen Oberhaut gehen läfst (§ 11. d.). Es ist aber gar kein Grund einzusehen,
warum später, wenn ein gefäfsreiches Chorion da ist, nicht der von dem Frucht-
hälter hergegebenene Nahrungsstoff denselben Weg gehen könnte. Dagegen sehe
ich aber auch nicht ein, warum diese Flüssigkeit, wenn einmal Venen da sind,
nicht, indem sie die Eihäute durchdringen, zum Theil unmittelbar in die Venen
übergehen sollte, da die Venen doch nichts anderes sind, als die Bahnen des ausgebildeten
Nahrungsstoffes und sie auch im spätem Alter aufsaugend wirken.
Hierzu kommt noch, dafs zuweilen, wie in Kaninchen, die Venen des Chorions
ungemein viel weiter sind, als die Arterien. Da in denselben Thieren die Venen
des Chorions die des Dottersackes sind, so scheint mir offenbar, dafs -sie die Aufsäugung
von aufsen unterstützen, doch so, dafs die Venen unmittelbar in den Embryo
die Nahrung führen, um so mehr, da der Inhalt des Dottersackes schon früh
verdünnt und verringert ist.und später wenig Umänderung zu erfahren scheint, so
dafs-diese Masse von Blutgefafsen für den Inhalt des Dottersackes zu viel wäre und
die Athmung durch andere Gefäfse bewirkt wird. Für die Frage, ob aber auch
die Harnsaclcgefäfse, denen die Athmung zugeschrieben werden mufs, auch zugleich
zur Ernährung dienen, ist vorzüglich zu berücksichtigen, dafs den offenen
Drüsen-Mündungen des Fruchthälters gegenüber verstärkte Venennetze im Chorion
sind (§. 9. t, §. 10 c.) und dafs später an den gröfsern Gefäfsen eine festere Gallertmasse
(in gröfsern Hufthieren bis zu drei und mehr Linien Dicke) sich ansammelt,
als ob hier die flüssigen Bestandtheile rascher fortgeführt wären.
So scheint also das Ei in der ersten Zeit, wo Gefäfse fehlen, neuen Stoff
nur durch allgemeine Einsaugung aufzunehmen, und später diese Aufsaugung durch
die Gefäfse unterstützt zu werden.