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El
d. Abgeschlossenheit
des Eies
gegen die
Aufsenwelt.
ten, wenn sie Luft aufuehmen, ein greiseres Verhältnils von Sauerstoffgas enthalten,
als die atmosphärische Luft. Endlich bleibt noch die Möglichkeit zu berücksichtigen
, dafs die Luft durch chemische Zersetzung aus dem Inhalte des Eies
abgesondert seyn könnte, da, wenn die Schaale undurchdringlich ist, der Eintritt
der Luft in das Eiweifs schwer verständlich wird *).
Wir können aber aus dem-Sauerstoff-Reichthum der Luft, wie sie auch
entstanden seyn mag, weiter schliefsen, dafs wenigstens bei dem gewöhnlichen
Drucke der Atmosphäre dieser kein freier Durchtritt durch die Schaale gestattet
ist, wodurch sich die oben (§. 2. «.) gegebene Darstellung vom Bau der Schaale
bestätigt. Auch scheint die Luft im Lufträume immer etwas weniger comprimirt,
als die atmosphärische.
Hiernach bereitet sich das Ei des Vogels nicht nur durch das-Verdiinsten
die für die Athmung des Embryo nothwendige Atmosphäre selbst., und zwar eine
sauerstoffreichere, als die allgemeine atmosphärische Luft ist. Das Ei ist sogar
durch seine Schaale gegen die äufsere Luft verschlossen, um seinen Sauerstoff-
Reichthum nicht einzubüfsen. Es ist nun auch begreiflich, wie E rm a n n durch
mehrjährige Untersuchungen folgende Resultate finden, konnte:
1. „Während der Bebrütung in verschlossenen Gefäfsen findet keine Ab-
„sorbtion weder der atmosphärischen Luft noch des Sauerstoffgases Statt; auch
„wird kein Gas dabei erzeugt.”
2. „Eier erleiden während der Bebrütung den nämlichen Gewichtsver-
„lust, als diejenigen, worin sich ein Junges ausbildet 11 (Diebs ist sehr wichtig,
„und durchaus wahr.)"
'3. „Das Ueberfirnissen des stumpfen Theils des Eies, wodurch während
„ der ganzen Bebrütung das Eindringen der Luft in diese Region verhindert wurde,
„schadete der Entwickelung des Fötus nicht im mindesten ; zum Beweis, dafs die
„Luft, die sich in der Regel daselbst ansammelt, keinen wesentlichen Respira-
„tionsprocefs einleitet” **).
P r o u t fand, wie wir bemerkt haben, die chemische Qualität des Dotters und-des Eiweifses
sehr wechselnd. Diese Versphiedenheit könnte wohl auf einer langsamen Zersetzung beruh
en , die auch in unbebrüteten Eiern erfolgt, und es verlohnte sich wohl der Mühe , dafs ein
Chemiker eben gelegte Eier genau mit Eiern vergliche, die schon einige Zeit gelegen haben.
Die Abwesenheit des Luftraumes in weichschaaligen Eiern macht jedoch die Entstehung der
Luft durch chemische Zersetzung unwahrscheinlich.
**) Den Nachsatz erlauben wir uns doch ?u bezweifeln. Er geht in der That nicht unmittelbar
aus den Beobachtungen hervor, wie wir zeigen zu können hoffen.
4. „Unbefruchtete Eier in Sauerstoffgas ausgebrütet zeichneten sich in kei-
„ner Hinsicht von denen aus, die in atmosphärischer Luft derselben Temperatur
„ausgesetzt wurden.”
5. „ Unbeffuchtete Eier in Sauerstoffgas wahrend der Bebrütung gesperrt,
„erscheinen nach 21 Tagen eben so frisch, als wenn man sie in atmosphärischer
„Luft bebrütet hätte.” *)
**) Isis 1818. 5. 122 aus einem Briefe E rm a n n ’s an O ken.
Bei der Abfassung des Textes durfte ich nur so viel von deji: Er m an n sehen Untersuchungen
berücksichtigen, als durch' die Isis öffentlich bekannt geworden war. So eben erhalte
ich noch jror Abgang des.Manuscriptes die Erlaubnifs, auch von den mir durch die Güte des
Beobachters selbit mitgetheilten j . zu grofsem Verluste für die Wissenschaft noch imnier nicht
gedruckten beiden Abhandlungen, über die Resultate jener Untersuchungen, Gebrauch zu
machen, und ich eile die erhaltene Erlaubnifs in dieser Anmerkung zum Vortheil meiner Le-
ser zu benutzen.
