mag es erlaubt seyn, Einzelnes herauszuheben, um daran den Einflufs der hier
gegebenen Darstellung zu beurkunden und eben dadurch ihre Ausführlichkeit zu
rechtfertigen. Ich habe versucht, auch diese Zusätze oder Anhänge so zu ordnen,
dafs die frühem zum Verständnifs der nachfolgenden beitragen, doch hat es mir
nicht in allen Einzelheiten gelingen wollen, wenn ich nicht viele erläuternde
Episoden einschalten wollte. Man wird ohnehin über Wiederholungen zu klagen
haben. Die gröfste Wiederholung geht aber schon daraus hervor, dals alle diese
Betrachtungen eben nichts sind, als Reflexe vom Inhalte dieses Scholions.
E r s t e s G o r o l l a r i u m .
Anwendung dieses Scholions auf die Lehre von den Hemmungsbildungen.
Es ist nicht mehr an der Zeit den Beweis zu führen, dafs die Mifsbil-
dungen nur verstanden werden können aus der Kenntnifs der regelmäfsigen Entwickelung.
< Nur über die Hemmungsbildungen erlaube ich mir ein Wort, da
mau wohl hie und da da^Verstehen dieser Mifsbildung für unzertrennlich von der
Ansicht einer Durchbildung der hohem Thierform durch specielle niedere Thierformen
angesehen hat, und glauben könnte, dafs ein Widerspruch gegen diese
Vorstellung auch ein Widerspruch gegen die Vorstellung von Hemmungsbildungen
sey. Die Lehre von den Hemmungsbildungen steht aber zu fest, um durch die
veränderte Ansicht von der Aufeinanderfolge der Formenverschiedenheiten in der
Entwickelung der hohem Organismen erschüttert zu werden. Jedoch wird man
diese Mifsstaltungen nicht für ein Zurückbleiben einer fremden Thierform, die
der Embryo hätte durchlaufen sollen, sondern ganz einfach für ein theilweises
Stehenbleiben anf einer frühem Stufe der eigenen Entwickelung ansehen müssen.
Zuweilen ist allerdings eine Aehnlichkeit mit irgend einer bleibenden Thierfbrm
in einzelnen Theilen in die Augen springend, allein es ist eben so leicht erweislich,
dals diese Aehnlichkeit nicht das Bedingende der Mifisgestaltung, sondern
das Resultat anderer Verhältnisse ist, entweder 1) weil jene Thierform dem
Grundtypus näher steht, wo denn ein Zurückbleiben auf einer frühem Bildungsstufe
eine höhere Form einer solchen nothwendig näher bringen muls, oder
2) weilein umgeändertes Bildungsverhältnifs sich dem Bildungsverhältnisse desselben
Theiles in einem andern Thiere nähern kann. So ist z. B. die Nase des
Menschen zuweilen in einen Rüssel verlängert, welche an den Rüssel des Schweines
erinnert. Es geht aber die menschliche Nase nie durch eine Bildung hindurch,
in welcher sie der Nase des Schweines ähnlich wäre. Vielmehr ist die
Nase
Nase des Schweines in der vierten Woche des Embryonenlebens nicht nur der
Nase des frühen menschlichen Embryo ähnlich, sondern selbst der Nase des
erwachsenen Mehschen viel ähnlicher, als in späterer Zeit. Dieses Verhältnis
stimmt ganz mit der allgemeinen ‘Regel. Die Nase dér Luft athmenden Säuge-
thiere sagt: gewöhnlich» nicht lüber- die Kiefern hervor. Die Besonderheit des
Schweinerüssels tritt.also eben »so»wohl als» die Besonderheit der menschlichen
Nase später auf:* ohne dafs eine Form durch dié andere hindurch gebildet würde.
Wenn nun der Mensch den Rüssel eines Schweines hat, so ist das keine Hem-
rÜUngsbildufig, ‘solidem die Folge einer abweichenden Bildung, die ein Resultat
hat, wie ini Schweinepi.wo sie aus normalen, Verhältnissen Hervorgeht. — Da
wifl'grade eine Formabweichung der Nase vor Augen haben, so erinnere ich nur
an den Wolfsrachen, »als einer unbezwfeifelbaren Hemmungsbildung, die aber
eben so, sicher nicht ein Stehenbleiben auf einer’ andern Thierform ist.
Z w e i t e s CorÖlTär iiim! ,
Anwendung der - gegebenen Darstellung, a u f die < Bestimmungder einzelnen Or~
gane in dèri verschiedenen Thierformieh.
Die nähere Kenntnifs.der Fjptwickelungsgeschichte wird uns auch einst die
einzig sich.erfi Bestimmupgsgrünae.für eine passende Benennung und richtige Beur-
theiliing per organischen, Theilé in den verschiedenen Thierformen geben, und
Schon jetzt,föfst sigh in (heser Hinsicht Einiges ,erkennen.
Da nämlich jedes Organ das was es ist, nur;durch die Art seiner Entwickelung
wird, so kann sein wahrer Werth nur aus seiner Bildungsweise erkannt
werden. »Wir urtheilen jetzt meistens nach einem unbestimmten Gefühle, statt
jedes Organ nur; als isplirte Bildung cseines'Fundffinientalorganes zu betrachten und
vion diesem» Gesichtspunkte aus die Uébereinstimmung und Verschiedenheit in den
verschiedenen Typen zu erkennen. Ein jeder Typus hat nämlich nicht nur seine
Fundamentalorgane, sondern in jedem Typus theilen sich diese in individuelle Organe,
5 die nicht ganz das seyn können, was sie in einem andern Typus sind. Wir
bedürfen daher einer vollständigen Benennung, welche nicht blos die Namen der
Organe aus dem Typus def Wirbelthiére auf die Organe anderer Typen anwendet,
sondern diesen éigene Namen giebt, wenn sie ändern Ursprunges sind«, ’Dieser
Forderung wird zwar kaum in einem Jahrhundert genügt werden können, indessen
wird es gut seyn, die Aufmerksamkeit darauf zu richten. Allerdings hat
schon eft die unmittelbare Beobachtung des ausgebildeten Thiers zur Erkennung
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