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Welt kamen, so stammten sie offenbar vom vorigen Jahre. Dagegen’«ollen die
Eier von eben ansgekrochenen Schmetterlingen zuweilen Embryonen entwickeln,
und für diese Erfahrung spricht die Autorität eiues F a llä s. An Blattläusen hat
mau Zeugung ohne Befruchtung vielfach beobachtet: Hierin schon liegt ein vollständiger
Beweis, dais bei der- Befruchtung das männliche Geschlecht nicht .allein
wirkt und das weibliche Geschlecht ganz leidend sich verhält. Vielmehr scheint
die Frucht aus einem weiblichen Geschlechtsapparate weiblicher Natur, welche
durch das Keimbläschen repräsentirt wird, und es bedarf der Einwirkung des
männlichen Zeugungsstoffes derselben Thierart, um die Idee des Thiers vollständig
zu machen und ihm die Möglichkeit der Entwickelung zu geben, t-Wie nun
die Einwirkung des männlichen Geschlefchtes:ersetzt werde, um jene Eier der
Schmetterlinge oder die Früchte der Blattläuse: zur Entwickelung zu bringen, ist
um so mehr unbegreiflich, als der Zeugungsstoff einer merklich verschiedenen
Thierart nicht einmal befruchtend wirkt. Vielleicht darf man annehmen, . dafs
diese Eier ursprünglich nicht weiblicher Natur, sondern weiblich - männlich waren,
bei den Blattläusen als normale Folge vom Einfluß der Jahreszeit, bei jenen
Schmetterlingen,aß: besondere Abweichung, zu welcher die Insecten schon dadurch
eine Neigung offenbaren, daß das Keimbläschen in ihnen ungemein früh
schwindet. — Indessen bleiben neue Bestätigungen vom Auskriechen der Eier
unbefruchteter Phalaenen sehr zu wünschen.
Scho-
A
15S
Sc ho l i on IIL
Innere Ausbildung des Individuums.
Nachdem wir im . vorigen Scholion die wachsende Selbstständigkeit des
Embryo als einer lebendigen Selbstheit und die Veränderungen in seinem Verhältnisse
zu den nächsten Umgebungen ins Auge gefaßt und erkannt haben, wie er
aus einem Theile zum Ganzen heranwächst, wollen wir jetzt einen Blick auf den
Weg werfen, den seine innere Ausbildung nimmt. Wir werden hier eine Wiederholung
desselben Vorganges finden. ;Es ist nämlich, wenn man den Fortgang
der Ausbildung betrachtet, vor allen Dingen: in die Augen springend, daß aus
einem Homogenen, Gemeinsamen allmählig das Heterogene und Speoielle sich
hervorbildet.. Dieses Gesetz der,Ausbildung ß t wohl nie verkannt worden, und
ist so vorwaltend in allen einzelnen Momenten der Metamorphose, daß es gar nicht
möglich ß t, über die Ausbildung genau zu berichten, ohne immer im Sinne derselben
sic}i auszudrücken. Sie ist daher auch in unsrer Darstellung überall so
vorleuchtend, dafs es überflüssig scheint, sie hier erweisen zu wollen. Ueber
die W e ise des Vorganges werden aber einige Betrachtungen nicht überflüssig seyn
und im Folgenden ihre Anwendung finden. Es lassen sich drei Formen der Diffe-
renzirung unterscheiden.
Durch Sonderung wird zuvörderst der Keim in heterogene Lagen getheilt,
die bei fortgehender Entwickelung immer mehr Eigen thümlichkeit gewinnen, aber
schon im ersten Auftreten eine Anlage, zu dem Gefüge, verrathen, das sie später
auszeichnen soll. So ist im Keime des Vogels, sobald er im Anfänge der Bebrütung
in sich Zusammenhang gewinnt, eine mehr glatte continuirliche obere Fläche
und eine mehr körnige Untere Fläche zu unterscheiden. Es sondert sich dann die
Keimhaut in zwei getrennte Lagen, von denen die untere, in den plastßchen Lei-
hestheil des Embryo., die obere in den animalen übergeht, und von denen die untere
wieder deutlich zwei eng verbundene Blätter hat, das Schleimblatt und das
Gefafsblatt, die obere, wenigstens im.Embryo, auch in zwei Lagen sich theilt,
in die Haut nämlich und die Theile, die ich die eigentlichen Bauch- und Rückenplatten
genannt habe, und welche das Knochen-, Faserhaut-und das Muskela.
Aus dem
Allgemeinem
tritt das
Besondere
hervor in
dreifacher
Form.
b. Primäre
Sonderung.