Vor allen Dingen brauche ich kaum darauf aufmerksam zu machen, dafs ich im ersten Theile
dieses Werkes , wenn ich auch nirgends über den^Ursprung der Luft im Ei besonders handle,
doch stillschweigend- voraussetze, dafs sie von aufsen durch das stumpfe Ende der Schaale eingedrungen
sey. Ich hatte um so weniger einen Zweifel über diesen Ursprung in mir aufsteigen
lassen, je bestimmter die mir bekannten Beobachter si$h hierüber aussprachen. Es war
zwar die in der Dis gegebene kurze Nachricht über E rm a n n ’s Untersuchungen mir keines-
weges unbekannt geblieben, allein eines Theils liefsen sie sich mit jener angenommenen Ansicht
über den Eintritt der Luft nicht vereinigen, und sie schienen mit einem ganz allgemeinen
, Naturgesetze, dafs kein organisches Leben ohne Wechselwirkung mit der Luft bestehe, nicht
vereinbar, andern Theils war seit jenem vor 18 Jahren von E rm a n n an O k en geschriebe-
Bwtefe-iuehts über seine Beobachtungen bekannt .geworden, und. , es war mir ein dunkles
Gérucht zu Ohren gekommen, dafs der Beobachter jetzt selbst glaube, nur der Anfang der
Entwickelung könne ohne Zutritt der atmosphärischen Luft erfolgen. Ich glaubte deshalb
jene Mittheilüngen in der Isis ganz auf sich beruhen lassen zu müssen, besonders da mein
Augenmerk nur auf die Form der Enlwickelung, nicht auf ihre äufsern Bedingungen gerichtet
war. & & ö
Indessen war mein Wunsch, mehr über jene Untersuchungen zu erfahren, sehr lebhaft,
und ich benutzte meine Anwesenheit bei der Versammlung der Naturforscher^, zu- Berlin
dazu,1 um Hn. Prof. E rm a n n selbst um Belehrung zu bitten. Ich erfühl;inun, dafs er
seine Uebefzeugung keinesweges ijiabe ändern können, indem sehr anhaltende und mit möglichster
Berücksichtigung aller Störungen angestellte Versuche ihm gezeigt hätten, dafs
Eier in den verschiedensten und völlig irrespirabeln Gasarten sich entwickeln können* • Be-
känUt gemacht seyen diese Beobachtungen noch.nicht, weil der Beobachter noch einen Sommer
hindurch sie durch neue habe vermehren wollen, bis jetzt ihm aber noch nicht die gehörige
‘Mufse zu einer solchen, alle Aufmerksamkeit für eine lange Zeit hindurch gan# in A-n-
•«fcrhtfh riemenden .tlnteksuöhimg geworden' sé^?'^ Hr. Prof. E rm a n n hatte zugleich die
Gllté ?j Abhapdïuhgën mitzütheilen , dieser vor 1? und 20 Jahren^ der,. A n em ie der
'•Wiss'eiiichè'ft.eh' ih^ erliii' vorgetragen 'liatte/, ‘ Die, éine^ieser Abhandïungen “ die zweite der 1 • Zeit • n^ch'^’iirfter'süchVmeKr physiologischVdie AJlgememgü^^
Hinzutrittès dier atmospkari>bkèii Luft für die Éntwickelung des Eies, und,geht darauf hinaus
zu zeigen, dafs frühére Beobachtungen und Erfahrungen über diesen Gegenstand, nicht auf
aile Verhältnisse gehörige Rücksicht genommen haben, um volle Beweiskraft zu besitzen.
Die andre Abhandlung, der Zeit nach die frühere,' ist es eigentlich, welche uns hier wichtig