die Weibchen die von O. F. Müller beschriebene,
von der Ausdehnung des Eierbehältnisses entstehende
Erweiterung eines Theils der Schaale, den Sättel,
worin sich beständig zwei Eier befinden. Die befruchteten
Weibchen legen solche zwei Eier mehrere male in
wochenlangen Zwischenzeiten. Sie bringen zuweilen,
und zwar, wie Ramd o h r glaubt, wrenn sie nicht
hinreichend befruchtet sind, nur ein- oder zweimal
Wintereier hervor, worauf sie bei gelindem Wetter
wieder lebendige Junge, aber blos lebendiggebährende
Weibchen, erzeugen. Weibchen, die Ramdohr in
jener Jahreszeit nicht zur Befruchtung hatte gelangen
lassen, blieben bis zum November unfruchtbar, bekamen
jedoch zum Theil zu der Zeit Sättel, wo die meisten
befruchteten Weibchen solche hatten. Allein in diesen
Sätteln befanden sich keine Wintereier. Sie verlohren
dieselben wieder und gebahren nachher lebendige
Junge, welche meist aus lebendiggebälirenden Weibchen
und nur wenigen Männchen, ungefähr im Ver-
hältnifs wie 15 zu 1, bestanden. Diese Jungen pflanzten
sich bei einer künstlichen Temperatur von 5 bis 10° R.
über 0 den Winter hindurch ohne Begattung grade
wie im Sommer fort, und die von Zeit zu Zeit nur
selten erscheinenden Männchen waren ganz überflüssig.
Wenden wir uns zu den Mollusken, so finden
wir bei denen dieser Thiere, die sich begatten, ebenfalls
Beispiele von Fortpflanzung ohne Paarung.
Spallanzani*) sähe auf diese Weise sich die Paluh)
Mem. sur la respiration, p. 207.
dina vivipara vermehren. Von sechs Jungen, die er
aus dem Uterus einer solchen Schnecke nahm und
einzeln ganz isolirt aufzog, starben vier; die beiden
übrigen hatten im zweiten Jahr den Uterus voll lebendiger
Jungen, von welchen auch schon mehrere
zur Welt gebracht waren. Ok e n * ) sagt: er habe
beobachtet, dafs Limnaeüs auricularius sich durch vier
Generationen ohne alle Paarung fortpflanzte. Sobald die
junge Schnecke aus dem Ei gekrochen war, setzte
er sie in ein besonderes Glas. Dennoch legte sie Eier,
welche sich entwickelten und wieder vermehrten. Eine
der sonderbarsten Erscheinungen zeigen die Salpen.
Man findet die gleichartigen Individuen dieser Thiere
oft einzeln schwimmend, oft aber auch durch äussere
Fortsätze, die eine Art von Saugwarzen zu seyn scheinen,:
zu sehr ausgedehnten Gruppen vereinigt. Dafs ihr Zusammenhängen
eine wirkliche Paarung sey, läfst sich
nicht annehmen. Aber mit der Fortpflanzung steht
dasselbe doch in einer eigenen Beziehung. Nach
Es ch s ch o l t z ’s Beobachtungen**) findet ein fester
Wechsel in der Erzeugung der sich vereinigenden
und der einzeln lebenden Individuen statt. Diese
werden immer nur von jenen und jene nur von diesen
erzeugt. Den einzeln lebenden fehlen die zur Vereinigung
nöthigen Organe, und sie unterscheiden sich
von den andern auch in der übrigen Organisation.
Bei den Würmern sind noch keine ähnliche Er-
*) Isis. 1825. H. XI. S. 1254.
**) In C h am isso ’ s Schrift: De animalibus quibusdam e classe
vermium Linnaeana. Fase. I. p. 2. 19.