befindliche Luft ist bekanntlich reicher an Sauerstoffgas
als die Atmosphäre, und jene trennet sich unter der
Glocke der Luftpumpe um so leichter vom Wasser,
je mehr Berührungspuncte mit festen Körpern ihr bei
dem Versuch gegeben werden.
Die Flüssigkeit, die von diesen Gefäfsen durch die
Wurzeln aufgenommen ist, scheint durch Zumischung
des in den sogenannten eigenen Gefäfsen enthaltenen
Safts die Fähigkeit zu erhalten, auf die jedem Gewächs
angemessene Art umgewandelt zu werden. Man
sieht ohne diese Voraussetzung keinen Zweck der eigenen
Gefäfse. Ein blofser Auswurf kann der Saft, den sie
führen, nicht seyn, da das Ausfliessen desselben bei
den milchenden Pflanzen für diese sehr nachtheilige
Folgen hat. Nach jener Zumischung durchläuft die
von aussen eingesogene Flüssigkeit mehrere Stufen der
Assimilation, indem sie aus den grofsen Gefäfsen in
die Bastzellen und dann weiter von Zellen zu Zellen
bis zur Oberfläche der grünen Pflanzentheile, gelanget,
wto sie dem Einflüsse des Lichts ausgesetzt wird. Was
im Anfänge des Frühlings, zur Zeit \cjles ersten Erwachens
der Vegetation, aus dem Innern eines angebohrten
holzigen Gewächses hervorquillt, enthält noch
wenig oder gar keine assimilirte Materie. Späterhin
zeigen sich darin Säuren, die Producte der Vegetation
sind, besonders Essigsäure. Die Flüssigkeit wird zugleich
zuckerhaltig und nimmt desto mehr an speci-
fischer Schwere zu, je höher sie steigt.*) Jetzt ergiefst
3TT
sich auch zwischen dem Splint und Bast ein schleimiger
oder gummiartiger Saft, und darauf erfolgt die Entwickelung
neuer Triebe und Blätter, womit Absatz von
Stärkemehl in denen Zellen, die der Einwirkung des
Lichts entzogen sind, Bildung neuer Holzfasern, und
zuletzt in den Blättern und der grünen Rinde Erzeugung
von Eiweifsstoff und harzigen Substanzen verbunden
sind. So entstehen hier aus kohlensaurem,
mit einigen Erden und Salzen vermischtem Wasser
unter Mitwirkung der atmosphärischen Luft, des
Lichts und der Wärme: vegetabilische Säuren, Zucker,
Schleim, Gummi, Stärkemehl, Holzfasern, Harze und
Eiweifs. Die Chemie vermag nicht, diese Verwandlung
des Niedern in das Höhere nachzuahmen, obgleich
sie wohl umgekehrt aus Stärkemehl die Materie der
Holzfasern und Gummi, aus Gummi Zucker und vegetabilische
Säuren zu bilden im Stande ist. *) Der
Zweck jenes Fortschreitens in der Hervorbringung der
vegetabilischen Substanzen ist am Ende die Bildung
neuer Zellen und Gefäfse, und der Zweck dieser
Bildung wieder, eine neue Folge des Fortschreitens
vom Niedern zum Höhern möglich zu machen. Wirkende
Kräfte in diesem Cirkel sind wohl electro-
cliemische, die vorzüglich durch Wärme und Licht
in Thätigkeit gesetzt werden. Aber was da macht,
dafs diese eine, in sich zurückkehrende Kette bilden,
und was die Glieder der Kette zusammenhält, mufs
von höherer als electrochemischer Art seyn. Die
*) Biol. B. 4. S. 120 fg. L. Gme li n in der Zeitschr. f. Physiologie.
B. 3. S. 173.