Während die beiden vordem Gefäfsbogen sich verlieren, verschliefst sich
doch nicht der ihnen zugehörige Antheil der Aortenwurzel. Nachdem dieser aus
den verschwundenen Bogen nicht mehr mit Blut angefüllt wird, erhält er dasselbe
aus den hintern, unterdessen weiter gewordenen Gefäfsbogen. Das Blut läuft also
Fig. 10. e a. in ihm nach vorn, oder in entgegengesetzter Richtung mit der übrigen Aorten-
.Wurzel. Auch entwickelt sich schon vor dem Schlüsse des ersten Bogens aus
dem Uebergange desselben in die Aortenwurzel eine kleine Arterie, die nun als
die nach vorn gerichtete Verlängerung der Aortenwürzel erscheint. Aus der Aortenwurzel
und dieser Verlängerung wird die (vordere) Wirbelschlagader. Man
kann also die Wirbejschlagader als eine umgekehrte nach vorn gerichtete Aorta
definiren, die zu der Zeit ausgebildet wird, wo die Aorta selbst eine paarige
W urzel Kat. Sie werden zugeben, dafs auch im erwachsenen Zustande dieser
Charakter sich deutlich in ihr offenbart. Die Kopfschlagader ist dagegen eine
Verlängerung der untern unmittelbar aus dem Aortenwulst kommenden Hälfte der
vordem Gefäfsbogen *).
Was den Stamm der Aorta anlangt, so sieht man sehr bald aus ihm in der
ganzen Länge des Thiers für jeden Zwischenwirbelraum ein Aestchen abgehen.
Am Anfänge dieses Zeitraumes sah man die Aorta sehr weit nach yorn in zwei
Aeste gespalten. Ziemlich bald aber ist der Stamm sehr viel länger und verläuft
zwischen den dicker und undurchsichtiger gewordenen Primordial - Nieren.
Wie diese Umänderung bewirkt ist, ob an den seitlichen Aesten sich die
Primordial-Nieren entwickelt haben und die mittlere Fortsetzung des Stammes
nur stärker geworden ist, nachdem sie schon früher da war, oder ob der unge-
theilte Abschnitt dér Aorta sich verlängert hat, und die früher deutlichen Seitenäste
(die hintern Wirbelschlagadern) eben dadurch mehr nach hinten gerückt und
nichts anders sind, als die bleibenden Seitenäste der Aorta, die sogenannten Darmbeinschlag
adern (A r te r ia e ilia c a e ) , oder endlich ob die rasche Verlängerung
*) In Taf. IV. _Fig. 10. ist c die hervortreibende Kopfschlagader, d die Wirbelschlagader, welche
- länger wird, indem ein Theil der Aortenwurzel bis e unmittelbar zur Wirbelschlagader sich umwandelt.
Ich will hier ausdrücklich bemerken, um Mffsverständnissen vorzubeugen, dafs ich
im ersten Theile S. 57. die Kopfschlagader als unmittelbare Verlängerung der Aortenwurzeln ansah.
Das Gefäfs, in welchem ich das Blut aus der Aortenwurzel in umgekehrter Richtung fliet-
fsen sah, ist aber, wie mich spätere Untersuchungen an Säugethieren belphrt haben, die Wirfoei-
schlagader. Ausführlicheres hierüber soll in einer andern Schrift mitgetheilt werden, in welcher
ich über meine neuesten Untersuchungen über die Entwickelung^ der Säugethiere berichten
werde. Ich erkenne nun nach Analogie der Säugethiere und sogar der Fische, dafs auch im
Vogel das Gefäfs, welches unmittelbar aus der Wurzel der Aorta wird, die Wirbelschlagader
ist. Der Irrthum wird durch die spätere Umwandlung verständlich, - da im Voigel die Wirbelschlagader
und die Kopfschlagader in sehr nahe Beziehung kommen.
des Aortenstammes durch Verwachsung der Leiden hintern Wirbelarterien bewirkt
ist, habe ich noch nicht bestimmen können.
So viel ist gewifs, dafs der Stamm der Aorta sehr bald bis gegen das hintere
Ende der falschen Nieren erkannt wird, und dafs es sich hier in die beiden
Darmbeinschlagadern theilt, welche kleine Reiser an den hervorbrechenden Haru-
sack schicken.
Der Kreislauf ist also am Schlüsse der zweiten Periode folgender: Aus dem
Dottersacke dringt das Blut durch den Nabel in den Leib des Embryo ein. Die
Dottervene nimmt zuerst Gekrösvenen auf, verbindet sich dann mit dem Stämm-
chen der Nabelvenen und vcrtheilt sich zum Theil in die Leber, zum Theil geht
sie unmittelbar auf das Herz zu. Es tritt noch ein Büschel kurzer Lebervenen
und eine kurze und weite Vene (künftige hintere Hohlvene) ans den Primordial-
Nieren hinzu, woraus sich dann ein Stämmchen zusammensetzt, das wir den hintern
Venenstamm genannt haben. Der hintere Venenstamm verbindet sich darauf
mit zwei seitlichen venösen Queerstämmen, die von vorn und hinten durch vordere
'und hintere Wirbelvenen Blut erhalten, zu einem gemeinschaftlichen Venen-
stamme, dessen vorderes Ende werdende Vorkammer ist.
All dieses Blut nun geht durch eine ungetheilfe Vorkammer in eine Kammer,
die es in zwei Ströme scheidet und durch zwei Kanäle austreibt, aber wieder
vereinigt und durch drei Paar Gefäfsbogen in zwei Aortenwurzeln schickt. Beim
Uebergange in die Aortenwurzel geht die Kopfschlagader und aus der Aortenwurzel
selbst die Wirbelschlagader in den vordersten Theil des Leibes. Beide Aortenwurzeln
umschließen, indem sie sich nach hinten wenden, die Speiseröhre.
Ueber dieser vereinigen sie sich in einen Aortenstamm, welcher seitliche Zweige
in jeden Zwischenwirbelraum sendet, gröfsere Aeste in die Primordial-Nieren
giebt und endlich in zwei Hauptäste sich spaltet, die den hintern Theil des Leibes
versorgen und mit ihren letzten Zweigen auf dem Harnsacke sich endigen.
Diese Aeste sind sämmtlich paarig. Aufser ihnen giebt die Aorta nur noch die
jetzt unpaarige aber zweiästige Dottersackschlagader ab, welche am Ende dieses
Zeitraumes noch immer als bedeutender Ast erscheint, wenn auch-nicht mehr als
die Hauptfortsetzung der Aorta.
Das Charakteristische dieses Kreislaufs ist, dafs das Blut auf seiner Bahn
nicht durch ein gesondertes Athmungsorgan geführt wird. Ob es im Dottersacke
oder in den Kiemenbogen eine der Wirkung der Äthmung ähnliche Veränderung
erleidet, ist schwer mit Sicherheit zu bestimmen. Was die Dottersackgefafse anlangt,
so sind sie es wohl vorzüglich, welche dem Blute neuen tropfbaren Stoff
zuführen. Es ist daher wahrscheinlicher, dafs das Blut mehr hier die der Ath