mit Chlor sich röthlicli färbende Bestandtheil des
pancreatischen Safts und der Reichthum des letztem
an Stickgas scheint bei der Verdauung vorzüglich von
Wichtigkeit zu seyn. Vermöge seines Stickstoffgehalts
hat er, wie schon T iedemann und Gmelin ver-
muthet haben, vielleicht Antheil an der Verwandlung
des Chymus aus stickstoffarmen Nahrungsmitteln in
Milchsaft.
An der Gränze des Flockendarms hören bei allen
Thieren, die eine Grimmdarmsklappe haben, die Darmzotten
auf, und jenseits dieser Klappe bilden sich die
Excremente. Es ist hiernach nicht glaublich, dafs noch
im Colon Milchsaft erzeugt werde. Indefs, in dem
blinden Anhang dieses Darms zeigt sich eine Absonderung,
woraus man auf ein zweites, darin statt findendes
Stadium der Verdauung geschlossen hat. Die inwendige
Fläche dieses Theiis sondert eine saure Flüssigkeit ab,
die dem Magensaft ähnlich ist. Diese, von mehrern
Seiten und neuerlich von Tiedeman n und Gmelin*)
bestätigte Thatsache giebt einen Grund zu vermuthen,
dafs im Blinddarm eine weitere Auflösung solcher
derung desselben eine andere, stellvertretende Secretion eintreten, die
nur von den Speicheldrüsen kommen könne. Ich finde aber jetzt, nachdem
ich B r u n n e r ’ s Experimenta nova circa pancreas noch einmal
wieder gelesen habe, seine Versuche nicht entscheidend. E r konnte nie
das ganze Pancreas ausschneiden, und in allen den Fällen, wo die Hunde
nach der Operation gesund und stark blieben, zeigte sich nachher immer,
dafs sich wieder ein Gang von dem übriggebliebenen Stück zum Duodenum
gebildet hatte. In den übrigen Fällen, wo keine Verbindung wieder eingetreten
war, lebten die Thiere zu kurze Zeit, um aus den Versuchen
etwas Sicheres schliessen zu können.
*) A. a. O. B. 1. S. 370.
Ueberbleibsel der Speisen vorgeht, die im Magen noch
nicht ganz aufgelöst sind. Es folgt aber nicht, dafs
diese Veränderung mit der Bildung neuen Milchsafts
etwas gemein hat. Die Thiere, die keinen Blinddarm
des Colons besitzen, haben dafür einen sehr muskulösen,
oft schwieligen und bei einigen Insecten selbst
mit einer Art von Zähnen besetzten Mastdarm, durch
dessen mechanische Wirkung die noch nicht völlig
zertheilten Substanzen ganz zerrieben werden.*) In
jenem Blinddarm findet aber auch ein Verweilen der
Excremente statt, w'obei sie, ohne von einem antiseptischen
Saft durchdrungen zu seyn, nicht vor Fäul-
nifs geschützt seyn würden. Da die Flüssigkeit jenes
Darms von andern Seiten dem Magensaft ähnlich ist,
so besitzt sie ohne Zweifel auch die fäulnifswidrige
Kraft dieser Flüssigkeit,**) die sich besonders beim
Blutegel zeigt, in dessen Magen man das Blut, das
er eingesogen hat, noch nach einem halben Jahr ohne
■weitere Veränderung wiederfindet, als dafs es die Eigenschaft
zu gerinnen verlohren hat.
Der Milchsaft wird nach allen Erfahrungen bei
den Wirbelthieren von den Darmzotten, oder von dem,
deren Stelle vertretenden, zarten Netzwerk aufgenommen.
Bei den wirbellosen Thieren kann die Aufnahme desselben
nur unmittelbar durch die innere Haut des
Flockendarms geschehen. Sie besteht blos in einem
Tränken des Schleimgewebes, woraus die Darmzotten,
das Netzwerk dieses Darms und jene Haut gebildet sind,
*) Man vergl. oben S. 299. Hl Biologie. B. 4. S. 319.