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auf das Vo-
g e l-E i.
Kg. 19. •
Darstellung nur verwirrt haben. Man hat durch diese Behandlung zugleich einen
Maafsstab erhalten. Dottersäcke nämlich, auf denen keine Yertheilung von Blut-
gefafsen kenntlich ist, sind stark in der Läugenachse der Eier ausgedehnt. Der
Durchschnitt des gesammten Eies ist immer am Dottergauge gedacht. Da nun der
Harnsack mit dem hintersten Ende des Embryo in Verbindung steht , so mufste
dieser überall als abgelöst dargestellt werden. Die gefafslosen Häute, das Amnion,
die seröse Hülle und die äufsere Eihaut sind durch eine einfache schwarze Linie
angedeutet, und zwar letztere äufserlich mit Zotten, welche geröthet erscheinen,
wo sie Blutgefäfse erhalten haben. Der Embryo ist immer mit offenem Leibe
dargestellt, obgleich, wenn die übrigenEitheile so weit entwickelt sind, als unsere
Abbildungen sie geben, der Nabel mehr geschlossen seyn würde. Allein bei dem
engen Aneinanderliegen aller Theile im Nabel oder dem Nabelstrange wäre die
Darstellung viel weniger deutlich geworden, wenn sie getreuer wäre, und überall
war die gröfsere Anschaulichkeit die Hauptaufgabe der Darstellung.
Ich habe Queerdurchschnitte des Eies gewählt, weil man bisher fast nur
durch schematische Längendurchschnitte den Bau des Säugethier-Eies zu erläutern
versucht hat (D u tro c h e t, B u rd a c h in der Physiologie), diese Längendurchschnitte
aber Lage und Zusammenhang vieler Theile nicht richtig angeben
können, am wenigsten des Hamsackes. Was aber durch den Queerdurchschnitt
nicht sich zeigen lafst und doch nicht von selbst anschaulich wird, sollen unsere
Figuren 2 6 u. 2 7 . verständlich machen.
Als Erläuterung für alle übrigen Eier ist in Fig. 19. zuvörderst der Durchschnitt
eines Vogel-Eies gegeben. Es ist ein Moment gewählt, in welchem der
Harnsack noch nicht die ganze Schaalenhaut auskleidet (etwa der achte Tag der
Bebrütung), doch ist zur bessern Vergleichung der Embryo schon völlig in der
Längenachse des Eies liegend gedacht, obgleich er diese Lage noch nicht hat.
Sie erkennen nun sogleich in a den Durchschnitt des Embryo, in l des Amnions.
Im Innern des Embryo sieht man, frühem Darstellungen analog, den Durchschnitt
der Primordial-Nieren des Gekröses und des Darmes, von diesem ausgehend den
Dottergang (e ), der in den nicht durchschnittenen Dottersack (d) übergeht. An
diesem sieht man die Gefäfsvertheilung mit der Grenzvene angedeutet. Bei e ist
derHamgang durchschnitten. Der aus diesem entwickelte Harnsack hat noch nicht
das ganze Ei umhüllt, man sieht aber, wie seine äufsere Hälfte (ƒ ) an die Schaalenhaut
sich anlegend, die Bildung des Chorions einleitet, die innere Hälfte (g~)
aber (die Membrana m e d ia älterer Anatomen, dasEndochorion D u tro c h e t’s)
sich um das Amnion legt uud nicht in Berührung mit der Schaalenhaut kommt. Zugleich
ist die Darstellung so gewählt, dafs der Hamsäck sich nicht allein von der
rechten Seite um den Rücken desEmbryo schlägt, sondern auch nach der entgegengesetzten
Seite sich ausdehnt. Hier will ich nämlich nachträglich noch bemerken,
dafs zwar beim Her vorwachsen des Harnsackes seine Richtung von rechts nach dem
Rücken desEmbryo sehr entschieden ist, dafs aber, so wie sich das geringsteHin-
dernifs findet, wozu die seröse Hülle und das noch anhaftende Eiweifs Veranlassung
geben können, er sich, da ihn die Primordial-Nieren stark mit Flüssigkeit anfüllen
, überall hin ausdehnt, wo er freien Raum findet. Nur zuweilen geht er allein
in der ursprünglichen Richtung fort, obgleich sie immer die vorherrschende
bleibt. In unserm Eie sehen wir ferner den Rest der jenseit der Grenzvene noch
anhaftenden serösen Hülle bei h, h, welchen der Harnsack vor sich hdrschiebt *).
Aufserhalb derselben ist das fester gewordene Eiweils (s) noch anhaftend (das freilich
in der Wirklichkeit mehr nach dem spitzen Ende der Eier liegt und von dem
Schnitte wenig oder gar nicht getroffen werden würde). In k sieht man die Schna-
belhaut und um diese den Durchschnitt der Schaale selbst. Um die Zotten der
Schaalenhaut für die Vergleichung mit den Eiern der Säugethiere anschaulich zu
machen, müfste zwischen Schaalenhaut und Schaale eine kleine. Lücke gelassen
werden, die in der That nicht da ist! In dieser Lücke also liegen die Zotten.
Hiernach werden Ihnen die folgenden Abbildungen von Säugethier-Eiern
von selbstverständlich seyn**), besonders wenn Sie das Ei des Vogels in Gedanken
so drehen dafs der Embryo senkrecht steht. Der Embryo ist nämlich im Vogel-
Eie auf dem Dottersacke liegend gezeichnet,, weil man ihn in der That in dieser
Lage findet. — Für die Bildungsgeschichte des Chorions haben wir eine andere
Reihe von Abbildungen***).
Das Ei der Raubthiere ist aus dem Momente dargestellt, wo das Chorion gebildet
und der Fruchtkuchen in der Entwickelung vorgeschritten ist. Der Dottersack
ist viel ansehnlicher, als er hier auf den ersten Anblick scheint, weil seine bedeutende
Länge nicht ausgedrückt werden konnte, denn es steht seine Längenachse
dem Beobachter zugekehrt und man sieht ihn nur in seiner kleinsten Dimension,
da er nicht kugelig wie ,im Vogel, sondern ein langer Schlauch ist. Nur
an den äufsersten Enden läuft er in ganz dünne und geschlossene Verlängerungen
aus, die ihn an die übrigen Theile anheften, aber sehr viel kürzer sind, als die entsprechenden,
weniger graden und zarteren fadenförmigen Zipfel des Dottersackes
in den Hufthieren. Uebrigens liegt der grofse, dreieckig-spindelförmige Theil
*) Ich finde, dafs ich dieses Wechsels in den bereits gedruckten Abschnitten gar nicht erwähnt
habe. Es mag also hier geschehen, besonders da ich bei Gelegenheit der Nabelarterien mich
auf denselben berufen mufste.
**) Es schien deshalb nicht nöthig, sämmtliche Buchstaben in jeder Figur zu wiederholen.
***) Taf. Y. Siehe hierüber die Erklärung der Abbildungen.
6 . E i der
Raubthiere
Fi.g 21.