sondern leiten sie von einem Hervorwachsen neuer
Bläschen aus den ursprünglichen ah. Auf diesen Punct
kömmt Alles an. Ist es blos ein Auswachsen, wodurch
die Wiedererzeugung geschieht, so läfst sich nichts
weiter schliessen, als dafs das Vermögen sich durch
Sprossen zu vermehren, welches allen niedern, vegetabilischen
und animalischen Wesen eigen ist, sich
sogar in den kleinsten, vom Ganzen abgesonderten,
organischen Elementen bei den Conferven, wie nach
Cassini*) auch bei den Flechten, äussert. Nur wenn
die neue Bildung durch ein Zusammentreten der Bläschen
bewirkt wird, darf man eine andere Erzeugung als
durch Fortpflanzung daraus folgern. Es ist aber gleich
schwer, über das Eine und das Andere etwas mit
völliger Gewifsheit auszumachen.
Bei den Eingeweidewürmern hatte man schon
längst Gründe, einen unmittelbaren Ursprung derselben
aus den thierischen Säften anzunehmen. Manche
derselben ertragen zwar eben so wenig eine scharfe
Prüfung, so scheinbar sie auf den ersten Anblick
auch sind, als mehrere der Beweise, die man für eine
solche Entstehung der Infusionsthiere angeführt hat.
Es läfst sich z. B. daraus, dafs man Entozoen in
Eiern und Embryonen fand, nicht auf jenen Ursprung
schliessen, da man auch Stecknadeln und kleine Kieselsteine
in Eiern antraf, die doch aus dem Körper der
Mutter dahin gelangt seyn mufsten. **) Nach von
B a e r ’s Entdeckung können auch einige Eingeweide-
Bulletin des sc. par la Société pliilom. de Paris.
**) T ie d em a n n ’) Anat. und Nat. Gesch. der Vôgel. B. 2. S. 128.
würmer lange Zeit in Wasser leben und daraus in den
Körper der Fische dringen.*) L in n e ’s Beobachtung
von lebenden Bandwürmern im Wasser ist also von
O. F. Müller und Andern zu voreilig verworfen
worden. **) Es giebt aber doch Thatsachen, denen
nichts fehlen würde, um für augenscheinliche Beweise
einer unmitttelbaren Bildung der Eingeweidewürmer
aus den thierischen Säften gelten zu können, wenn
sie nicht mehr als eine einzige Erklärung zuliessen.
Ich sähe bei Menschen Abgänge von schleimigen
Concretionen, die das Ansehn hatten, als ob sie die
ersten Anfänge sich bildender Würmer wären. Dann
fand ich bei Teichmuscheln (Anodon) in den Eiergängen
und in dem Eingeweide, das man bald für
eine Lunge, bald für eine Niere gehalten hat, lange
Fäden, die zum Theil Spuren von Ringen hatten,
zum Theil aber nichts Organisches zeigten. Jene
Concretionen und diese Fäden sind vielleicht. ein geronnener
thierischer Saft, der in Eingeweidewürmer
übergeht. Aber können sie nicht auch abgestorbene
Entozoen seyn, deren Form und Textur durch die
Einwirkung thierischer Säfte undeutlicher geworden ist?
Hierauf vermag ich nicht, eine entscheidende Antwort
zu geben. Von Baer***) erklärt die Fäden d’er Teichmuscheln
für das Rudiment eines sich bildenden Eingeweidewurms,
den er B u c e p h a l u s nennet. Die
+) Verhandl. der Gesellsch. nalurf. Freunde tn Berlin. B. 1. St. 6.
S. 388.
**) Biol. B. 2. S. 104 fff.
***) In B u rd a ch ’s Physiologie als Erfahrungsw. B, 1. S. 24.