behaupten. Beim Fluge wirken die elastischen Federn
oder Häute gegen die elastische Luft, und diese wirkt
zurück gegen jene. Der Flug ist ein immerfort erneuerter
Sprung in einem Medium, das selber den
Springwerkzeugen als Stütze dienet und worauf nicht
nur diese drücken, sondern welches mit seiner Federkraft
diesen auch entgegenwirkt. Alle Bewegungen
der fliegenden Thiere, die nicht unmittelbar den Zweck
haben, die unter ihnen befindliche Luftsäule niederzupressen,
dienen nicht, sich schwebend zu erhalten,
oder höher zu steigen, sondern sich gegen den Wind
im Gleichgewicht zu behaupten, den Schwerpunct zu
verändern und den Flug zu lenken.
Man hat geglaubt, beim Fluge der Vögel seyen
auch die, mit den Lungenzellen in Verbindung stehenden
Luftsäcke und Höhlungen der Knochen dieser
Thiere insofern mitwirkend, als die darin enthaltene,
durch die natürliche Wärme der letztem ausgedehnte
Luft specifisch leichter als die äussere wäre. E s ' ist
freilich wahr, dafs der Vogel vermöge dieser Luft
specifisch leichter ist, als er seyn würde, wenn die
Luftbehälter eine andere Materie als Luft enthielten.
Aber es ist unrichtig, was der Urheber dieser Meinung,
Willis*), und nach ihm Camper mit mehrern
andern Schriftstellern annahmen, der Vogel könne,
indem er tief einathmete, oder stark ausathmete, seine
specifische Schwere willkührlich vermehren oder ver*)
De anima brutor. Pars physiol. C. 3. Opp. omn. Ed. Blasii. p. 17»
mindern B a r th e z* ) hat dagegen mit Recht erinnert,
diese Vermehrung und Verminderung könne nicht eintreten,
wen» das Volumen des Körpers durch das
Aus_ „nd Einathmen nicht sehr verkleinert oder vergrößert
würde. Da dies nicht geschieht, so mufs die
Erfahrung, die man zum Beweise der obigen Meinung
angeführt hat, dafs ein Vogel, dem einer der Lutt-
behälter geöffnet ist,'nicht mehr zu fliegen vermag,
eine andere Erklärung zulassen. ft) Eine solche findet
sich auch in der Thatsache, dafs während dem Fluge
der Vögel die Respiration sehr erschwert, der Vogel
also von der in seinem Innern enthaltenen Luft zu
zehren genöthigt ist. Der verwundete Vogel kann dies
nicht mehr, weil bei ihm die Luftsäcke sich zusammenziehen
und die Luft, womit sie angefüllt waren, aus-
treiben. iS f \ Wie könnte auch der Condor sich von
der Meeresfläche bis zu einer Höhe von 20,000 Fufs
erheben und in dieser Region, wo die Luft so dünn ist,
*) Neue Mechanik der willkührlichen Bewegungen. Uebers. von C.
K f c y i und Naturgesch. der Vögel. B. 1. * 352)
machte in den rechten grofsen Luftsack des Bauchs
kleinen Einschnitt. Sie konnte sich hierauf kaum 6 Fufs über die Erde
erheben, und vermogte gar nicht mehr, sich in der Luft zu J
als er den Einschnitt so- weit vergröfsert hatte, dafs ei je em
die warme Luft daraus hervorströlimte,
§ 1 L o rry „nd C h a b rie r legten ein Band um den haften* The.1
des Thorax eines Vogels und fanden, dafs er dann nicht fliegen könne.
(Mém. du Mus. d’Hist. nat. T. VI. p. 447.) Aber ein Mensch, dem man
durch ein solches Band das Athemholilen erschwert, kann auc
mehr taufen. Dieser Versuch beweiset also nichts für die hy ios a isc
Nothwendigkeit der Anfüllung des Körpers der Vögel mi u ,
L o r r y und Ch ab rie r damit beweisen wollten.