Bauchknoten der Raupe zu dem achten Knoten übergeht.
*)
Nicht viel geringere Umwandelungen erleidet der
ausgebildete Fetus der Frösche und Salamander vor
seinem Auftreten als vollendetes Thier. Er durchbricht
als Fisch die Eischaale, lebt als solcher eine Zeitlang
unter dem Wasser und geht dann in ein vierfüfsiges
Thier über, das nur auf dem Lande oder an der
Oberfläche des Wassers einen dauernden Aufenthalt
haben kann. Er hat im Fischzustande nicht nur Kiemen,
die er nachher mit Lungen vertauscht, sondern
auch einen ähnlichen Bau des Systems der Blutgefafse
wie den Fischen eigen ist, der beim Uebergang in
den vollkommenen Zustand ebenfalls eine grofse Veränderung
erleidet. Die aus der Herzkammer entspringende
Arterie verzweigt sich in den Kiemen, und die
rückführenden Kiemengefäfse vereinigen sich, wie bei
den Fischen, zu einer Aorta, deren letzte Zweige in
Venen übergehen, die sich in die Vorkammer des
Herzens öffnen. Bei der Verwandlung wird der Stamm
der Kiemenarterien zur Aorta; diese Kiemengefäfse
verschwinden, und es bilden sich Zweige der Aorta
zu Lungenschlagadern aus.**) Die Froschlarven ver-
liehren zugleich den Schwanz und die Rückenflosse,
und mit diesen Theilen deren Knochen, Muskeln,
Gefäfse und Nerven. Dagegen entsteht ein ganz neuer
Apparat von Knochen, Muskeln u. s. wr. bei der Ent*)
H e ro ld ’ s Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge.
**) Rusconi Descrizione anat. degli organi delle larve delle Salamandre
aquatiche.
stehung der vordem und hintern Gliedmaafsen. Der
Nahrungscanal verkürzt sich bedeutend, während er
zugleich weiter wird.
Alle diese Verwandelungen erfolgen nicht durch
Veränderung der äussern Eindrücke, sondern gehen
den Veränderungen der letztem vorher. Die Raupe
wird nicht zum Schmetterling, weil sie den Nectar
der Blumen zu kosten bekömmt; sie erhält den Honigsaft
zur Nahrung, weil sie Schmetterling geworden ist.
Nirgends offenbart sich die Selbstthätigkeit des Lebens-
princips so sehr als bei jenen Vorgängen. Doch auf
der andern Seite verräth sich dabei auch die Beschränktheit
dieser Autocratie. Die Larven der Frösche verwandeln
sich nicht, wenn sie nicht hinreichende Nahrung
und Wärme haben; die der Salamander verwandeln
sich zwar auch ohne Nahrung, doch sehr langsam.*)
Diese Abhängigkeit auf der einen Seite und Unabhängigkeit
auf der andern von äussern Einflüssen
zeigt sich auch überhaupt bei dem Wachsthum aller
lebenden Wesen. Sie bleiben beständig abhängig von
denselben Einwirkungen, deren der Embryo zu seiner
Entwickelung bedurfte, von Wärme, atmosphärischer
Luft, Wasser und nährender Substanz. Aber das Ver-
hältnifs gegen diese Einflüsse verändert sich nach der
Geburt, ist sehr verschieden bei den verschiedenen
Arten der lebenden Wesen und bleibt nicht w'ährend
des ganzen Lebens das nehmliche. Das Licht, das dem
keimenden Saamenkorn schadet, ist der entwickelten
*) Kusconi a. a. O. W. F. E dw a rd ’« de l’influence des agens
physiques sur la vie. p. 108.