Schildkröten haben eine, ihrer ganzen Länge nach
mit hornartigen Stacheln besetzte Speiseröhre, die das
Genossene zertheilt, und, da die Spitzen der Stacheln
nach hinten gerichtet sind, zugleich den Rückgang
desselben verhindert. Für den letztem Zweck fand
ich auch beim Carabus granulatus die inwendige Fläche
des hintern Stücks der Unterlippe, worüber die Speisen
in den Schlund gleiten, mit einer Menge kleiner, von
vorne nach hinten gerichteter Stacheln dicht besetzt.
Mehrern andern Thieren, besonders den körnerfressenden
Vögeln, wird der Mangel an Zähnen durch die
schwielenartige Beschaffenheit der innern Fläche ihres
Magens, die aus Reaumur’s und S p a llan zan i’s
Erfahrungen bekannte, sehr starke, reibende Kraft
desselben, und die Steine, die sie mit ihrem Futter
verschlingen, ersetzt. *) Im Magen mancher Seefische
wirken die Schaalen der Conchylien und Crustaceen,
wovon sie sich nähren, gegenseitig auf einander wie
Zähne. Einige Thiere, doch nur wirbellose, haben
einen Magen, der selber auf seiner innern, schwielenartigen
Fläche mit wirklichen Zähnen bewaffnet ist. **)
Diese sind sogar bei einigen Arten von eben so verschiedener
Structur und Wirkung wie die Kinnladenzähne
der hohem Thiere. Die Schabe (Blatta orientalis)
hat sechs Magenzähne, die strahlenförmig um den
Mittelpunct des Magens gestellt sind. Keiner derselben
kömmt mit den übrigen in der Gestalt ganz
überein. Der eine ist mehr stumpf; zwei sind mehr
*) Biologie. B. 4. .S. 315.
**) Ebenda». S. 317.
schneidend, und von den übrigen endigt sich jeder
in eine scharfe Spitze. Im Magen des Zuckerthiers
(Lepisma succharinum) fand ich ebenfalls dreierlei
Zähne.*) Die Laufkäfer (Carabus) und Dytisken besitzen
deren vier gröfsere, platte, und vier kleinere,
kegelförmige.
Es giebt Thiere, bei denen die Speisen in einen
Behälter von so einfacher Bildung gelangen, dafs
sich keine Abtheilungen daran unterscheiden lassen, dafs
er selbst nicht einmal einen innern Behälter ausmacht.
Das Letztere ist der Fall bei Beroe und den ihr verwandten
Gattungen der Acalephen. Der Körper dieser
Zoophyten ist auf der untern Seite concav. Sie schwimmen
mit dieser Seite nach vorne gewendet, umschliessen
die kleinen Thiere, die in den Grund derselben gelangen,
indem sie den mittlern Theil ihres Körpers
zusammenziehen, und verdauen das Aufgefangene in
der Höhlung, welche durch die Zusammenziehung
gebildet wird. **) In der Regel aber besteht der Nahrungscanal
wenigstens aus drei Theilen, von welchen
jeder seine eigene Form, Textur und Verrichtung
hat: einem S ch lu n d , Magen und Darm. Der Darm
fehlt allen denen niedern Thieren, die keinen After
haben. Bei den meisten derselben ist auch nichts
vorhanden, was sich mit einem Schlund vergleichen
läfst. Es geht zwar bei einigen Acalephen eine kurze,
grade Röhre vom Grund des Magens zu der, dem
*) Verm. Schriften von G. R, und L. C. T rev iran u » . B. 2. S. 13.
Tab. 1H. Fig. 2 — 6.
**) E s c h s c h o ltz ’s System der Acalephen. S. 12.