so hat jedes lebende Wesen eine eigene Organisation.
Diese aber ist nur Bedingung gewisser Formen des
Lebens, nicht des Lebens überhaupt. Sie ist vielmehr
selber die erste Wirkung des letztem: denn eben in
der Behauptung einer Gleichheit der Bildung beim
steten Andrange äusserer Kräfte, welche das Gebildete
umzuwandeln streben, in dem Vermögen, zum Behuf
dieses Zwecks das Ungleichartige der äussern Natur
sich gleichartig zu machen, bei verschiedenen Graden
der äussern Temperatur sich eine immer gleiche,
innere Wärme zu erzeugen, und die Form seiner
Gattung in einer Nachkommenschaft zu erhalten, giebt
sich das Vermögen des Lebenden, gleichförmig gegen
ungleichförmige Eindrücke zu reagiren, am allgemeinsten
zu erkennen. Je mehr Einheit im organischen
Ganzen herrscht, desto mehr wirkt darin alles Einzelne
für das Ganze und das Ganze für alles Einzelne.
Doch das Nehmliche würde auch in einem Automat
geschehen, worin das Bewegte zugleich die bewegende
Kraft w7äre. Das wechselseitige Verhältnifs des
Ganzen und der Theile als Mittel und Zweck macht
also keinen unterscheidenden Character des Lebens aus.
Aber nur dieses Verhältnifs, nicht eines der eigentlichen
Merkmale des Lebens, finden wir am Planetensystem
und am übrigen Weltall, soweit wir dasselbe
kennen. Es ist daher unrichtig, von einem Leben des
Universum zu sprechen und zu meinen, alles irdische
Leben sey nur eine niedere Stufe des allgemeinen.
Die Gleichförmigkeit der Heactionen des Lebenden
kann in mehrfacher Rücksicht Schranken haben. Diese
können verschieden seyn in verschiedenen Individuen
und in verschiedenen Theilen eines und desselben
Individuum; verschieden in Beziehung auf die Qualität
der Einwirkungen und verschieden in Betreff der Qualität
der Reactionen. Wenn wir also das den lebenden
Wesen eigenthümliche Art von Vermögen, äussern
Eindrücken entgegenzuwirken, Reizbarkei t oder
Erregbarkei t nennen, so liegt das Characteristische
desselben in der Zunahme der Empfänglichkeit für
die Einwirkung bei Verminderung der absoluten Stärke
der letztem und in der Abnahme der Receptivität
beim Zunehmen dieser Stärke. Das Reactionsvermögen
kann sich auf gleiche Weise im Lebenden wie im
Leblosen äussern. Die Receptivität aber ist immer
höherer Art. Wenn es z. B. eine Elasticität gäbe,
die im Lebenden sich als Erregbarkeit darstellte, so
müfsle bei derselben der eine Factor, die Receptivität,
in dem Vermögen bestehen, zusammengedrückt zu
werden.. Dieser Factor würde- aber nicht, wie bei der
Elasticität des Leblosen, abnehmen mit dem Grade
der wirklichen Zusammendrückung, sondern mit der
absoluten Gewralt des Drucks. Der lebendig elastische
Körper würde, das eine mal mit einem doppelt so
schwerem Gewicht als das andere mal belastet, von
beiden bis zu einerlei Grad comprimirt werden, indem
ihn ein doppeltes Gewicht zu einer zweimal gröfsern
innern Thätigkeit als ein einfaches schon aufregte,
ehe noch jenes einen zweimal so grofsen Druck als
dieses hervorgebracht hätten Diese Aufregung wäre aber
nicht möglich, w'enn der lebende Körper von dem