erzeugen, die aber bald wieder verschwinden. Dieser
Expansion folgt wieder eine Zusammenziehung des
Keims zu einer Scheibe, die in der Mitte dick, undurchsichtig
und kreideweifs, an ihren Rändern halb-
durchsichtig und nebelartig grau ist, und welche immer
auf der Oberfläche des Dotters die nehmliche Stelle
des Eies einnimmt, wo dasselbe am Schwanz der Mutter
seine Befestigung hat. Die Keimscheibe verändert ihre
Gestalt. Sie ’bekömmt zuletzt die Form eines Kartenherzens,
das in der Mitte des schmalen Endes eine
Vertiefung hat. Aus dieser Vertiefung nimmt der ganze
Hinterleib seinen Ursprung. Auf der den Umkreis
derselben begränzenden Fläche bilden sich die Fühlhörner,
die Lippen, die Frefszangen u. s. w. *)
Im befruchteten Ei der Vögel verschwindet, nachdem
dasselbe sich vom Eierstock getrennt hat, ein
in der Narbe liegendes Bläschen, das schon vor d^r
Befruchtung zugegen ist.**) Der Keim, der bei der
Anwesenheit dieses Bläschens einen kleinen runden
Hügel vorstellt, nimmt gleich nach dem Anfang der
Bebrütung an Umfange zu und bekömmt, wie der
des Spinneneies, eine längliche, in der Mitte etwas
eingedrückte Gestalt. Die Ringe, wovon er umgeben
ist, werden zahlreicher und breiter. Der Dotter steigt
nach dem stumpfen Ende des Eies zum Luftbehälter
herauf, und dann tritt die Erscheinung des Embryo
in dem Keim ein.
Rathke a. a. O. S. 5 fg.
**) J. E. P u r k in je Symbolae ad ovi avium historiam ante incu-
bationem. Vratislav. 1825.
Alle Embryonen der Thiere entstehen wie die
der Pflanzen zuerst durch eine Art von Juxtaposition,
ein Gerinnen der Flüssigkeit des Keimsacks und
Anschiessen des Geronnenen zu gewissen Formen.
Das Keimwasser kömmt mit der Flüssigkeit des
Schleimgewebes überein, das in allen Thieren und
allen thierisclien Theilen enthalten ist, und besteht
wie diese aus Kügelchen, die in einer schleimigen
Materie schwimmen. Die Kügelchen treten bei der
Bildung eines organischen Theils zusammen, und der
Raum zwischen ihnen, der vorher neblig war, er-'
scheint nach ihrer Vereinigung im Umfange klar und
durchsichtig. Jedes Rudiment eines solchen Theils
ist deswegen von einem hellen Hof umgeben.*) Die
Periode jener ersten Bildung hat aber sowohl bei
den verschiedenen Thieren, als bei den verschiedenen
Theilen eines und desselben Thiers eine verschiedene
Dauer, und die Theile gelangen immer erst nach
mehrern Umwandlungen ihrer ursprünglichen Form
zu ihrer letzten Gestalt. Nach H e r o ld ’s Schilderung
der Entstehung des Embryo der Spinnen**) währt
für diesen jene Periode bis zur völligen Entwickelung
desselben. Wenn hiervon auch etwas abzurechnen
seyn sollte, so hat sie doch bei diesen Thieren eine
lange Dauer, und wahrscheinlich eine noch längere
bei den geflügelten Insecten, denen die Blutgefäfse
ganz fehlen. Herold giebt die verdichtete Auflösung
des Keimwassers im Eiweifs als die Flüssigkeit an,
) Von Baer über Entwickelungsgeschichte der Thiere. Th. 1. S. 16.
A- a. O.