
 
		steht  sich übrigens,  dafs,  indem wir von Entwickelung  
 aus  einer  gemeinschaftlichen  Urform  und  Verbindung  
 einer Form mit einer andern  sprechen,  darunter  keines-  
 weges  zu  verstehen  ist,  die  Entwickelung  und  Verbindung  
 sey auf dieselbe Weise geschehen,  auf welcher  
 Paarung  und Zeugung  in  der jetzigen Natur geschieht. 
 3.  Man  kann  aus  der  Abkunft  eines  Organs  von  
 einem  andern  nicht  auf  dessen  Zweck  und  von  dem  
 Zweck  nicht  auf  die  Abkunft  schliessen.  Ein  Beispiel  
 geben  die  von Weber  entdeckten Gehörknöchelchen  
 der Fische,  die  deutliche  Theile  der Wirbelsäule  sind,  
 und  dabei  in Beziehung  mit  dem  Gehörsinne  stehen,  
 der  bei  den  übrigen  Thieren  mit  keinem  Wirbelknochen  
 eine  Gemeinschaft  hat.  Ein  anderes  sind  die  
 Frefszangen  der  Crustaceen  und Insecten.  Diese  haben  
 die  nehmliche  Verrichtung  wie  die  Kinnbacken  der  
 Wirbelthiere.  Ihre  äussersten  Puncte  bewegen  sich  
 aber  nicht,  wie  die  der  Kinnbacken  in  einer  Ebene,  
 die  den  Körper  der  Länge  nach  durchschneidet,  
 sondern  in  einer  Ebene,  die  auf  der  Axe  des  Körpers  
 senkrecht  steht.  Sie  zeigen  sich  bei  mehrern  Crustaceen  
 als  umgewandelte  Beine.  Hingegen  eine  ähnliche  
 Bewegung  wie  die  Kinnbacken der Wirbelthiere,  
 und  doch  eine  andere  Function  haben  bei  den wirbellosen  
 Thieren  die  Ober-  und  Unterlippe. 
 Um  nun  auf  unsern  eigentlichen  Gegenstand,  
 die  Eintheilung  der  lebenden  Wesen,  zu  kommen,  
 so  wird  es  nach  den  Gründen,  die  wir  fanden,  leben  
 und  beseelt  seyn für einerlei zu erklären,  erlaubt  seyn,  
 die  Organe,  wovon  das  Wirken  des  Lebensprincips 
 auf  den  übrigen  Körper  im  Thierreiche  ausgeht,  als  
 diejenigen  zu  betrachten,  mit  deren  Bildung  die  
 Structur  der  übrigen  Theile  in  Verbindung  stehen  
 mufs,  und  zwar  um  so  genauer,  je  höher  der  Grad  
 des  Lebens  ist.  Jene  Organe  sind  das  Gehirn,  das  
 Rückenmark  und  die  Nerven. 
 In Rücksicht  auf  die Gegenwart und Abwesenheit  
 dieser  Organe  trennt  sich  die  lebende  Natur  in  die  
 beiden  Reiche,  die  auch  der  gemeine  Verstand  nach  
 der  Aeusserung  oder  Nichtäusserung  willkührlicher  
 Bewegung unterscheidet,  in  das Thier-  und  Pflanzenreich. 
   Es  lassen  sich  zwar  auch  bei  den  einfachem  
 Thieren  keine  Nerven  wahrnehmen.  Da  aber  in  
 manchen  Thieren,  denen  man  sonst die  Nerven  absprach, 
   wahre  Nerven  entdeckt  sind,  und  da  diese  
 Arten mit  denen, worin man  noch  keine  solche Organe  
 fand,  in  naher  Verwandtschaft  stehen,  so  hat  man  
 weit  mehr  Grund,  sie  für  ein  Eigenthum  aller Thiere  
 zu  halten,  als  sie  selbst  den  niedrigsten  derselben  
 abzusprechen.  Anders  ist  es  mit  den  Pflanzen.  Diese  
 haben ein so durchsichtiges Gewebe,  dafs wenn Nerven-  
 substanz  von  ähnlicher  Gestalt  wie  bei  den  höhern  
 Thieren  darin  vorhanden  wäre,  sie  längst  darin  hätte  
 beobachtet  seyn  müssen. 
 Die Pflanzen  haben  hiernach  ein  negatives Merkmal, 
   und  bei  ihrer  Classification  ist  ein  anderes  organisches  
 System,  als  das  der  Nerven,  zum  Princip  
 der  Eintheilung  zu  wählen.  Ihr  positiver  Character  
 besteht  in  der  Zusammensetzung  ihres  ganzen  innern  
 Gewebes  aus starren Zellen und unzerästelten Gefäfsen.