Man wollte früher blos von der Erweiterung und
Verengerung dieser OefFnung, oder von der verschiedenen
Spannung ihrer, von den Stimmbändern gebildeten
Ränder alle Verschiedenheit in der Höhe und
Tiefe des Tons ableiten. Savart^') hat indefs sehr
gut gezeigt, dafs diese Erklärungsgründe unzureichend
sind. Durch das Einblasen in eine Höhlung, die blos
an dem einen Ende eine enge OefFnung hat, lassen
sich sehr wenig verschiedene Töne und diese nur mit
viel gröfserer Anstrengung, als zur Hervorbringung
der Stimme nöthig ist, bewirken. Beim Eindringen
der Luft in eine Höhlung entstehen nur dann mehrere
verschiedene Töne und diese mit Leichtigkeit, wenn
die Cavität bei einer geringen Weite an ihren beiden
entgegengesetzten Enden eine enge OefFnung und
Wände hat, die der Schwingungen fähig sind, wie
bei der Lockpfeife der Vogelsteller der Fall ist. In
einem solchen Instrument ist die Höhe und Tiefe des
Tons von der Weite beider Oeflnungen, von der Neigung
der Ränder des Lochs, durch welches die Luft
eindringt, gegen die Axe der Höhlung und von der
Spannung der Wände, seine Qualität von der Beschaffenheit
der Materie, woraus die Wände bestehen,
seine Stärke von dem stärkern oder schwächern Einblasen
und von der Weite der Höhlung des Werkzeugs
abhängig. Geht die äussere OefFnung wieder in eine
zweite Höhlung über, die ebenfalls auf der entgegengesetzten
Seite einen verengerten Ausgang hat, und
folgt darauf noch eine ähnliche dritte Cavität, so wird
*) Journal de Physiologie par Magendie. T. V. p. 3ß7.
der Ton durch jede der folgenden Höhlungen noch
weiter abgeändert.
Ein solches Schall Werkzeug ist der Kehlkopf mit
dessen Ausgang in den Rachen und dem Ausgange
des letztem in die Mundhöhle. Die Ventrikel des La-
rynx machen die Höhlung desselben aus. Die OefFnung,
durch welche die Luft eindringt, ist die zwischen den
Stimmritzenbändern enthaltene Stimmritze. Der Ausgang
liegt zwischen den Taschenbändern. Bei Hervorbringung
eines jeden Tons sind die sämmtlichen
Muskeln des Kehlkopfs mitwirkend, indem sie alle
Theile desselben bis auf einen gewissen Grad spannen
und beide OefFnungen seiner Höhlung verengern oder
erweitern. Einen gewissen Grad von Spannung müssen
jene Theile auch bei den tiefsten Brusttönen haben:
denn selbst vom stärksten Austreiben der Luft aus
der Luftröhre entsteht kein Ton, wenn die Muskeln
des Kehlkopfs ganz unthätig sind. Mit der Anspannung
der Stimmritzenbänder ist wahrscheinlich immer Verengerung
und mit der Erschlaffung derselben Erweiterung
der Stimmritze verbunden. Man kann freilich
am Larynx des Leichnams durch Biegen der Theile
desselben die eine Veränderung ohne die andere hervorbringen,
und es läfst sich auch nachweisen, wie
einige Muskeln blos auf die Stimmritzenbänder wirken
können. *) Aber daraus ist nichts in Beziehung auf
die Veränderungen des Kehlkopfs w'ährend dem Leben
zu folgern. An diesem läfst sich weiter nichts beobachten,
als dafs er beim Anstimmen tiefer Töne herab,
*) Mayer in M e ck e l’ s Archiv f. Anat. u. Physiol. 1826. S. 190.