der wirklichen Fortpflanzung ohne Befruchtung bei
den Wirbelthieren nicht annehmen. Anders verhält es
sich mit den wirbellosen Thieren. Die sämmtlichen
Insecten, die Gasteropoden unter den Mollusken und
viele Würmer haben beiderlei Geschlechtstheile und
begatten sich, und doch pflanzen sich manche unter
ihnen auch ohne vorhergegangene Paarung fort. An
den Muschelthieren, manchen Würmern und den
sämmtlichen Zoophyten ist keine Geschlechtsverschiedenheit
aufzufinden, und sie vermehren sich doch
durch Eier. Bei einigen cryptogamischen Pflanzen
zeigen sich wieder Erscheinungen, die vermuthen
lassen, dafs bei ihnen Befruchtung vorgeht, während
bei andern nichts Aehnliches zu entdecken ist. Die
phanerogamischen Gewächse haben insgesammt männliche
und werbliche Zeugungsorgane. Aber es ist doch
zweifelhaft, ob sie nicht unter gewissen Umständen
auch ohne Befruchtung fruchtbare Saamenkörner hervorbringen.
Unter den Insecten sind es mehrere Schmetterlinge,
namentlich Bombyx potatoria Fahr. Bombyx
coeruleocephala F. Phalaena casta Pall. Phalaena
Xylophthorum Pall, das Bienenweibchen, die Blattläuse,
der Wasserfloh (Daphnia Pulex. Müll.) und
die Spinne, die man schon früher fruchtbare Eier
oder lebendige Junge ohne vorhergegangene Befruchtung
hervorbringen sähe. *) Die Zahl dieser Beobachtungen
ist in der neuern Zeit noch durch mehrere
■) Biologie. B. 3. S. 264.
andere vermehrt worden. Mein Bruder war Augenzeuge,
dafs ein Weibchen der Sphinx Ligustri, welches
während der Nacht sich in einem Zimmer aus der
Puppe entwickelt hatte und am Morgen darauf an
einer Nadel gespiefst wurde, am zweiten Tage zahlreiche
Eier legte, aus denen sich Raupen eben so
entwickelten, als w'enn eine Begattung statt gefunden
hätte, die doch nicht statt gefunden haben konnte.*)
Dumeril sähe bei Audebert eine Spinne, die zwei
Jahre nach einander, ohne Gemeinschaft mit einem
Männchen, fruchtbare Eier gelegt hatte.**) W a lck e -
naer ***) fand diese Beobachtung bestätigt. Bei den
zweischäiafligen Kiemenfüfslern (Cypris Müll.) nahm
Jur in e-j-) nie eine Begattung wrahr. Sie legten, auch
wenn sie ganz isolirt gehalten wurden, Eier, woraus
Junge kamen, und die Jungen, gleichfalls isolirt gehalten,
legten wieder Eier, die eine neue Generation
gaben. An der Daphnia longispina entdeckte Ram-
dohr-j-f) die nehmliche Fortpflanzungsart, die man
an den Blattläusen kannte: durch lebendige Brut im
Sommer ohne Paarung, und durch Eier im Herbst
•nach vorhergegangener Befruchtung. Hingegen bei
einer andern Art der Kiemenfüfsler, dem Cyclops
*) Verm. Schriften von G. R. und L. C. T re v ira n u s . B. 3. S. 106.
**) Dictionnaire des sc. natur. par plusieurs Prof, du Mus. d’Hist. nat.
T. II. p. 324.
In einer Anmerkung zu A z ara ’ s Voyage dans l’Amérique mé-
ridion. T. 1. p. 159.
•{-) Hist. des Monocles, p. 166.
Micrographische Beiträge zur Entomologie und Helminthologie.
S. 26 fg.