vorzüglich von den Muskeln der äussern Gliedmaafsen.
Es inserirt sich z. B. der Masseter unter einem Winkel,
der sich weit mehr als bei den Muskeln der Extremitäten
dem rechten nähert, in die untere Kinnlade.
Auch stehen die, zu den automatischen Bewegungen
des Athemhohlens und anderer Functionen dienenden
Muskeln nicht ganz unter jenem Gesetz, obgleich
dieselben zum Theil dem Einflufs der Willkühr nicht
ganz entzogen sind. Es wirken z. B. die Zwischenrippenmuskeln,
das Zwerchfell und die Bauchmuskeln
auf andere Weise als die eigentlichen willkührlichen
Muskeln. Dieser Unterschied ist noch auffallender bei
den niedern als bei den hohem, articulirten Thieren.
In der ganzen Classe der Insecten sind die Brust-
und Bauchmuskeln beim Athemhohlen thätig. Zugleich
stehen sie unter der Herrschaft des Willens, und bei
den geflügelten Insecten werden durch die Brustmuskeln
die Flügel in Bewegung gesetzt. Sie wirken
aber mit weit weniger Verlust an Kraft als die Muskeln
der Beine, Fühlhörner und Frefswerkzeuge. Die
Anheftung der Muskeln ist ferner nicht einerlei an
den nehmlichen Muskeln verschiedener Thiere. Sie
inseriren sich unter weniger schiefen Winkeln und
entfernter vom Hypomochlion bei denen, die sich
mehr durch Stärke als durch Mannichfaltigkeit der
Bewegungen auszeichnen. Dies ist, nach C. F. W o lffs
Untersuchungen,*) der Fall beim Löwen. Alles ist
bei diesem Thier auf Kraft berechnet. Mannichfal-
*) Nov. Commentar. Acad. Petropol. T. XV. p. 517.
tigkeit der Bewegungen ist derselben nachgesetzt.
Beim Menschen hingegen, der lange, dünne Glieder
hat und dessen Muskeln sowohl nahe beim Hypo-
mochlion, als unter sehr spitzen Winkeln mit den
Knochen verbunden sind, zweckt der Muskelbau vorzüglich
auf Vielheit und Verschiedenheit der Bewegungen
ab, denen Ersparung von Kraft untergeordnet ist.
Nicht alle willkührliche Bewegungen werden aber
unmittelbar durch die Muskeln hervorgebracht. Manche
haben nur ihren entferntem Grund in der Kraft dieser
Organe 5 ihre nächste Ursache ist die Elasticität der
Knorpel und Ligamente. Bei den zweischaaligen Muscheln
geschieht das Schliessen der Schaalen durch
die Zusammenziehung von Muskeln; das OefFnen derselben
wird durch die Elasticität des am Schlofs dieser
Theile befindlichen Ligaments bewirkt. Die geflügelten
Insecten setzen ihre Flügel durch Verengerung und
Erweiterung der Brust in Bewegung. Die gröfsern
Brustmuskeln haben aber keinen Zusammenhang mit
den Flügeln, sondern es giebt zwischen ihnen und
der äussern Schaale des Thorax knorpelige Theile,
die mit dieser Schaale, mit den Flügeln und unter
sich so verbunden sind, dafs sie bei Zusammenziehung
jener Muskeln die Flügel heben, bei Erschlaffung
derselben diese sinken lassen. Nur für die Bewegungen
in horizontaler Richtung sind eigene, doch nur kleine
Flügelmuskeln vorhanden. *)
*) Ein Näheres über diesen Mechanismus findet man in C h a b rie r’s
Abhandlung über den Flug der Insecten. Mém du Mus. d’Hist. nat.
T. VI. p. 410. T. VII. p. 297. T. VIII. p. 47. 349.
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