stielen vieler Pflanzen statt. Die meisten, ja vielleicht
alle Gewächse, verändern des Nachts die Stellung
ihrer Stengel und Blätter, und zu gewissen Tageszeiten
auch die Oeffnung ihrer Blumen; sie schlafen
und zeigen die Stunden an.*) Auf gleiche Weise
schliessen aber manche Pflanzen, besonders aus der
Minosenfamilie, ihre Blätter nach mechanischen und
chemischen Reizungen. *'*) Diese Bewegungen haben
mit denen der reizbaren Staubfäden das gemein, dafs
sie immer nur nach Einer Richtung erfolgen, doch
dabei nicht auf blos mechanische oder chemische
Weise vor sich gehen, indem sie durch sehr verschiedenartige
Einflüsse (mechanische Reizungen, den
plötzlichen Zutritt des Sonnenlichts, plötzliche Entziehung
des Lichts, schnellen Uebergang von der
Wärme sowohl zur Hitze als zur Kälte, Weingeist,
mineralische Säuren, Aether und Ammoniac) erregt
werden, das Princip derselben durch heftige Reize
erschöpft, durch Ruhe wieder ersetzt wird, und ihre
Stärke und Dauer eben so sehr mit der Energie des
Lebens, als mit der Stärke und Dauer des mechanischen
oder chemischen Reizes in Verhältnifs steht.
Die Minosa pudica zieht auf Erschütterung ihre Blätter
zusammen; diese öffnen sich aber wieder, wenn
die Erschütterung mehrere Stunden fortgesezt wird.
Reizbare Pflanzentheile werden schon von der Anbringung
eines blofsen Wassertropfens aufgeregt,
*) Biol. B. 5. S. 191 fg.
**) Ebendas. S. 217.
***) Ebendas. S. 208 fg. S. 221 fg.
während es bei weniger reizbaren der Anwendung der
Schwefelsäure, des Aethers und Ammoniacs bedarf,
um sie in Bewegung zu setzen. So richten sich bei
mehrern Arten des Mesembryanthemum die Blumenblätter
auf, wenn man einen Wassertropfen auf die
Staubfäden trägt. Bei Bellis perennis läfst sich ebenfalls
ein plötzliches Aufrichten der Strahlenblättchen
hervorbringen. Aber bei ihr erfolgt diese Bewegung
nur nach dem stärkern Eindruck des Aethers,v)
Auf eine noch andere Art ist das vegetabilische
Bewegungsvermögen beim Hedysarum gyrans modi-
ficirt. Die Hauptstiele und die gröfsern Blätter dieser
Pflanze erheben sich beim Sonnenlicht und senken
sich in der Dunkelheit auf ähnliche Art, doch mit
noch weit gröfserer Empfindlichkeit gegen die verschiedenen
Grade des Lichts, wie die Stiele und Blätter
anderer Pflanzen. Die kleinern Nebenblätter erheben
und senken sich unaufhörlich während des ganzen
Lebens der Pflanze, ohne dabei von den Eindrücken
gerührt zu werden, welche auf die Beweglichkeit
der übrigen reizbaren Pflanzen wirken. ^>v)
Alle diese Bewegungen der reizbaren Staubfäden,
Zweige und Blattstiele geschehen auf die Weise, dafs
der sich bewegende Theil einen Bogen um seinen
Befestigungspunct beschreibt. Ueber die wirkende Ursache
giebt die innere Structur jener Organe keinen
Aufschlufs. Man findet in denselben den nehmlichen
*) B. Mayer in Me i sn e r ’s Annalen der allgem. schweizerischen
Gesellsch. f. d. gesammten Natnrwissensch. B. 1. H. I. S. 20.
'** *) Biologie. B. 5. S. 201 fg.